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Görlitz erforscht Zukunft des Bauens

Auf der 5G-vernetzten, digitalen Baustelle arbeiten Mensch und Maschine effizienter und machen weniger Fehler, hoffen die Forscher der TU Dresden, Foto: Oliver Koch für die TUD

Auf der 5G-vernetzten, digitalen Baustelle arbeiten Mensch und Maschine effizienter und machen weniger Fehler, hoffen die Forscher der TU Dresden, Foto: Oliver Koch für die TUD

TU Dresden richtet für 15 Millionen Euro ein Bau-Forschungslabor in der Lausitz ein

Görlitz, 27. März 2023. Und wieder siedelt sich eine Forschungseinrichtung in Görlitz an: Mit 15,3 Millionen Euro Startfinanzierung etabliert die Technische Universität Dresden (TUD) in der Grenzstadt zu Polen ein Entwicklungslabor für die Zukunft des Bauens, ein „Construction Future Lab“ (CFLabab). Den ersten Förderbescheid über 9,1 Millionen Euro hat der sächsische Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt (CDU) heute in Görlitz übergeben.

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

Regionalminister Thomas Schmidt. Foto: Foto-Atelier-Klemm für das SMR

Digitalisierung & KI: Regionalminister rechnet mit tiefen Veränderungen in der Baubranche

„Auch in der Bauwirtschaft werden Digitalisierung, künstliche Intelligenz und vernetzte Kommunikation zu tiefgreifenden Veränderungen führen“, prognostiziert Schmidt. „Mit dem Construction Future Lab soll diese Revolution der Bautechnik in der Lausitz beginnen. Dabei geht es nicht allein um Grundlagenforschung, sondern um praktisch umsetzbare Technologien, die sich auf der Baustelle von Morgen bewähren.“

Kein Zuschlag fürs Großforschungszentrum

Sehen mag man das CFLab vielleicht auch als Trostbonbon anstelle des einst beantragten Großforschungszentrums „Lausitz Art of Building“, für das die Dresdner Uni allerdings keinen Zuschlag von Bund und Ländern bekommen hatte – statt dessen entsteht in Görlitz ein Deutsches Zentrum für Astrophysik (DZA). Finanziert wird das CFLab aus Geldern, die aus den Kohleausstiegs-Fonds stammen.

Baumaschinen werden künftig teilautomatisiert arbeiten - ein Mensch wird aber vorerst an Bord weiter gebraucht. An der TU Dresden wollen Ingenieure dies auf einer 5G-Pilotbaustelle erproben. Foto: Oliver Koch für die TUD

Baumaschinen werden künftig teilautomatisiert arbeiten – ein Mensch wird aber vorerst an Bord weiter gebraucht. Foto: Oliver Koch für die TUD

Erprobungsfeld für neue Bautechnologien geplant

Konkret will die TU Dresden in Görlitz eine Werkhalle mit Bürotrakt, Laboren und Außengelände bauen. Entstehen soll letztlich „ein interdisziplinär arbeitendes Anwendungs-, Entwicklungs- und Erprobungsumfeld für Bau- und Baumaschinentechnologien“. Die sächsischen Forscher können hier vor allem auf zwei wissenschaftliche Fundamente bauen: Einerseits haben Prof. Manfred Curbach und seine Mitstreiter in und um Dresden mit dem „Carbonbeton“ ein neuartiges Leichtbau-Material entwickelt, das zu innovativen Architektur- und Sanierungsansätzen führen kann. Anderseits erproben TU, Fraunhofer, Vodadone, Nokia und weitere Akteure im Zuge der Projekte „Bauen 4.0“ und „5G Lab Germany Forschungsfeld Lausitz“ bereits seit geraumer Zeit in einem Praxisfeld in Hoyerswerda die Hightech-Baustelle der Zukunft. Sie soll beispielsweise zeigen, wie vernetzte Baufahrzeuge, Arbeiter und Planer hocheffizient und ressourcen-sparend zusammenarbeiten können. Hier zeigen sich bereits die Schwerpunkte die künftigen Labors.

Die Visualisierung des Forschungsprojektes Conprint 3D zeigt, wie ein Roboterarm mit Betonpumpe künftig ganze Gebäude ähnlich wie die Modelle in einem Heimwerker-3D-Drucker erzeugen könnte. Abb.: TUD, Conprint3D

Die Visualisierung des Forschungsprojektes Conprint 3D zeigt, wie ein Roboterarm mit Betonpumpe künftig ganze Gebäude ähnlich wie die Modelle in einem Heimwerker-3D-Drucker erzeugen könnte. Abb.: TUD, Conprint3D

Roboter, 3D-Druck und Vernetzung

Zu den Fokusthemen des CFLab gehören unter anderem Robotereinsatz, Automatisierung, zuverlässige Funknetze, Datenbrillen-Einsatz für Augmentierte Realitäten (AR), großformatiger 3D-Druck – also „additive Verfahren“ – und hochintegrierte digitale Prozessplanung auf künftigen Baustellen.

Professoren wollen Technologielücke zwischen Uni und Baubranche schließen

Formal konstituiert hat sich das CFLab bereits im Sommer 2022. Zu den Gründern gehören Prof. Jürgen Weber vom TUD-Institut für mechatronischen Maschinenbau, Prof. Frank Will vom Lehrstuhl für Baumaschinen sowie Prof. Jens Otto vom TUD Institut für Baubetriebswesen als Geschäftsführer, außerdem Prof. Jens Krzywinski vom Lehrstuhl für Technisches Design und Prof. Martin Wollschläger vom Lehrstuhl für Prozesskommunikation. Gesellschafter der gemeinnützigen Träger-GmbH ist die TU Dresden. Im Fokus soll der Transfer stehen, um „die Technologielücke zwischen universitärer Forschung und Anwendung am Markt in der Baubranche zu schließen“.

Görlitz zieht immer mehr Forscher an

Die CFLab-Gründer sind nicht die ersten, die Görlitz als Forschungsstandort für sich entdeckt haben: Fraunhofer baut dort seine Wasserstoff-Aktivitäten aus, Helmholtz hat mit dem Casus ein eigenes Zentrum für komplexe Systeme in Görlitz etabliert, die Senckenberg-Naturforscher bauen an der Neiße aus und das DZA wird sogar seinen Hauptsitz in der Stadt aufschlagen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMR, TUD, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt