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China will Robotik-Weltmarktführung übernehmen

Roboter spielen eine Schlüsselrolle im Industriellen Internet der Dinge - hier ist beispielhaft ein Stäubli-Roboter zu sehen. Foto: Heiko Weckbrodt

China installiert rekordverdächtig viele Roboter, ist aber immer noch stark von ausländischen Roboterherstellern abhängig. Hier ist beispielhaft ein Stäubli-Roboter in Dresden zu sehen. Foto: Heiko Weckbrodt

Reich der Mitte hat sich in der Roboterdichte schon auf Rang 9 vorgearbeitet – will aber weniger von Importen abhängig werden

Peking/Frankfurt am Main, 20. Januar 2022. China strebt die globale Robotik-Führung an. Das sieht ein in Peking veröffentlichter Fünf-Jahres-Plan vor, in dem auch das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) spezielle Aufgaben für die chinesische Robotik formuliert. Demnach wollen die kommunistischen Wirtschaftslenker einerseits die eigene Roboterproduktion im Reich der Mitte ankurbeln, anderseits die chinesische Wirtschaft durch massiven Robotereinsatz stärker als bisher automatisieren.

Neuer 5-Jahr-Plan soll „hochwertige chinesische Robotik“ aufpäppeln

„Der Plan hat als Leitlinie große Bedeutung für die Förderung und Entwicklung einer qualitativ hochwertigen chinesischen Robotik“, betonte Generalsekretär Song Xiaogang von der „China Robot Industry Alliance“ (CRIA). – die Schlüsseltechnologie der modernen Industrie. „Der Plan hat als Leitlinie große Bedeutung für die Förderung und Entwicklung einer qualitativ hochwertigen chinesischen Robotik – die Schlüsseltechnologie der modernen Industrie. Der neue Fünfjahresplan ist für die digitale Entwicklung und intelligente Modernisierung in China wegweisend.“

Roboterdichte im internationalen Vergleich. Grafik: IFR

Abstand zu Südkorea, Deutschland & Co. schrumpft

Und die Chinesen sind bereits auf dem besten Weg dahin, zum weltweit führenden Robotik-Standort aufzusteigen: Mit 246 Robotern je 10.000 Beschäftigte liegt die chinesische Industrie zwar noch deutlich hinter den Spitzenreitern Südkorea (932 Roboter je 10.000 Beschäftigte), Singapur (605), Japan (390) und Deutschland (371). Doch damit hat sich das Land binnen fünf Jahren bereits von Platz 25 auf Rang 9 in der Welt vorgearbeitet.

Selbst in Corona-Jahren hohe Zuwachsraten

Das korrespondiert mit den hohen Wachstumsraten im Reich der Mitte, das sogar im Corona-Jahr 2020 sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) immerhin noch um 2,3 Prozent steigern konnte und 2021 auf satte acht Prozent Wirtschaftswachstum kam. Mittlerweile ist das Land der größte Abnehmer für Industrieroboter weltweit, teilte die „Internationale Förderation für Robotik“ (IFR) in Frankfurt am Main mit. „China ist der mit Abstand größte Robotermarkt weltweit“, betonte IFR-Präsident Milton Guerry. „Das zeigt sich am jährlichen Absatz ebenso wie am operativen Bestand.“ So installierte die chinesische Wirtschaft im Corona-Krisenjahr 2020 immerhin 168.377 Industrieroboter. Das waren 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gesamtbestand wuchs damit auf 943.200 Industrieroboter.

Die chinesischen Roboterhersteller haben ihre Produktionskapazitäten zwar vergrößert, dennoch ist die chinesische Industrie noch größtenteils auf ausländische Roboter angewiesen. Grafik: IFR

Die chinesischen Roboterhersteller haben ihre Produktionskapazitäten zwar vergrößert, dennoch ist die chinesische Industrie noch größtenteils auf ausländische Roboter angewiesen. Grafik: IFR

Drei Viertel seiner Roboter bezieht China von ausländischen Lieferanten

Allerdings ist China in diesem Hightech-Sektor noch hochgradig auf Importe aus Japan, Korea, Europa und anderen auswärtigen Bezugsquellen angewiesen: 73 Prozent der installierten Industrieroboter kamen von ausländischen Roboterherstellern wie Fanuc, Yaskawa, Kuka, ABB, Mitsubishi, Stäubli, Epson & Co. „Diese Quote ist in den vergangenen 8 Jahren mit leichter Volatilität konstant geblieben“, hieß es von der IFR. „Chinesische Roboterhersteller liefern hauptsächlich an den heimischen Markt, wo sie im Jahr 2020 mit 45.347 Einheiten einen Marktanteil von 27 Prozent erzielten.“ Und das wollen die Wirtschaftslenker in Peking eben auch etwas ändern: Der neue 5-Jahr-Plan sieht unter anderem vor, Robotik-Innovationen in China besonders zu fördern und die eigenen Roboter-Technologien zu verbessern.

Kollaborative Roboter, die direkt und ohne Schutzzaun mit Menschen in einer Fabrik zusammenarbeiten können, gehören zu den Hoffnungsträgern der sächsischen Robotik-Szene. Ein solcher Roboter-Arm begrüßt derzeit die Besucher des „Dresden Robotics Festival“ im Dresdner Messegelände. Foto: Heiko Weckbrodt

Kollaborative Roboter, die direkt und ohne Schutzzaun mit Menschen in einer Fabrik zusammenarbeiten können, gehören zu den Hoffnungsträgern der sächsischen Robotik-Szene. Hier ein solcher Roboter-Arm beim „Dresden Robotics Festival“. Foto: Heiko Weckbrodt

Auch Skandinavien und Sachsen wollen im globalen Roboterkonzert mitmischen

Dabei ist China zwar der kapitalstärkste, nicht aber einzige Akteur weltweit, der seine Marktpositionen in der Robotik zu stärken versucht: In Skandinavien und Sachsen beispielsweise stoßen viele Unternehmen in die noch jungen Märkte der kollaborativen Robotik („Cobotics“) und der intuitiven Roboterprogrammierung („No Code Teaching“) vor.

Aussicht auf Hyperautomatisierung und neue Kundenkreise sorgen für Optimismus

Denn die Marktaussichten für die Robotikindustrie sind rosig. Die IFR rechnet mit Rekordumsätzen. Ein Hintergrund dafür: Neue Konzepte wie eben Kobotik und No-Code-Programmierung könnten den Robotereinsatz künftig auch für kleine Industriebetriebe und Handwerker bezahlbar und lohnenswert machen. Anderseits erwarten viele Branchenbeobachter nicht nur in China, sondern auch in klassischen Industrieländern wie Deutschland und den USA starke Automatisierungsschübe als Antwort auf die Corona-Krise, gestörte Lieferketten sowie die neu aufgeflammten Debatten um eine zu starke Abhängigkeit des „Westens“ von fernöstlichen und speziell chinesischen Zulieferungen. „Gartner“-Marktanalysten sprechen gar von einer „Hyperautomatisierung“ als einem Top-Trend für das Jahr 2022.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IFR, Statista, Gartner, CRIA, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt