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Automatisierer wollen deutsche Roboter-Offensive

Roboter-Anlernplatz für die Ausbildung im Berufsschulzentrum für Elektrotechnik Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Roboter-Anlernplatz für die Ausbildung im Berufsschulzentrum für Elektrotechnik Dresden. Foto (bearbeitet, freigestellt): Heiko Weckbrodt

VDMA-Fahrplan fordert Entwicklung neuer Roboter für Labore und die Wasserstoffwirtschaft, aber auch ein Schulfach „Technik“

Hamburg, 30. Juni 2023. Mehr Tempo bei der Automatisierung, die Entwicklung neuer Roboter für Labore, Hotels, das Transportwesen und für die Brennstoffzellen-Produktion, ein neues Schulfach „Technik“ sowie weitere Maßnahmen sollen deutsche Spitzenpositionen in der Robotik gegen Herausforderer wie China verteidigen. Das sieht ein „Fahrplan für Robotik und Automation 2028“ vor, den die Robotik-Sektion im „Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau“ (VDMA) in Hamburg vorgelegt hat.

China zieht wohl dieses Jahr an Deutschland vorbei

Denn Deutschland gilt zwar immer noch zu den führenden Robotik-Nationen, kommt bei der Roboterdichte auf den vierten Platz weltweit nach Singapur, Südkorea und Japan. Doch auch hier holt das Reich der Mitte gerade rasch auf: Laut der Internationalen Föderation für Robotik haben die Chinesen die USA beim Industrieroboter-Einsatz schon überholt. Und einer nach Prognose des VDMA zieht China wohl noch in diesem Jahr auch an Deutschland vorbei. Und auch auf der Anbieterseite deuten sich Verschiebungen an: Mit Unternehmen wie ABB, Kuka, Stäubli und Universal Robots gehört Europa zwar neben Japan weiter zu den führenden Roboterherstellern weltweit. Aber auch die Chinesen sind dabei, die eigene Roboterproduktion auszubauen, um sich auf ihrem Automatisierungskurs weniger abhängig vom embargo-freudigen Westen zu machen. Zudem ist die Augsburger Roboterfirma Kuka mittlerweile in chinesischer Hand.

Schlüsseltechnologie für viele Transformationaufgaben

„Die Robotik und Automation ist eine Schlüsseltechnologie, um global wettbewerbsfähig zu bleiben und Transformationsaufgaben zu meistern“, betonte VDMA-Robotik-Geschäftsführer Patrick Schwarzkopf. Deutschland und Europa seien hier „einem aggressiven globalen Standortwettbewerb ausgesetzt“, ergänzte der Fachverbands-Vorsitzende Frank Konrad.

Die Branchenvertreter haben daher zwei Ziele und sieben Empfehlungen ausgearbeitet, um das Ruder herumzureißen:

Die Ziele:

  • Als Technologieführer für Industrie-Roboter wächst die deutsche Robotik und Automation bis 2028 schneller als der vergleichbare Weltmarkt.
  • In der professionellen Service-Robotik wird Deutschland bis 2028 Technologieführer und skaliert diese erfolgreich im europäischen und internationalen Markt, zum Beispiel in der Laborautomation, Transport und Logistik oder in der Hotellerie.

Die Ratschläge:

  • Konsortien bilden, um innovative Anwendungen der Robotik und Automation erfolgreich am Markt zu skalieren, zum Beispiel Brennstoffzellenproduktion.
  • Einfache Datenintegration für das produzierende Gewerbe über ein skalierungsfähiges Datenökosystem (Manufacturing-X), um KI-Potenziale schneller zu erschließen.
  • Spitzenforschung wird durch erfolgreiche Anwendung und Skalierung im Mittelstand gestärkt und die technologische Marktführerschaft angestrebt. Die Forschungsfelder Robotersicherheit, Mensch-Roboter-Kollaboration und Künstliche Intelligenz (KI) sollen ausgebaut werden.
  • Verdopplung der Studienplätze in Robotik und Automation an den Hochschulen.
  • Verpflichtende Einführung eines Schulfachs „Technik“.
  • Investitionsanreize für die Anwender von Robotik und Automation.
  • Günstigere Finanzierungskonditionen und besserer Zugang zu Wagniskapital für die Anbieter von Robotik und Automation.

Mit eigens dafür entwickelten Anlagen will Xenon den Sunfire-Kollegen helfen, die Montage der Reaktorstapel ("Stacks") und weiterer Komponenten künftiger Groß-Elektrolyseure stark zu automatisieren. Foto: Xenon Dresden

Mit eigens dafür entwickelten Anlagen will Xenon den Sunfire-Kollegen helfen, die Montage der Reaktorstapel („Stacks“) und weiterer Komponenten künftiger Groß-Elektrolyseure stark zu automatisieren. Foto: Xenon Dresden

Eingebettet ins europäische Daten-Ökosystem Gaia X

Viele dieser Vorschläge greifen letztlich auch Forderungen aus anderen Branchen und Gesellschaftssphären auf. Für die ambitionierten Pläne beispielsweise, die auf den Bau zahlreicher Großelektrolyseure und Rückverstromer zielen, wird Deutschland eine hochautomatisierte Reaktorstapel-Fertigung („Stacks) für Elektrolyse und Brennstoffzellen brauchen. Auch die Forderung nach mehr Technikunterricht in den Schulen ist nicht ganz neu. Manufacuring X wiederum befindet sich erst noch in der Projektierungsphase: Ähnlich wie Catena X in der Automobilindustrie soll es im Maschinenbau Zulieferer, Produzenten und Veredler zu digitalen Wertschöpfungs-Ökosystemen verknüpfen, die auf dem Europa-Rechnerwolkenkonzept Gaia X aufbauen. Auch die Laborautomatisierung gilt als großes Trendthema in Pharmaindustrie und Medizin – wobei die oft sehr teuren und raren Laborroboter dafür meist noch aus den USA kommen.

Timon Hitz von Wandelbots lernt im IoT-Labor vom Smart Systems Hub einen Roboter an, Teiglinge auf ein Blech zu sortieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Timon Hitz von Wandelbots lernt im IoT-Labor vom Smart Systems Hub einen Roboter an, Teiglinge auf ein Blech zu sortieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsen positioniert sich bereits in der Kobotik

Und die freie Kollaboration zwischen Mensch und Roboter (Kobotik) wiederum gilt schon länger als Zukunftstechnologie in Deutschland. Hier versucht sich insbesondere auch Sachsen mit Akteuren wie Wandelbots, Ceti Dresden oder den Kobotik-Forschungsprojekten an der TU Chemnitz gerade eine Führungsposition zu erarbeiten.

Autor: hw

Quellen: VDMA Robotik + Automation, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt