News, Wirtschaft, zAufi

„Erholung ohne Schwung“ für Sachsen

Ifo Dresden residiert nahe am Süd-Campus der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Ifo Dresden sagt ein Mini-Wachstum für Sachsens Wirtschaft voraus. Foto: Heiko Weckbrodt

Ifo Dresden prognostiziert für 2024 Mini-Wachstum um 0,8 %

Dresden, 19. Dezember 2023. Nach Jahren von Krisen und Stagnation erholt sich die sächsische Wirtschaft im kommenden Jahr leicht. Freilich werde dies eine „Erholung ohne Schwung sein“, betonte Prof. Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut heute in Dresden. „Das vergangene Jahr war enttäuschend“, räumt der Ökonom ein. „Doch im kommenden Jahr wird’s besser: in Sachsen, Ostdeutschland und ganz Deutschland.“

Prof. Joachim Ragnitz ist Stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Joachim Ragnitz ist Stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Sinkende Inflation und steigende Löhne stützten Binnennachfrage – Baubranche gleitet weiter ab

Denn laut der aktuellen Ifo-Dresden-Prognose trat Sachsens Wirtschaft im nun fast abgelaufenen Jahr 2023 mit 0,0 Prozent auf der Stelle, doch für 2024 sagt das Institut einen kleinen Zuwachs um 0,7 Prozent für das sächsische Brutto-Inlandsprodukt (BIP) voraus. „Im Jahr 2024 dürfte sich die Inflation nochmals deutlich abschwächen, was zusammen mit deutlich höheren Löhnen zu einer Steigerung der Realeinkommen der privaten Haushalte führt“, begründet Ragnitz die Prognose. Dies werde die Konsumnachfrage ankurbeln, was Dienstleister und Handel begünstigen dürfte. Auch die Industrie im Freistaat wird mit 0,8 Prozent Zuwachs stabilisierend wirken, während das kriselnde Baugewerbe um weiter 3,6 Prozent schrumpft. Schaut man sich Ostdeutschland insgesamt an, fallen die Prognosen mit einem Plus von 0,8 Prozent ähnlich aus.

Energiekrise, Arbeitskosten, Fachkräfte-Mangel, Reformstaus & Co. bilden schwächende Melange

Dass Sachsen – ähnlich wie ganz Sachsen – im internationalen Vergleich derart schwächelt, hat mehrere Gründe. Einige dieser Probleme gären schon länger. Dazu gehören Fachkräftemangel, Digitalisierungs-Rückstände, Reformstaus sowie Infrastruktur-Investitionsstaus. Hinzu kamen in jüngerer Zeit die Corona-Krise, der Wirtschaftskrieg der US-Amerikaner gegen China, mehrere globale Lieferkettenstörungen, wachsende Bürokratie und deutlich verschärfte Umweltauflagen für die Unternehmen. Hatte Deutschland schon vorher Mühe, sich so wie andere Länder von der Corona-Zeit zu erholen, führte zuletzt noch der russische Angriff auf die Ukraine das Land weiter in die Krise: Noch einmal drastisch verteuerte Energiepreise durch den Ausfall russischer Erdgas-Lieferungen und die folgende Gas-Aufkaufpolitik der Bundesregierung sorgten samt der Sanktionspolitik, die die EU weltweit gegen Russland durchzusetzen versucht, für weitere Dämpfer. Inzwischen gelten die Energiepreise nebst wachsender Bürokratie als die Hauptgründe, aus denen die Chemieindustrie und andere Branchen Deutschland den Rücken kehren.

Die VW-Manufaktur Dresden hat nach Zwickau nun auch die ID3-Produktion begonnen und dafür die E-Golf-Fertigung eingestellt. Hier ist ein ID3 im Lichtdom bei der Lack-Qualitätskontrolle zu sehen. Foto: Oliver Killig für Volkswagen Sachsen

Wegen schwacher Elektroauto-Nachfrage wird VW die Fahrzeugproduktion in seiner Manufaktur Dresden wohl eher oder später ganz beerdigen. Foto: Oliver Killig für Volkswagen Sachsen

Wenig Hoffnungssignale für Sachsens Elektroauto-Fabriken

In Sachsen gibt es zwar nicht ganz so viele energie-hungrige Betriebe wie in West- oder Süddeutschland. Aber Stahlwerke wie die in Riesa und Freital, Chemiebetriebe wie Wacker in Nünchritz oder die großen Chipfabriken in Dresden haben mittlerweile auch erhebliche Probleme mit ihren Energiekosten. Dämpfend wirkt speziell im Freistaat zudem die sinkende Nachfrage für Elektroautos, wie sie Volkswagen in Zwickau baut. Dass die Bundesampel in ihrer Haushaltsnot nun die „Umweltprämie“ für Elektroauto-Käufer schneller als erwartet gestrichen hat, könnte die sächsische Autoindustrie – die zuletzt viel in die Transformation vom Verbrenner zum Stromer investiert hatte – insofern noch besonders treffen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Ifo Dresden, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt