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„Die purpurnen Flüsse 3“: Zwischen Pest und Jüngstem Gericht

"Die purpurnen Flüsse" ziehen einen Teil ihres Charmes aus der ästhetisierten Bildsprache der Serie. Hier sinniert gerade Kommissar Niémans  (Olivier Marchal) über die eigene Vergangenheit am pittoresken Strand des Ärmelkanals. Foto: Edel Motion via Glücksstern

„Die purpurnen Flüsse“ ziehen einen Teil ihres Charmes aus der ästhetisierten Bildsprache der Serie. Hier sinniert gerade Kommissar Niémans (Olivier Marchal) über die eigene Vergangenheit am pittoresken Strand des Ärmelkanals. Foto: Edel Motion via Glücksstern

Neue starke Staffel der französischen Krimiserie im Heimkino erschienen

Die französische Krimiserie „Die purpurnen Flüsse“ meldet sich mit einer starken dritten Staffel im Heimkino zurück. Darin stürzen sich die Ermittler Pierre Niemans (Oliver Marchal) und Camille Delauny (Erika Sainte) mitten hinein in die tödlichen Ränke, in die blutigen Rachefeldzüge und Sektenbewegungen der französischen Provinz.

Nichts für schwache Nerven

Und wieder sparen die Macher der Serie nicht mit starkem Tobak: Ganz in der Tradition des ursprünglichen gleichnamigen Thrillers mit Jean Reno sind „Die Purpurnen Flüsse“ nichts für Zartbesaitete. Ähnlich wie die Schweden inszenieren die Franzosen ihre jüngeren Krimis wenig zimperlich. Das wird gezeigt, was Menschen Menschen antun.

Werbevideo (Krimikollegen)
für "Die purpurnen Flüsse 3":

Festival mit Häutungseinlage

In der Folge „Das Festival“ beispielsweise finden Feuerwehrmänner in einem brennendem Pfarrhaus ein junges Paar: Rücken an den Rücken zusammengenäht, nackt, die Kehlen aufgeschlitzt, Teile der Haut sind abgeschnitten. Wie sich bald herausstellt, hatten sich die beiden zuvor den Ritualen einer neuheidnischen Sekte unterzogen, waren dort aber als „Hippie“ verachtet worden – heute ein ähnliches Schimpfwort wie „Yuppies“ in den 80ern oder 90ern. Aber waren es wirklich die Gurus dieser Sekte, die die deutschen Touristen massakriert haben oder womöglich fundamentalistische Christen aus dem Dorfe? Gerade Niemans tut sich schwer, mit dieser Bewegung jugendlicher Schwärmer warm zu werden, bekommt dann aber aus deren eigenen Reihen unerwartete Unterstützung.

Der Unternehmersohn agiert als neuheidnischer Guru im Waldlager, verfolgt aber ganz eigene Ziele. Foto: Edel Motion via Glücksstern

Der Unternehmersohn agiert als neuheidnischer Guru im Waldlager, verfolgt aber ganz eigene Ziele. Foto: Edel Motion via Glücksstern

Schwarzer Tod im Labor wiedererweckt

In „Die Pest“ wiederum haben es Niemans und Camille mit der schwarzen Geißel des Mittelalters zu tun, die plötzlich in Europa wieder aufersteht. In „Der Schwarze Mond“ wiederum sind es selbsterfüllende astrologische Prophezeiungen, die Jahre später für eine Mordserie in einer Küstengemeinde am Ärmelkanal. Und eine Folge später bricht „Das jüngste Gericht“ über die Knastis in einem einsamen Gefängnis herein. Die Purpurnen Flüsse fließen insofern wieder durch einen Verbrechenskanon, der stark von religiösen, esoterischen und sektenartigen Motiven beeinflusst ist – und loten dabei die Extreme menschlichen Handelns aus.

Das Ermittlerduo der "Purpurnen Flüsse" setzt meist auf deduktive Ermittlungsarbeit - gelegentlich beweist Camille Delaunay (Erika Sainte) allerdings auch, wie treffsicher sie ist. Foto: Edel Motion via Glücksstern

Das Ermittlerduo der „Purpurnen Flüsse“ setzt meist auf deduktive Ermittlungsarbeit – gelegentlich beweist Camille
Delaunay (Erika Sainte) allerdings auch, wie treffsicher sie ist. Foto: Edel Motion via Glücksstern

Starke Darsteller, düstere Farben

Was auch auffällt an der neuen Staffel: Beide Darsteller sind älter und erfahrener geworden, Camille zum Beispiel ist nicht mehr die junge Gake der ersten Staffel, die öfter mal völlig austickt – vielmehr ist sie es oft, die ihren Chef dezent zurückzieht, wenn der sich in irgendetwas zu verrennen droht. Beide haben schauspielerisch dazugewonnen, agieren authentisch und prägnant. In manchen Einstellungen wirken die Gesichter wie aus Granit gemeißelt. Das wiederum hat natürlich auch viel mit der gekonnten Ausleuchtung und dem Spiel mit düsteren Farben zu tun, die „Die Purpurnen Flüsse“ seit jeher auszeichnet – bis hin zum schön morbiden Vorspann.

Fazit: Angucken

Kurz: Es lohnt sich mit jeder Staffel mehr, „Die purpurnen Flüsse“ nicht aus den Augen zu verlieren. Wirkten sie anfangs noch wie eine etwas blassere Fernsehfortsetzung des Original-Thrillers aus Frankreich, haben sie inzwischen stilistisch, schauspielerisch und erzählerisch ganz eine Qualitäten entwickeln. Erschienen ist die dritte Staffel nun fürs Heimkino – leider ohne Bonusmaterial.

Bluray-Hülle der 3. Steffelbox von "Die purpurnen Flüsse". Foto: Edel Motion via Glücksstern

Bluray-Hülle der 3. Steffelbox von „Die purpurnen Flüsse“. Foto: Edel Motion via Glücksstern

Kurzübersicht:

  • Titel: „Die Purpurnen Flüsse – Staffel 3“
  • Genre: Thriller-Serie
  • Produktionsland und -jahr: Frankreich 2020
  • Deutsche VÖ: Edel Motion 2022
  • Darsteller: Oliver Marchal, Erika Sainte u. a.
  • Laufzeit: insgesamt 378 Minuten
  • Sprachen: Deutsch, Französisch
  • Untertitel: Englisch
  • Preis: Videostrom 20 Euro, DVD 27 Euro, Bluray 30 Euro

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt