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Richtfest für Senckenberg in Görlitz

Die Baustelle für den neuen Senckenberg-Campus in Görlitz. Foto: David Nuglisch via SMF

Die Baustelle für den neuen Senckenberg-Campus in Görlitz. Foto: David Nuglisch via SMF

Naturforscher bekommen 64 Millionen Euro teuren Neubau-Komplex – und sie sind nicht die einzigen, die auf Görlitz schwören

Görlitz, 25. März 2023. Der neue Senckenberg-Forschungscampus in Görlitz nimmt Formen an: Der neue Naturkunde-Komplex ist rohbau-fertig. Die Naturforscher haben nun gemeinsam mit den Bauarbeitern und dem sächsischen Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) Richtfest für den 64 Millionen Euro teuren Komplex gefeiert. Das hat das Finanzministerium in Dresden mitgeteilt.

Klement Tockner. Foto: Foto LuizaPuiu, FWF

Klement Tockner. Foto: Luiza Puiu, FWF

Senckenberg-Chef: „International bedeutender und sich rasant entwickelnder Forschungsstandort“

„Die Gebäude sind in erstaunlich kurzer Zeit aus dem Boden gewachsen“, freut sich Senckenberg-Generaldirektor Prof. Klement Tockner. „Sie bilden bereits jetzt eine starke Landmarke für die Stadt Görlitz als international bedeutender und sich rasant entwickelnder Forschungsstandort.“ Ähnlich äußerte sich der Ministerpräsident: „Hier werden Sammlungen, Labore und Lehrgebäude an einem Standort gebündelt“, betonte Kretschmer. „Das Richtfest für den Gebäudekomplex ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, das Senckenberg-Museum für Naturkunde und Görlitz als Wissenschaftsstandort insgesamt zu stärken.“

Platz für Labore, Natursammlungen und Bibliothek

Der Senckenberg-Komplex an der Ecke von Bahnhof- und Jakobstraße soll in der zweiten Jahreshälfte 2025 fertig sein. Er umfasst dann über 8.000 Quadratmeter Nutzfläche für die sieben Millionen Objekte umfassenden Sammlungen und die Labore der Forschungsabteilungen Bodenzoologie, Zoologie und Botanik, die bisher auf sieben Standorte im Stadtgebiet verteilt sind. Außerdem entstehen Seminarräume, ein großer Vortragssaal und eine Bibliothek. „Das Museum selbst zieht nicht um und bleibt am alten Standort am Marienplatz“, hieß es vom Finanzministerium. Insgesamt beschäftigt Senckenberg in der Stadt rund 140 Forscher.

Der Untermarkt in Görlitz: Hier mietet sich das neues Casus-Institut in der Aufbauphase ein. Foto: Sabine Wenzel für das HZDR

Der Untermarkt in Görlitz: Hier hat sich das Casus-Institut eingemietet. Foto: Sabine Wenzel für das HZDR

Casus, Fraunhofer, Astrozentrum – Stadt entwickelt sich zum Mekka für Top-Wissenschaftler

Und es sind eben nicht nur die Naturforscher, die Görlitz für sich entdeckt haben: Helmholtz Dresden hat hier sein Casus-Institut für komplexe Systeme angesiedelt. Auf dem Kahlbaum-Areal in Görlitz – benannt nach der einstigen Heilanstalt von Dr. Karl Ludwig Kahlbaum – soll auch der Hauptsitz des geplanten „Deutschen Zentrums für Astrophysik“ entstehen. Zudem baut Fraunhofer seine Forschungsaktivitäten rund um Wasserstoff-Technologien in der Grenzstadt zu Polen aus. Und anders als zeitweise befürchtet, hat sich die abgelegene Position von Görlitz auch nicht als Problem für diesen wissenschaftlichen Zustrom erwiesen: Casus-Forschungschef Dr. Michael Bussmann hatte erst kürzlich erklärt, dass er keine Schwierigkeiten habe, internationale Spitzentalente in die Lausitz zu locken.

Garniert mit vielen Schlagworten zeigt diese Visualisierung den entstehenden Wasserstoff-Innovationscampus von Fraunhofer und Siemens in Görlitz. Ein wichtiger Baustein dafür soll das "Hydrogen Lab Görlitz" werden. Visualisierung: Siemens/FHG

Garniert mit vielen Schlagworten zeigt diese Visualisierung den entstehenden Wasserstoff-Innovationscampus von Fraunhofer und Siemens in Görlitz. Ein wichtiger Baustein dafür soll das „Hydrogen Lab Görlitz“ werden. Visualisierung: Siemens/FHG

Seit über 200 Jahren Naturforschung in Görlitz

Rechnet man die Vorgängerinstitute ein, ist Senckenberg allerdings schon besonders lange in Görlitz präsent: Die Wurzeln des Senckenberg-Museums für Naturkunde Görlitz gehen laut Finanzministerium auf das Jahr 1811 zurück, als sich die „Ornithologische Gesellschaft zu Görlitz“ gründete. Die Gesellschaft änderte im Jahr 1823 ihren Namen in „Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz“. Nach der Auflösung der Gesellschaft wurde das Naturkundemuseum nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1953 in die Liste der Museen des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR aufgenommen. Damit entstand ein staatliches Forschungszentrum. Nach der Wende wurde das Museum im Februar 1991 ein Landesmuseum des Freistaates Sachsen und ist seit dem 1. Januar 2009 ein Institut der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung als Teil der Wissenschaftsgemeinschaft „Gottfried Wilhelm Leibniz“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMF, Senckenberg. Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt