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Wandelbots Dresden schließt Techniksparte

Wandelbots-Chef Christian Piechnick führt die neue "Trace Pens"-Anlernstation für Roboter vor. Foto: Heiko Weckbrodt

Wandelbots-Chef Christian Piechnick. Foto: Heiko Weckbrodt

Über 1/3 der Belegschaft musste gehen, Uni-Ausgründung macht als Software-Schmiede weiter,

Dresden, 4. Januar 2024. Anlern-Stifte und -Jacken für die Roboter-Schulung sind in der Wirtschaft doch nicht so gut angekommen wie erhofft. Daher haben die „Wandelbots“-Gründer um Christian Piechnick ihre Hardware-Sparte geschlossen, rund 60 von 160 Arbeitsplätzen gestrichen und führen das Dresdner Robotik-Unternehmen nun als reine Software-Schmiede fort. Das hat Wandelbots auf Anfrage mitgeteilt.

Umzug ins Kino in der Fabrik geplant

Wandelbots soll im Zuge dieser neuen Ausrichtung ins ehemalige Kupplungswerk in Dresden-Löbtau umzuziehen, wo zuvor das „Theater in der Fabrik“ (TiF) und das „Kino in der Fabrik“ (KiF) zu Hause waren. Derzeit sucht das Unternehmen deshalb einen Nachmieter für die Villa an der Rayskistraße, in der Wandelbots derzeit sitzt.

Weil die Wandelbots-Belegschaft zunächst stetig wuchs, hatte Wandelbots abgesehen von der Villa an der Tiergartenstraße in Dresden auch Räume bei Xenon Dresden und diese Villa an der Rayskistraße angemietet. Die will das Robotik-Unternehmen nun wieder loswerden und sucht Nachmieter. Foto: Heiko Weckbrodt

Weil die Wandelbots-Belegschaft zunächst stetig wuchs, hatte Wandelbots abgesehen von der Villa an der Tiergartenstraße in Dresden auch Räume bei Xenon Dresden und diese Villa an der Rayskistraße angemietet. Die will das Robotik-Unternehmen nun wieder loswerden und sucht Nachmieter. Foto: Heiko Weckbrodt

Systemintegratoren und industriellen Mittelstand als Zielgruppe ins Auge gefasst

Als Kernprodukt will das Wandelbots-Team seine Software weiterentwickeln, mit der sich Roboter verschiedener Hersteller und Typen ohne Spezial-Programmierkenntnisse für neue Aufgaben anlernen lassen. Diese eigenen Programme möchten die Dresdner mit der virtuellen Fabrik-Simulation „Omniverse“ des Grafikchip-Konzerns „Nvidia“ koppeln. Damit könnte Wandelbots seinen Kunden virtuell vorbereitete Lösungen für Automatisierungslücken anbieten und dann dafür die Roboter programmieren. Als Zielgruppen dafür sehen sie einerseits Systemintegratoren, Maschinenbauer und andere Automatisierer, denen die Wandelbots-Software die Programmierung verschiedener Robotermodelle – als Vermittler zwischen der Spezialsoftware der Roboter und allgemeiner Programmiertätigkeit à la Python – erleichtern soll. Die Komplettsimulationen sind andererseits für kleinere und mittlere Unternehmen gedacht, die bereits einige Roboter im Produktionseinsatz haben, aber die Automatisierung weiter hochschrauben wollen.

Hoffnung auf erste Gewinne ab 2028

Angesichts der neuen Ausrichtung geht Wanitschke davon aus, dass Wandelbots erstmals in fünf Jahren profitabel wird. Bis dahin werde eine weitere Finanzierungsrunde nötig sein. Das heißt, das Unternehmen wird sich um weiter Einlagen von Risikokapitalisten bemühen.

Die Wandelbots-Gründer (Von links nach rechts): Giang Nguyen, Christoph Biering, Georg Püschel, Sebastian Werner, Maria Piechnick, Christian Piechnick, Jan Falkenberg. Foto: Jörg Simanowski für Wandelbots

Das Archivbild zeigt die Wandelbots-Gründer (von links nach rechts): Giang Nguyen, Christoph Biering, Georg Püschel, Sebastian Werner, Maria Piechnick, Christian Piechnick, Jan Falkenberg. Foto: Jörg Simanowski für Wandelbots

„Demokratisierung der Robotik“ auf der Agenda

Wandelbots war Anfang 2018 als Ausgründung von Software-Technologen der TU Dresden entstanden. Das junge Unternehmen versprach eine „Demokratisierung der Robotik“, gemeint war damit ein erleichterter massenhafter Robotereinsatz auch jenseits der großen Autowerke und Chipfabriken. Mit Sensorjacken und „Tracepen“-Anlernstiften sorgte Wandelbots bald auch überregional für Schlagzeilen. Diese Jacken und Stifte sollten den Robotik-Einsatz auch in kleinen Betrieben bis hin zum Handwerk drastisch vereinfachen: Statt hochspezialierte Roboter-Experten anzuheuern, sollten die Facharbeiter vor Ort neugekaufte Roboter selbst anlernen, indem sie ihnen die nötigen Arbeitsabläufe vormachen.

Ein Wandelbots-Mitarbeiter macht dem Leichtbau-Roboter im Hintergrund mit einem "Tracepen"-Sensorstift eine neue Aufgabe an einer Scheibe vor. Foto: Wandelbots

Ein Wandelbots-Mitarbeiter macht dem Leichtbau-Roboter im Hintergrund mit einem „Tracepen“-Sensorstift eine neue Aufgabe an einer Scheibe vor. Foto: Wandelbots

Trotz einiger Achtungserfolge und namhafter Partner wie Volkswagen konnte sich Wandelbots mit seiner Anlern-Technik aber letztlich nicht so recht durchsetzen. Daher wollen die Wandelbots-Gründer nun auf die „Übersetzungs-Software“ dieser Systeme fokussieren, sie weiterentwickeln und an Endnutzer sowie Komplettanbieter lizenzieren. Wachsen sollen in diesem Zuge ein Betriebssystem namens WandelOS sowie Apps für den Roboter-Einsatz.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Wandelbots, Oiger-Archiv, Linkedin

Hinweis: Dieser Bericht basiert auf einem ausführlicheren Artikel des Autors, der zuvor in „Wirtschaft in Sachsen“ erschienen ist.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt