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Bosch hat TSMC-Ansiedlung in Dresden nachgeholfen

Früher hat TSMC immer nur Fabriken in Asien - hier die Fab16 in China - betrieben. Inzwischen stehen auch Chipwerke in Japan, den USA und in Deutschland auf der Agenda. Abb.: TSMC

Früher hat TSMC immer nur Fabriken in Asien – hier die Fab16 in China – betrieben. Inzwischen stehen für die Taiwanesen auch Chipwerke in Japan, den USA und in Deutschland auf der Agenda. Abb.: TSMC

Europäischer Partner hat Interesse der Taiwanesen auf Sachsen hingelenkt

Dresden, 18. November 2023. Bei der Ansiedlung des taiwanesischen Chipriesens TSMC in Dresden hat eines der europäisches Partner-Elektronikunternehmen als Vermittler agiert. Das hat Amtsleiter Steffen Rietzschel von der Wirtschaftsförderung Dresden auf konkrete Anfrage während einer Podiumsdiskussion „Taiwan comes to Dresden“ des „Marketing Club Dresden“ bestätigt. Auf konkrete Nachfrage wollte er nicht dementieren, dass es sich dabei um Bosch gehandelt hatte – im Sinne einer indirekten Bestätigung.

Wirtschafts-Amtsleiter: War längere Vertrauensbildung in Verhandlungen nötig

Der schwäbische Elektronikkonzern, der seine neueste Chipfabrik in Dresden betreibt, hat demnach das Interesse der Taiwanesen, die zunächst nur ein großes Halbleiter-Werk irgendwo in Europa geplant hatten, nach und nach auf Sachsen gelenkt. Bis zur finalen Entscheidung sei dann aber ein längerer Prozess der Vertrauensbildung zwischen den taiwanesischen und sächsischen Verhandlungspartnern nötig gewesen, berichtete Rietzschel.

TSMC, Bosch, Infineon und NXP haben Gemeinschaftsunternehmen in Dresden gegründet

Hintergrund: Für TSMC ist eine Großinvestition in Europa Neuland – früher hatte der Mikroelektronik-Branchenführer nur Fabriken in Asien gebaut und betrieben. Um sich abzusichern, taten sich die Taiwanesen für die zehn Milliarden Euro teure Chipfabrik in Dresden mit drei europäischen Partnern zusammen. Sie haben Mitte 2023 für den Fabrikbau und -betrieb das Gemeinschaftsunternehmen „European Semiconductor Manufacturing Company“ (ESMC) in Dresden gegründet. Von den Anteilen werden Bosch, Infineon und NXP jeweils zehn Prozent halten, den großen Rest behält TSMC – und damit die entscheidenden Stimmen. ESMC-Geschäftsführer sind Keh-Yang Lee und Gunnar Christoph Thomas. Angesiedelt hat sich das Joint-Venture vorerst gleich neben der Wirtschaftsförderung Sachsen an der Bertolt-Brecht-Allee in Dresden-Striesen.

Bis zu 10.000 Jobs im Umfeld erwartet

TSMC will in der künftigen Dresdner Fabrik vor allem Schaltkreise für die europäische Autoindustrie produzieren. Die Taiwanesen haben rund 2000 Jobs im Werk selbst versprochen. Die Wirtschaftsförderer wie auch der Branchenverband „Silicon Saxony“ gehen allerdings davon aus, dass zahlreiche weitere Jobs bei Zulieferern, Partnern und Kunden der EMTC-Fabrik entstehen werden. Schätzungen zufolge könnten dadurch weitere 3000 bis 10.000 neue Arbeitsplätze in und um Dresden entstehen.

Geld für TSMC-Subventionen ist vorerst futsch

Zuletzt gab es indes auch schlechte Nachrichten für die TSMC-Ansiedlung: Durch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse fehlen dem Bund – zumindest vorerst – unter anderem auch die fünf Milliarden Euro, die Deutschland den Taiwanesen als Subventionen für die neue Fab in Dresden versprochen hatten. Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) wie auch die gesamte Staatsregierung sind allerdings zuversichtlich, dass der Bund die Beihilfe-Milliarden auftreiben wird.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Auskünfte St. Rietzschel, North Data, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt