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Deutsche Antwort auf dichtende Künstliche Intelligenzen aus Übersee

Künstliche Intelligenz (KI) gilt inzwischen als zentrale Schlüsseltechnologie des Digital-Zeitalters. Die Deutschen sehen die KI-technologie aber eher skeptisch und risikobehaftet. Foto: Geralt. Pixabay, CC0-Lizenz

Je besser das Sprachmodell und je mehr Rechenkraft zur Verfügung steht, umso besser können Künstliche Intelligenzen (KI) menschengemachte Texte interpretieren und imitieren. Foto: Geralt, Pixabay, CC0-Lizenz

„Open GPT-X“ soll KIs lehren, europäische Sprachen zu verstehen, journalistische Texte zu verfassen und Datenschutz einzuhalten

Berlin/Dresden/Sankt Augustin, 20. Januar 2022. Als europäische Antwort auf sprachbegabte „Künstlichen Intelligenzen“ (KI) aus den USA und China wollen zehn deutsche Partner ein eigenes KI-Sprachmodell namens „Open GPT-X“ entwickeln. Solche Modelle versetzen KIs beispielsweise in die Lage, komplexe Texte zu verstehen, sich als Roboter-Journalist zu verdingen und Kunden von Unternehmen zu betreuen, die dann dafür keine Menschen mehr brauchen. Das neue deutsche Konsortium will nun eigene KI-Modelle entwickeln, die europäische Sprachen und den EU-Datenschutz beherrschen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnisgrüne) fördert dieses Vorhaben mit knapp 15 Millionen Euro aus dem GaiaX-Programm.

Dr. Nicolas Flores-Herr. Foto: Fraunhofer-IAIS

Dr. Nicolas Flores-Herr. Foto: Fraunhofer-IAIS

Fraunhofer: Europäisches KI-Sprachmodell ist zwingend notwendig

„Für Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft ist das disruptive Potenzial von KI-Sprachtechnologien enorm, das hat die internationale Konkurrenz bereits erkannt“, betonte Projektleiter Dr. Nicolas Flores-Herr vom federführenden „Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme“ (IAIS) in Sankt Augustin. „Ein europäisches KI-Sprachmodell wie OpenGPT-X ist daher zwingend notwendig, um die digitale Souveränität und marktwirtschaftliche Unabhängigkeit in Europa zu gewährleisten.“

Als Teil der Euro-Cloud „Gaia X“ gedacht

Wie es der Name schon andeutet, soll neue Sprach-KI später zu einem Teil der europäischen Rechnerwolke „Gaia X“ werden. Die Federführung bei der Entwicklung übernehmen das IAIS und das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen. Mit an Bord sind auch die „Aleph Alpha GmbH“ aus Heidelberg, die „Alexander Thamm GmbH“ aus München, die „Controlexpert GmbH“ aus dem rheinländischen Langenfeld, das „Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz“, das Forschungszentrum Jülich, der KI-Bundesverband, der WDR und sowie der Internetanbieter „1&1“.

Der neue Supercomputer der TU Dresden. Im hochabgesicherten Server-Raum ist noch viel Platz für Erweiterungen. Foto: Heiko Weckbrodt

Das Archivbild zeigt einen Teil der Supercomputer der TU Dresden in einem früheren Ausbauzustand. Foto: Heiko Weckbrodt

Uni Dresden steuert Supercomputer und Performance-Expertise bei

Auch die TU Dresden ist Teil des Konsortiums. Hier steuert das „Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen“ (ZIH) unter anderem die Dresdner Supercomputer-Kapazitäten bei. Gemeinsam mit dem sächsischen KI-Forschungszentrum „Scads.AI“ wollen die ZIH-Experten beispielsweise „die Performance der Sprachmodelle untersuchen“, kündigte Scads.AI-Chef Dr. René Jäkel, an. „Neben der Güte der Vorhersagen solcher Modelle werden zunehmend Aspekte wie parallele Effizienz und Energieverbrauch beim Training der Modelle wichtig. Insbesondere bei den im Projekt angestrebten großen Sprachmodellen ergeben sich hohe Einsparpotenziale.“

Amerikanisches Sprachmodell „GPT-3“ hat den KI-Markt umgekrempelt

OpenGPT-X ist vor allem auch als Reaktion auf das Sprachmodell „GPT-3“ des US-Unternehmens „OpenAI“, das ab 2020 den KI-Markt umkrempelte. „Das Modell wurde mit über 175 Milliarden Parametern trainiert und übertrifft damit vorhergegangene Modelle um das Zehnfache“, beschreibt die Dresdner Uni die Konkurrenz auf der anderen Seite des Atlantiks. „Mehr als 300 Anwendungen benutzen das Sprachmodell bereits. Dabei haben diese Anwendungen keinen freien Zugang auf das Modell, sondern können lediglich auf eine Schnittstelle zugreifen.“ Ein anderes Konkurrenz-Modell ist das chinesische „Wu Dao 2.0“.

Isaac Asimov 1965. Abb.: Phillip Leonian, US-Kongressbibliothek/Wikipedia, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Isaac.Asimov01.jpg, Lizenz: gemeinfrei

Isaac Asimov 1965. Abb.: Phillip Leonian, US-Kongressbibliothek, Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

KIs geben sich per GPT-3 als Erfinder und Mathematikerinnen aus

KIs, die mit dem US-Sprachmodell „GPT-3“ gefüttert wurden, konnten beispielsweise Gedichte und Kurzgeschichten auf Englisch verfassen, die für die Leser oft kaum von menschengemachten Texten zu unterscheiden waren. In einem Projekt von „AI-Writer“ gaben sich die „Künstlichen Intelligenzen“ auf Geheiß ihrer Herren als historische Persönlichkeiten aus, mit denen Menschen dann eine E-Brieffreundschaft aufbauen konnten. Dabei entstanden gewissermaßen „digitale Zwillinge“ des Gravitationsentdeckers Isaac Newton, der Computerpionierin Ada Lovelace oder des Robotik-Vordenkers Isaac Asimov.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TUD, AI-Writer, IAIS, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt