Über 1/3 der Belegschaft musste gehen, Uni-Ausgründung macht als Software-Schmiede weiter,
Dresden, 4. Januar 2024. Anlern-Stifte und -Jacken für die Roboter-Schulung sind in der Wirtschaft doch nicht so gut angekommen wie erhofft. Daher haben die „Wandelbots“-Gründer um Christian Piechnick ihre Hardware-Sparte geschlossen, rund 60 von 160 Arbeitsplätzen gestrichen und führen das Dresdner Robotik-Unternehmen nun als reine Software-Schmiede fort. Das hat Wandelbots auf Anfrage mitgeteilt.
Umzug ins Kino in der Fabrik geplant
Wandelbots soll im Zuge dieser neuen Ausrichtung ins ehemalige Kupplungswerk in Dresden-Löbtau umzuziehen, wo zuvor das „Theater in der Fabrik“ (TiF) und das „Kino in der Fabrik“ (KiF) zu Hause waren. Derzeit sucht das Unternehmen deshalb einen Nachmieter für die Villa an der Rayskistraße, in der Wandelbots derzeit sitzt.
Systemintegratoren und industriellen Mittelstand als Zielgruppe ins Auge gefasst
Als Kernprodukt will das Wandelbots-Team seine Software weiterentwickeln, mit der sich Roboter verschiedener Hersteller und Typen ohne Spezial-Programmierkenntnisse für neue Aufgaben anlernen lassen. Diese eigenen Programme möchten die Dresdner mit der virtuellen Fabrik-Simulation „Omniverse“ des Grafikchip-Konzerns „Nvidia“ koppeln. Damit könnte Wandelbots seinen Kunden virtuell vorbereitete Lösungen für Automatisierungslücken anbieten und dann dafür die Roboter programmieren. Als Zielgruppen dafür sehen sie einerseits Systemintegratoren, Maschinenbauer und andere Automatisierer, denen die Wandelbots-Software die Programmierung verschiedener Robotermodelle – als Vermittler zwischen der Spezialsoftware der Roboter und allgemeiner Programmiertätigkeit à la Python – erleichtern soll. Die Komplettsimulationen sind andererseits für kleinere und mittlere Unternehmen gedacht, die bereits einige Roboter im Produktionseinsatz haben, aber die Automatisierung weiter hochschrauben wollen.
Hoffnung auf erste Gewinne ab 2028
Angesichts der neuen Ausrichtung geht Wanitschke davon aus, dass Wandelbots erstmals in fünf Jahren profitabel wird. Bis dahin werde eine weitere Finanzierungsrunde nötig sein. Das heißt, das Unternehmen wird sich um weiter Einlagen von Risikokapitalisten bemühen.
„Demokratisierung der Robotik“ auf der Agenda
Wandelbots war Anfang 2018 als Ausgründung von Software-Technologen der TU Dresden entstanden. Das junge Unternehmen versprach eine „Demokratisierung der Robotik“, gemeint war damit ein erleichterter massenhafter Robotereinsatz auch jenseits der großen Autowerke und Chipfabriken. Mit Sensorjacken und „Tracepen“-Anlernstiften sorgte Wandelbots bald auch überregional für Schlagzeilen. Diese Jacken und Stifte sollten den Robotik-Einsatz auch in kleinen Betrieben bis hin zum Handwerk drastisch vereinfachen: Statt hochspezialierte Roboter-Experten anzuheuern, sollten die Facharbeiter vor Ort neugekaufte Roboter selbst anlernen, indem sie ihnen die nötigen Arbeitsabläufe vormachen.
Trotz einiger Achtungserfolge und namhafter Partner wie Volkswagen konnte sich Wandelbots mit seiner Anlern-Technik aber letztlich nicht so recht durchsetzen. Daher wollen die Wandelbots-Gründer nun auf die „Übersetzungs-Software“ dieser Systeme fokussieren, sie weiterentwickeln und an Endnutzer sowie Komplettanbieter lizenzieren. Wachsen sollen in diesem Zuge ein Betriebssystem namens WandelOS sowie Apps für den Roboter-Einsatz.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Wandelbots, Oiger-Archiv, Linkedin
Hinweis: Dieser Bericht basiert auf einem ausführlicheren Artikel des Autors, der zuvor in „Wirtschaft in Sachsen“ erschienen ist.
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.