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VW-Softwarezentrum in Dresden wächst

Programmieren und entwickeln im Ambiente einer ehemaligen Maschinenfabrik - und wer will, darf auch von zu Hause aus arbeiten: Das Sofware-Entwicklungszentrum SID von VW nach dem Umzug in die Universellen Werke Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Programmieren und entwickeln im Ambiente einer ehemaligen Maschinenfabrik – und wer will, darf auch von zu Hause aus arbeiten: Das Software-Entwicklungszentrum SID von VW nach dem Umzug in die Universellen Werke Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Entwickler für Rechnerwolken, Roboterlehrer und das neue, digitale Produzieren sind in die Universellen Werke umgezogen

Dresden, 7. Juni 2022. Weil seine Aufgaben und Teamstärke seit der Gründung 2018/2019 deutlich gewachsen sind, ist das Dresdner Entwicklungszentrum von Volkswagen von der gläsernen Manufaktur mittlerweile in die „Universellen Werke Dresden“ umgezogen. Von einer kleinen Startmannschaft ist das Zentrum mittlerweile auf 50 Beschäftigte expandiert und soll in den nächsten Jahren auf etwa 80 Köpfe weiterwachsen. Das hat Uwe Wieland mitgeteilt, der das „Software Innovation Development“-Zentrum (SID) in der sächsischen Landeshauptstadt leitet.

Oberbürgermeister: Zentrum wird Sogwirkung entfalten

„Volkswagen hat in Dresden nicht nur die gläserne Manufaktur errichtet, sondern treibt seither in der ganzen Stadt Innovationen voran und sorgt so für Wertschöpfung am Standort“, begrüßte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) die Weichenstellungen bei VW. „Die Ansiedlung wertet unseren Software-Campus Universelle Werke weiter auf und wird Sogwirkung entfalten.“

Standort punktet mit Software- und KI-Kompetenzen

Das Kernprodukt der VW-Gruppe ändere sich seit geraumer Zeit massiv, erklärte Wieland die Hintergründe: Elektrische Antriebe, autonomes Fahren, Konnektivität und ähnliche digitale Merkmale bestimmen über den Marktwert eines Autos in wachsendem Maße mit. Parallel dazu verändern sich die Produktions- und Logistikprozesse für die Automobilfabriken. Hier will VW künftig auch mehr und mehr Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) und andere moderne digitale Technologien einsetzen, für die Dresden besonders prädestiniert ist: „Mit der rasanten Entwicklung der industrienahen Softwareindustrie und der Vorreiterrolle von TU und HTW in der Kommunikationstechnologie verfügt Dresden über klare Standortvorteile“, meint Wieland.

Eine Plattform für die gesamte VW-Gruppe

Denn eben dort setzt das noch junge Entwicklungszentrum seine Schwerpunkte: Gemeinsam mit der Amazon-Tochter AWS entwickeln die Dresdner eine komplett neue digitale Produktionsplattform mit eigener Rechnerwolke (Cloud) für Werke der Volkswagen-Gruppe weltweit. Außerdem arbeiten die 50 Expertinnen und Experten an konkreten Anwendungsszenarien: am einer cloud-gestützten modernen Bauteile-Planung für die Automontage, an möglichst einfachen Wegen, um Roboter zum Beispiel für die Qualitätskontrolle anzulernen, und an Systemen, die alle Fahrzeuge, Behälter und Komponenten in einer Fabrik die ganze Zeit über orten können. Als dies soll die Fertigungskosten drücken und für hohe Qualität sorgen, mit der sich VW gegen neue Wettbewerber wie Tesla aus den USA oder chinesische Anbieter auf dem europäischen Markt abzuheben versucht.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP, links) hält mit Joachim Frey, der das VW-Softwarezentrum gemeinsam mit Uwe Wieland leitet, einen Umzugskarton vor den Universellen Werken Dresden in der Hand. Foto: Heiko Weckbrodt

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP, links) hält mit Joachim Frey, der das VW-Softwarezentrum gemeinsam mit Uwe Wieland leitet, einen Umzugskarton vor den Universellen Werken Dresden in der Hand. Foto: Heiko Weckbrodt

Auch andere Hightech-Firmen und Institute reizt das Industrieambiente

Am neuen Standort hat das SID für diese und weitere Aufgaben mehr Platz bekommen: 1300 Quadratmeter Büroflächen hat sich VW im Retro-Industrieambiente der ehemaligen Verpackungsmaschinenfabrik an der Zwickauer Straße gesichert, die der private Investor Immopact seit einigen Jahren gemeinsam mit der Stadt schrittweise zu einem Software- und Robotik-Technologiezentrum umbaut. Dieser Technologiecampus in Uni-Nähe fasziniert auch viele andere Hightech-Firmen und Forschungseinrichtungen: Das DLR-Softwareinstitut für virtuelle Zwillinge ist in die Universellen Werke eingezogen, ein Teilbereich des Fraunhofer-Instituts IWS, aber auch Robotikfirmen und Softwareschmieden.

Längst ist das ehemalige Haus E des Verpackungsmaschinen-Kombinats „Nagema“ beziehungsweise der früheren „Universellen Werke“, das als erstes in einer Technologiezentrums-Trakt umgebaut wurde, voll ausgelastet. „Aus einer ehemaligen Hinterlage ist ein prosperierender Software-Standort entstanden“, schätzte Oberbürgermeister Hilbert ein. Der erste Riegel sei ganz schnell vermietet gewesen, ergänzte Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke. Daher arbeite man gemeinsam mit Immopact nun daran, weitere Bauabschnitte fertigzustellen und das Areal besser zu erschließen – unter anderem lässt Franke derzeit weitere Abschnitte der alten Holperpiste Zwickauer Straße vor den UWD sanieren.

Lokschuppen wird Leichtbau-Zentrum und nebenan werkeln schon die Abrissbagger für einen Neubau

Derweil hat Immopact die Abrissbagger anrollen lassen: Die machen derzeit die benachbarte Brache platt: Anders als beim ersten Bauabschnitt wird hier nicht der Fabrikaltbau saniert. Vielmehr soll dort bis 2024 ein zusätzlicher Neubautrakt für das Technologiezentrum entstehen. Ein Grund dafür: Besonders die Nachfrage für Laborräume aus der Hightech-Szene ist groß und die hätte man im Altbau samt leistungsfähiger Infrastruktur nur schwer unterbringen können, erklärte Robert Franke.

Neben dem bereits sanierten Trakt der Universellen Werke reißen Bagger im Auftrag von Investor Immopact einen der Fabrikaltbauten von Nagema ab. Dort soll bis 2024 ein Neubautrakt für das Technologiezentrum entstehen. Foto: Heiko Weckbrodt

Neben dem bereits sanierten Trakt der Universellen Werke reißen Bagger im Auftrag von Investor Immopact einen der Fabrikaltbauten von Nagema ab. Dort soll bis 2024 ein Neubautrakt für das Technologiezentrum entstehen. Foto: Heiko Weckbrodt

Bereits so gut wie fertig ist derweil eine neue Halle am ehemaligen Lokschuppen dahinter. Dort eröffnet in wenigen Tagen ein Leichtbau-Validierungszentrum, an dem das Leichtbauinstitut ILK der TU Dresden wesentlich beteiligt ist. Auch der bayrische Heizungs- und Klimatechnik-Hersteller „Viessmann“ will dort ein Entwicklungszentrum einrichten.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: VW, LHD, Wifö, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt