
Reinräume sind teuer und rar. Ausgründungen aus Instituten wie dem IPMS Dresden (hier der Reinraum der Fraunhofer-Photoniker) dürfen oft noch eine Zeitlang deren Infrastrukturen nutzen. Für andere junge Chip-Firmen versucht die Stadttochter TZD in ihren Technologiezentren Miet-Reinräume bereitzustellen. Foto: Fraunhofer-IPMS
Zweites Nanoelektronik-Zentrum beim Flughafen und Tieftech-Campus am Kraftwerk Mitte geplant
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Dresden, 6. Juli 2023. Bedarf und Platz für weitere Technologiezentren mit „Spezial-Infrastruktur“ für Halbleiter- und andere Hightech-Gründungen in Dresden sieht Torsten Fahrig, der neue Chef der dahinter stehenden Betreibergesellschaft. Er plane unter anderem einen „Deeptech“-Campus am Kraftwerk Mitte und ein zweites Technologiezentrum in Flughafennähe, erklärte der Geschäftsführer der Technologiezentrum Dresden GmbH (TZD) auf Oiger-Anfrage. Oben im Dresdner Norden betreibt die TZD bereits ein Nanoelektronikzentrum, das nach einigen Startschwierigkeiten inzwischen hochausgelastet ist.

Torsten Fahrig ist seit Juli 2023 Chef der Technologiezentren in Dresden. Foto: Fotostudio sceneline via Fahrig
Miet-Reinräume senken Einstiegshürden für neue Chip-Firmen
Gerade dort hatte sich gezeigt, wie wichtig für die hiesige Gründerszene die von Fahrig angesprochene „Spezial-Infrastruktur“ ist: In Dresden gehört die Mikroelektronik zu den Leitindustrien – und da sind die Einstiegshürden groß. Abgesehen von den teuren Anlagen, die Chipfertigung braucht, sind dafür vor allem Reinräume nötig. Und die kann sich kaum eine Neugründung auf Anhieb leisten. Manche Halbleiter-Start-ups, die sich aus Fraunhofer oder der TU Dresden ausgründen, können zwar oft deren Reinräume noch eine Weile weiterbenutzen. Andere dagegen mieten sich eben in die Sonder-Technologiezentren in Dresden ein, in denen es eben nicht nur Büroräume gibt, sondern teilweise auch schon Reinräume, Werkstätten, Labore und technische Produktionsflächen oder diese zumindest infrastrukturell vorbereitet sind. Auch im Nanoelektronikzentrum hatte der Mieteransturm erst eingesetzt, nachdem die Stadt dort die Hightech-Infrastrukturen endlich fertiggestellt hatte.

Bertram Dressel (links) übergab jüngst einen symbolischen Staffelstab an Torsten Fahrig, der ihn an der Spitze der Dresdner Technologiezentren ablöst. Foto: TZD
Spezialisierungskurs: Techzentren für Biotech, Nanoelektronik und Software geschaffen
Unter Fahrigs Vorgänger Bertram Dressel hatte die TZD-Gesellschaft in den vergangenen zwei Dekaden ohnehin zunehmend einen Spezialisierungskurs gefahren: War das erste Technologiezentrum im Dresdner Süden an der Gostritzer Straße noch recht allgemein vor allem für Ausgründungen der TU Dresden gedacht gewesen, folgte später ein spezielles Bioinnovationszentrum (Bioz) im Medizin- und Biotech-Stadtteil Johannstadt. Das besagte Nanoelektronikzentrum entstand wiederum im Dresdner Norden, wo sich bereits Infineon, Globalfoundries, Bosch, X-Fab und andere Chipunternehmen ballen. Die Universellen Werke Dresden sind wiederum in Uni-Nähe saniert worden und beherbergen unter anderem Software-, Leichtbau– und Robotik-Spezialisten.

Neben dem bereits sanierten Trakt der Universellen Werke reißen Bagger im Auftrag von Investor Immopact einen der Fabrikaltbauten von Nagema ab. Dort soll bis 2024 ein Neubautrakt für das Technologiezentrum entstehen. Foto: Heiko Weckbrodt
Umfangreiches Ausbau-Programm ist bereits im Gange
All diese Bestandsobjekte werden derzeit ausgebaut: Im TZD Süd errichten die Bauarbeiter bis 2024 die neuen Riegel 3 bis 5. In Dresden-Johannstadt reißen die Arbeiter derzeit das alte Schulverwaltungs-Gebäude vor dem Uniklinkum ab und bauen danach dort das „Bioz 2“. Und auch auf dem Areal der Universellen Werke Dresden saniert ein Investor einen weiteren Teil der alten Fabrikgebäude an der Zwickauer Straße, um eine weitere Ausbaustufe dieses Technologiezentrums zu ermöglichen.

Als Exponat inszeniertes Relikt alter Energietechnik im ehemaligen Kraftwerk Mitte in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt
Schalterhalle 9 soll ab 2025 Deeptech-Firmen ausbrüten
Als jüngstes Projekt entsteht derzeit ein neues Technologiezentrum in der „Schalterhalle 9“ im ehemaligen Kraftwerk Mitte. Ab Ende 2025 soll die Schalterhalle als Ausbrüter, also als Inkubator, für junge Firmen dienen, die sich mit besonders herausfordernden Technologien (neudeutsch: „Deep Tech“) beschäftigen. Diese Projekt ist besonders eng mit der Agenda des neuen TZD-Chefs verknüpft: „Ein wichtiges Anliegen ist mir die enge Zusammenarbeit mit der TU Dresden zur Stärkung des Technologietransfers“, erklärte er. So will er enger mit mit dem „Excellence Center for Innovation, Transfer and Entrepreneurship“ („TUD|excite“) der Uni kooperieren und gemeinsame Infrastrukturen für Gründer aufbauen. Und dafür biete sich ganz besonders der entstehende Deeptech-Campus auf dem Gelände am Kraftwerk Mitte an.
Campus für „tiefe Technologien“ am ehemaligen Kraftwerk
Perspektivisch will Fahrig dieses Campus-Konzept noch erweitern: Er wolle das „Kraftwerk Mitte, aber auch andere Technologiezentren mit Campus als Technologie-Demonstratoren und Erlebniswelten mit Leuchtturmcharakter ausbauen, um die Sichtbarkeit – auch international – der Stadt Dresden zu stärken“.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Auskünfte Fahrig, Oiger-Archiv
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