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Roboter suchen in Jena nach neuen Antibiotika

Das neue Roboterlabor am Leibniz--Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie. Foto: Anna Schroll für das Leibniz-HKI via Jena Analytik

Das neue Roboterlabor am Leibniz–Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie. Foto: Anna Schroll für das Leibniz-HKI via Jena Analytik

Automaten können Tag und Nacht nach neuen Mitteln für Kampf gegen multiresistente Keimen suchen

Jena, 16. Juni 2023. Weil immer mehr Keime immun gegen herkömmliche Antibiotika werden, die Pharmaindustrie jedoch wegen mangelnder Profitabilität kaum noch derartige Mittel neu entwickelt, sollen nun Roboter hochautomatisch nach neuen Mitteln gegen Bakterien und andere Krankheitserreger suchen. Dafür hat das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (HKI) nun ein spezielles Robotiklabor in Jena in Betrieb genommen. Das haben das HKI sowie das Messtechnik-Unternehmen „Analytik Jena„, das die Anlagen mitentwickelt hat, mitgeteilt.

„Eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit“

„Die Antibiotika-Krise ist eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit“, betonen die Entwickler. „Zunehmende Resistenzen führen dazu, dass Menschen wieder durch bakterielle Infektionen sterben, die lange als gut behandelbar galten.“ Und weil sich die europäischen Pharmafirmen aus diesem Sektor weitgehend zurückgezogen haben, sollen nun Unis und andere Forschungseinrichtungen wie eben das HKI diese Lücke schließen.

Flexible Plattform auch für andere Forschungsprojekte nutzbar

Die neue Plattform im HKI-Biotech-Center soll künftig die Suche nach neuen Antibiotika beschleunigen, weil die Roboter sehr schnell und zuverlässlich experimentieren und wiederholende Arbeitsschritte immer genau gleich ausführen. „Die Kombination von Automatisierung, Datenanalyse und innovativen Forschungsansätzen erhöht die Erfolgschancen bei der Identifizierung neuer Antibiotika“, erklärt Anlagen-Chefin Luzia Gyr. Entstanden sei hier eine Plattform, „die für die Zukunft gerüstet ist und auf die hohe Variabilität der Forschungsthemen des Instituts und seiner Partner eingehen kann“, ergänzte Automatisierungs-Teamleiter Matthias Fischer von „Analytik Jena“.

Vier Millionen Euro investiert

Insgesamt kostete die automatische Antibiotika-Suchanlage drei Millionen Euro. In die Finanzierung haben sich das Bundesforschungsministerium, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), das Land Thüringen und letztlich auch die EU über den „Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung“ (Efre). Eine weitere Million Euro haben das Land und die Uni Jena zugeschossen, um die Anlage mit einer Forschungsgruppe „RoboThür“ zu bemannen und zu befrauen.

Laborroboter im Trend

Generell ziehen in vielen Labors von Medizin- und Biotech-Instituten wie auch Pharmakonzernen immer mehr Roboter ein: Sie können monotone Arbeiten ohne Pause auch über Nacht erledigen, so dass sich die Laboranten und Wissenschaftler auf die Forschung konzentrieren können. Allerdings sind solche Laborroboter noch relativ teuer, auch weil sie – anders als Industrieroboter – sehr spezialisiert sind.

Autor: hw

Quellen: Jena Analytik, HKI, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt