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Ifo: Ende der Umweltprämie trifft Sachsen recht stark

Produktion im VW-Werk Zwickau. Foto: Volkswagen

Produktion im VW-Werk Zwickau. Foto: Volkswagen

Ampelbeschlüsse zu Energiepreisen werden aber Westdeutschland stärker treffen

Dresden, 23. Dezember 2023. Die jüngsten Ampel-Sparbeschlüsse werden Sachsen unterschiedlich stark treffen, prognostiziert Wirtschaftsforscher Prof. Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut in Dresden: Während die weitere Verteuerung von Energie und Kraftstoff die Wirtschaft im Freistaat eher unterdurchschnittlich beeinträchtigen werde, falle das Ende der Umweltprämie schon schwerer ins Gewicht.

Sächsische Autoindustrie stark auf Stromer-Produktion ausgerichtet

Grund: Sachsens Fahrzeugindustrie ist recht eng an die Elektromobilität gekoppelt. So hat Volkswagen beispielsweise seine Fabriken in Zwickau und die Manufaktur in Dresden vollständig auf die Stromer-Fertigung umgestellt. Angesichts ohnehin schwächelnder Nachfrage für Elektroautos hatte VW bereits Belegschaft und Produktion gedrosselt. Wenn nun die staatlichen Subventionen für den Stromer-Kauf ganz wegfallen, dürfte dies die Nachfrage weiter senken. Der Konzern hat zwar angekündigt, den staatlichen Anteil der „Umweltprämie“ vorerst selbst zu übernehmen. Wie sehr diese De-facto-Preissenkung die Kauflaune wieder verbessert, bleibt indes abzuwarten. Anderseits gibt es in Sachsen auch kleinere Produzenten wie Ari, die ebenfalls elektrische Fahrzeuge herstellen, aber den Wegfall der Umweltprämie als gar nicht so problematisch eingestuft haben: Wer wirklich billige Stromer anbiete, werde künftig mehr Kunden anlocken, so der Ari-Tenor.

Elektroofen von SMS im Edelstahlwerk Shanghai von Baosteel. Foto: SMS via Wirtschaftsvereinigung Stahl

Elektroofen von SMS im Edelstahlwerk Shanghai von Baosteel. Foto: SMS via Wirtschaftsvereinigung Stahl

Energiehungrige Betriebe in Sachsen eher unterrepräsentiert

Auf der anderen Seite stehen die Ampelpläne, die Netzentgelt-Rückerstattungen zu streichen und die CO2-Abgasrechte zu verteuern, was auf weiter steigende Preise für Strom, Heizenergie und Kraftstoffe hinausläuft. Das wird sächsischen Stahlwerken, Chemiebetrieben, Chipfabriken und Galvaniseuren zweifellos auch neue Kostenproblem bescheren. In Summe aber sind solche besonders energiehungrigen Wirtschaftszweige in Sachsen im Vergleich zu Westdeutschland eher unterrepräsentiert. Zu denken ist da etwa an die Stahlindustrie oder die Werke von BASF in Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz. Gerade im Chemiesektor haben die hohen Energiepreise hierzulande und weitere Faktoren bereits zu Abwanderungs-Trends deutscher Unternehmen gen USA und China geführt. Laut Ifo-Forscher Dr. Robert Lehmann ist damit zu rechnen, dass die Produktionsverlagerungen und -senkungen in der deutschen Chemieindustrie letztlich die Bundesrepublik etwa 0,3 Prozent vom Wirtschaftswachstum kosten werden – bei einer insgesamt eher stagnierenden Volkswirtschaft. Und Hauptgrund seien hier wiederum die ohnehin hohen und nun weiter steigenden Energiepreise in Deutschland.

Allerdings bleibt auch abzuwarten, ob und wo die Ampel-Sparbeschlüsse angesichts bäuerlicher Blockaden und anderen Protesten bald wieder bröckeln. Ragnitz jedenfalls meint: „Schauen wir mal, was davon übrig bleibt.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Ifo Dresden, Oiger-Archiv

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt