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Ostsächsische Handwerker schauen pessimistisch in die Zukunft

Handwerkerbedarf wird zunehmend auch online gekauft. Foto: Heiko Weckbrodt

Im Handwerk ist die Stimmungslage mau. Foto: Heiko Weckbrodt

Handwerkskammer Dresden: „Schwache Konjunktur hinterlässt deutliche Bremsspuren“

Dresden, 24. April 2024. Die ostsächsischen Handwerker schauen mit Sorge in die Zukunft: „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen derzeit einfach nicht“, erklärt Dachdecker Jörg Dittrich als Präsident der Handwerkskammer Dresden. „Der Fachkräftemangel, die Inflation, hohe Zinsen und die Konsumzurückhaltung der Kunden belasten die Unternehmen schwer und bremsen sie aus. Die Politik muss daher zügig Impulse setzen, um die konjunkturelle Talfahrt zu beenden.“

Konjunktur-Barometer sinkt seit 2019

In der Frühjahrs-Konjunkturumfrage der Kammer war der Geschäftsklimaindex im Jahresvergleich zuletzt um acht auf nun 104 Punkte abgesackt. Gerade einmal zehn Prozent der befragten Handwerker erwarten bessere Geschäfte in der Zukunft. „Seit dem Frühjahr 2019 – als der Geschäftsklimaindex bei 137 Punkten stand – hält ein starker negativer Trend an“, heißt es von der Kammer.

Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski (links) und Dresdner Präsident Jörg Dittrich von der Handwerkskammer Dresden präsentieren ihre Konjunkturanalyse fürs Frühjahr 2018 und ihre bildungspolitischen Forderungen an die sächsische Landesregierung. Foto: Heiko Weckbrodt

Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski (links) und Dresdner Präsident Jörg Dittrich. Foto: Heiko Weckbrodt

Anreiz-Programme gefordert

Unter Zugzwang sieht Kammer- Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski vor allem die Politiker: „Die konjunkturelle Dynamik im Handwerk ist erloschen“, warnt er. „Dringend nötige gesamtwirtschaftliche Anreize fehlen. Wo sind die Programme, die die Konsumlaune der Verbraucher steigern? Wo sind die Programme, die die Bauwirtschaft ankurbeln? Wo sind die Programme, die den Unternehmen mehr Freiheiten geben – Freiheiten zu investieren, Freiheiten neue Wege zu gehen?“

Personalmangel verschärft sich

Die trübe Auftragslage im Handwerk geht einher mit weniger Beschäftigung: 17 Prozent der Unternehmen gaben an, die Zahl ihrer Angestellten habe sich verringert. Zwölf Prozent erwarten dies in naher Zukunft. „Sicherlich spielt die demografische Entwicklung – also der Eintritt von älteren Mitarbeitern in den Ruhestand – eine entscheidende Rolle“, meinen die Kammer-Vertreter. Schon heute bremse der Personalmangel das Wachstum im Handwerk. „Fachkräftesicherung und Fachkräftegewinnung seien von daher „zentrale Herausforderungen für die Zukunft“ des Handwerks.

7-Punkte-Wunschliste: von Prämien für Praktika bis mehr Berufsorientierung an Gymnasium

Dittrich und Brzezinski haben dafür auch schon eine Wunschliste an die Adresse der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker präsentiert. Sie fordern unter anderem:

  • Die Gleichwertigkeit zwischen dualer und akademischer Bildung gesetzlich zu verankern.
  • Die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen zu einem festen Bestandteil zu machen – insbesondere auch in der gymnasialen Oberstufe.
  • Den Ausbau der praktischen Erfahrungen von Schülern in den Betrieben zu fördern, etwa durch feste Praxistage, zusätzliche Pflichtpraktika und einer Prämie für Ferienpraktika. Um Ferienpraktika attraktiver zu gestalten, sollte eine Praktikumsprämie gezahlt werden, wie sie zum Beispiel in Sachsen-Anhalt mit Erfolg eingeführt wurde.
  • Das an den Berufsschulstandorten ausreichend gut ausgestattete und von Mitarbeitern betreute Unterkünfte für die Auszubildenden vorhanden sind.
  • Dass Azubis – genauso wie die Studenten – ein ermäßigtes Deutschlandticket erhalten oder einen Zuschuss dafür.
  • Fördermittel für die berufliche Bildung aufgestockt werden, um beispielsweise Weiterbildungsstipendien adäquat zu finanzieren.
  • Die Finanzierung der überbetrieblichen Lehrunterweisung gilt es dauerhaft auf ein sicheres und auskömmliches Fundament zu stellen.

Kritik an Lehrermangel und schlechten Unterkünften für Lehrlinge

„Qualität der Lehre, Lehrermangel, Unterrichtsausfall, lange Schulwege, mangelnde Unterkünfte beziehungsweise schlechte Unterkünfte, steigende Kosten der Ausbildung sind Themen, die dringend angegangen werden müssen“, betont Kammerpräsident Dittrich. Dies erfordere „zeitnahe, praktikable und unbürokratische Lösungen“.

Autor: Oiger

Quellen: HWK DD, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt