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69 Millionen Euro für neues Bauforschungszentrum LAB in Bautzen

So luftig könnte das geplante Großforschungszentrum „Lausitz Art of Building“ (Lab) dank moderner Karbonbeton-Technologien aus Dresden wirken. Visualisierung: Henn Architekten

Mit diesem Entwurf für ein „Lausitz Art of Building“ (Lab) hatten sich die Dresdner Carbonbeton-Forscher ursprünglich um Kohle aus dem Kohleausstiegs-Fonds beworben. Nun soll das Projekt in Bautzen doch doch noch realisiert werden. Visualisierung: Henn Architekten

Bund und Land wollen Projekt der Dresdner Carbonbeton-Forscher im 2. Anlauf nun doch realisieren

Dresden, 17. November 2023. In der Lausitz entsteht nun doch ein Forschungszentrum für neue Bautechnologien: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat heute 68,6 Millionen Euro für ein „Bundesbauforschungszentrum LAB – Living Art of Building“ genehmigt. Weitere Investitionskosten will der Freistaat Sachsen finanzieren. Das hat der FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst (FDP) mitgeteilt. Das Zentrum soll das ressourcenschonende und umweltfreundliche Bauen der Zukunft erforschen.

„Leuchtturm für das Bauen der Zukunft“

„Das neue Forschungszentrum wird neue Maßstäbe in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen und internationalen Institutionen setzen“, zeigte sich Herbst überzeugt. „Damit entsteht in Sachsen ein echter Leuchtturm für das Bauen der Zukunft.“

Prof. Manfred Curbach. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Manfred Curbach mit einem Carbongitter für seinen Leichtbaubeton. Foto: Heiko Weckbrodt

Zweite Chance für Bauforscher nach Niederlage gegen Astrophysiker

Bund und Land geben mit ihren Geldzusagen nun einem Vorschlag der Carbonbeton-Forscher um Prof. Manfred Curbach von der TU Dresden eine zweite Chance. Ursprünglich hatte sich Curbach mit diesem Konzept um Kohleausstiegs-Gelder für ein Großforschungszentrum beworben. Damals setzte sich allerdings die Idee durch, in Görlitz ein großes Astrophysik-Zentrum einzurichten. Nun können die LAB-Projektpartner ihr Vorhaben in Bautzen realisieren, wenn auch etwas kleiner als ursprünglich geplant. Weitere Standorte sind in Aachen und Weimar angedacht.

Profitieren soll gesamte Baubranche in Deutschland

„Das LAB ist ein großartiges Projekt, von dem viele Wissenschaftsstandorte und Baubetriebe in ganz Deutschland profitieren werden“, erklärte die sächsische Bundestagsabgeordnete Kathrin Michel (SPD). „Die Bauforschung kann somit auf ein ganz neues Niveau gehoben werden und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele leisten.“

„Klaffende Lücke schließen“

Das LAB werde eine „klaffende Lücke“ schließen und müsse die „Innovationskraft der deutschen Bauindustrie deutlich erhöhen“, wünscht sich die grüne Abgeordnete Paula Piechotta. „Von hitzeresistentem Bauen über Carbonbeton bis zum digitaleren und ressourcenschonenderen Bauen warten Themen auf ihre Bearbeitung.“

Landkreis will Kompetenzen im „zukunftsfähiges Bauen“ ausbauen

„Das ist eine sehr gute Entscheidung“, begrüßte auch die Linken-Abgeordnete Caren Lay die LAB-Entscheidung. „Zusammen mit dem Zentrum für Bauen und Wohnen der Lautech GmbH in Hoyerswerda wird der Landkreis Bautzen in Zukunft zu einem wichtigen Zentrum in Sachen zukunftsfähiges Bauen.“

1250 Experten forschen an neuen Baumaterialien, Robotik am Bau und Öko-Bauprinzipien

Im LAB sollen nach der Aufbauphase von 15 Jahren insgesamt rund 1.250 Personen in Wissenschaft und Technik in weltweit einmaligen Laboreinrichtungen forschen und entwickeln, informierte Prof. Curbach auf Oiger-Anfrage. „Da dies in enger Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft erfolgt, werden in und um das LAB herum zirka 30.000 bis 40.000 Arbeitsplätze für das ,Neue Bauen‘ entstehen.“

Auf der Forschungsagenda stehen beispielsweise neuen Leichtbau-Materialien und Hochleistungswerkstoffe, bessere Methoden für die Wiederverwertung von Altbausubstanzen, der Einsatz von Robotern und Künstlicher Intelligenz auf Baustellen, nachhaltige Architektur und Entwurfs-Konzepte, energiesparende Bauweisen.

Baubranche gilt als Ressourcen-Fresser

Ein sparsamerer Einsatz von Baumaterial, Energie und Personal am Bau stehen dabei besonders weit oben auf der Prioritätenliste. Denn bisher verbraucht die Baubranche überdurchschnittlich viele Ressourcen. Laut dem federführenden TU-Institut für Massivbau hat das Bauwesen in Deutschland 5,3 % Anteil an der Bruttowertschöpfung, verursacht aber rund 25 % des CO2-Ausstoßes und verbraucht zirka 40 % der erzeugten Energie. Es bestehe insofern „akuter Handlungsbedarf“.

Initiator Curbach: Baubranche muss 3 enorme Herausforderungen in 21 Jahren schaffen

„Klar ist ebenfalls, dass es hier keine einfachen Lösungen gibt“, räumte Prof. Curbach ein. „Wir brauchen einen Hebel, mit dem das Neue Bauen schneller geschaffen und seinen Beitrag zur Klimaneutralität leisten kann.“ Binnen zwei Dekaden müsse die Bauwirtschaft bis 2045 drei enorme Herausforderungen schaffen: „Wir brauchen Hunderte neuer Ideen und Vorschläge für das Neue Bauen, wir müssen die Ergebnisse der Forschung in sehr kurzer Zeit anwenden dürfen (Genehmigungs- und Zulassungsverfahren) und wir müssen sowohl die Studieninhalte an den Hochschulen auf das Neue Bauen umstellen als auch die im Beruf tätigen Menschen aus- und weiterbilden. Für die Bewältigung dieser drei Herausforderungen brauchen wir das LAB.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Auskünfte Manfred Curbach, Torsten Herbst, Caren Lay, LAB-Projektbeschreibung, Oiger-Archiv

Baumaschinen werden künftig teilautomatisiert arbeiten - ein Mensch wird aber vorerst an Bord weiter gebraucht. An der TU Dresden wollen Ingenieure dies auf einer 5G-Pilotbaustelle erproben. Foto: Oliver Koch für die TUD

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt