Am ehemaligen Braunkohle-Kraftwerk will der Konzern Elektrolyseure, Akkus und große Brennstoffzellen installieren
Boxberg, 13. April 2024. Um eine neue Energiewirtschaft für die Zeit nach dem Braunkohleausstieg in der Lausitz vorzubereiten, baut die Leag in Boxberg ein Wasserstoff- und Stromspeicherzentrum. Dieses „H2UB“ („Hydrogen Unit and Battery“) genannte Vorhaben hat der ostdeutsche Energiekonzern nun angekündigt, es aber auch von Subventionen abhängig gemacht: „Wichtige Voraussetzung für die Realisierung des Projekts H2UB ist die Unterstützung durch Fördermittel, die das Unternehmen beantragt hat“, betonen die Leag-Manager.
Kühltürme werden gesprengt
Im Zuge ihres „Gigafactory“-Programms will der Konzern demnach auf dem Gelände der bereits in den 1990er Jahren stillgelegten Kraftwerke I und II vier alte Kühltürme sprengen. Das soll für mehrere Teilprojekte Platz schaffen: erstens einen Elektrolyseur, der Wasser mit Hilfe von Ökostrom in Sauer- und Wasserstoff zerlegt und dabei pro Stunde bis zu 2,1 Tonnen Wasserstoff bereitstellt. Daran soll sich zweites ein Röhrenspeicher anschließen, der Wasserstoff im Energie-Gegenwert von zwei Gigawattstunden fassen kann.
Wasserstoff-Kraftwerk soll mit 10 MW starten
Drittens plant der Konzern ein Wasserstoff-Kraftwerk, in der große Brennstoffzellen den Wasserstoff mehr oder minder „kalt“ verbrennen und daraus wieder elektrische Energie gewinnen. „Das H2-Kraftwerk soll im ersten Schritt mit einer Leistung von zehn Megawatt ausgelegt sein, kann aber durch den Zubau weiterer Brennstoffzellen und H2-Turbinen bis auf 500 Megawatt wachsen“, kündigte die Leag an. Dann käme die Anlage an ein klassisches Großkraftwerk zumindest heran.
Leag setzt bei Stromspeicher auf Lithium-Akkus und Flussbatterien
Viertes lässt der Konzern einen Groß-Akkumulator in Boxberg bauen, der maximal eine Gigawattstunde elektrische Energie zwischenspeichern kann. Dies werde „damit der größte Batteriespeicher Deutschlands“, hieß es vom Unternehmen. „Die Energiemenge, die innerhalb von zehn Stunden ein- und ausgespeichert werden kann, entspricht dem jährlichen Energiebedarf von knapp 300 Haushalten.“
Im Übrigen will die Leag hier eine alte, neuentdeckte Technologie nutzen: Neben den marktbeherrschenden Lithium-Akkus wollen die Ingenieure in Boxberg auch Flussbatterien („Redox Flow“) nutzen. Diese Flussbatterien wurden in Deutschland erfunden, kamen dann aber wieder aus der Mode – auch, weil neue Akkus wie eben die Lithium-basierten eine viel höhere Energiedichte erreichen. Für stationäre Speicher, die große Mengen elektrischer Energie speichern und lange halten sollen, eignen sich aber Flussbatterien sehr gut: Sie sind durch größere Chemietanks leicht erweiterbar und lassen sich durch einen Austausch der Elektrolyt-Flüssigkeiten leicht erneuern. Daher zeichnet sich für sie seit einiger Zeit eine „Renaissance“ ab, daher auch die Leag-Entscheidung in Boxberg.
Baustart für neue Schaltanlage für 2025 avisiert
Eine weitere Investition soll schon recht rasch beginnen: „Bereits 2025 soll Baustart für eine neue gasisolierte 380-kV-Schaltanlage (GIS) sein“, informiert die Leag. „Sie verbindet zum einen die erneuerbare Stromerzeugung im Umfeld des Kraftwerksstandortes Boxberg, die Gigabattery und das Wasserstoffkraftwerk und stellt zum anderen den Anschluss an das Übertragungsnetz von 50 Hertz her.“
Zudem hatte sich die Leag mit dem Freistaat Sachsen, der TU Chemnitz und weiteren Akteuren bereits auf ein „Inno-Carb-Energy“-Zentrum für Leichtbau-Forschung und Carbonfaser-Produktion in Boxdorf geeinigt. Außerdem experimentiert die TU Dresden in Boxdorf mit Riesen-Schwungrädern. Diese „rotationskinetischen Speicher“ (RKS) sind als Alternative zu Großakkus gedacht, wenn es darum geht, schnell Ökostrom-Spitzen – zum Beispiel von Windkraftanlagen – zu puffern.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Leag, Wikipedia, Oiger-Archiv
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