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Sachsen richtet Ethikrat für „Künstliche Intelligenz“ ein

So stellt sich die Bildgenese-Instanz Dall-E der Künstlichen Intelligenz von OpenAI "Weltwissen" vor. Womöglich könnten die KIs in der Praxis mit diesem Konzept das bisherige Urheberrecht aushöhlen. Visualierung: Dall-E

Experten sollen Regierung beim KI-Einsatz beraten

Dresden/Chemnitz, 12. April 2024. Mit Blick auf die rasante Ausbreitung von „Künstlicher Intelligenz“ (KI) in Wirtschaft und Gesellschaft will die sächsische Landesregierung einen „Beirat für digitale Ethik“ einrichten. „Die darin berufenen Expertinnen und Experten sollen die Landesregierung bei Fragestellungen zum Einsatz von KI beraten und Empfehlungen aussprechen“. Das hat das Dresdner Kabinett im Vorfeld des dritten sächsischen KI-Kongresses angekündigt, der am 16. April 2024 in Chemnitz beginnt.

Katja Meier. Foto: Anne Hufnagl für das SMJus

Katja Meier. Foto: Anne Hufnagl für das SMJus

Justizministerin sieht Diskriminierungs-Gefahr

„Es ist an der Zeit und dringend notwendig, dass ab der kommenden Legislatur ein Beirat für digitale Ethik des Freistaates Sachsen eingerichtet wird“, schätzt die sächsische Justizministerin Katja Meier (Grüne) ein. „KI-Systeme sind eine große Chance für unsere Zukunft und gerade deswegen müssen wir dafür sorgen, dass die vom Freistaat Sachsen in seinen vielfältigen Bereichen genutzten Anwendungen die notwendigen Anforderungen an vertrauenswürdige KI erfüllen. Sie sollten nachvollziehbar machen, aus welcher Datengrundlage sie ihre Informationen beziehen, die Vielfalt einer Gesellschaft abbilden und Diskriminierung weder erlernen noch reproduzieren.“

Oliver Schenk ist Chef der sächsischen Staatskanzlei im Ministerrang. Foto: Pawel Sosnowski für die SKK

Oliver Schenk ist Chef der sächsischen Staatskanzlei im Ministerrang. Foto: Pawel Sosnowski für die SKK

Sachsen kann auf Synergie-Effekte zwischen Chipfabriken und Software-Schmieden hoffen

Die sächsische Regierung rechnet mit einem weiter dynamisch wachsenden KI-Einsatz im Freistaat. Gerade durch Kooperationen der Chipfabriken und der zahlreichen industrie-nahen Software-Schmieden im „Silicon Saxony“ sieht das Kabinett große Chancen für Sachsen, diese Zukunftstechnologie mitzuformen. Laut der Landesregierung gibt es in Sachsen rund 140 Studiengänge mit KI-Bezug. Der Freistaat Sachsen fördere KI-bezogene Forschung bis 2027 mit mindestens 400 Millionen Euro. „Künstliche Intelligenz spielt gerade auch im Freistaat Sachsen mit seiner starken industriellen und wissenschaftlichen Basis eine ganz besondere strategische Rolle“, meint Staatskanzlei-Chef Oliver Schenk (CDU). „Ziel muss es sein, KI-Anwendungen auf breiter Basis einzusetzen – in Wissenschaft und Wirtschaft, aber auch in der Verwaltung. Denn KI ist ein maßgeblicher Wirtschafts- und Innovationstreiber.“

Viele Unternehmenskunden rücken ungern Daten für KIs heraus

Welche Optionen Sachsen in diesem Sektor hat, aber auch mit welchen Risiken und Herausforderungen der KI-Einsatz verbunden ist, sollen nicht zuletzt die eigens dafür initiierten KI-Kongresse ausloten. Für Debatten sorgt beispielsweise immer wieder die Frage, mit welchen Daten die Künstlichen Intelligenzen angelernt werden, woher diese Lerndaten kommen sollen – und wie die KIs in beim Lernprozess wie auch in der täglichen Arbeit etwa die Geschäftsgeheimnisse von Kunden schützen und die Datenschutzgesetze einhalten. „Oft begegnen wir Skepsis und Vorurteilen gegenüber der Datenbereitstellung“, berichtet beispielsweise Martin Voigt, der die Dresdner KI-Firma „Elevait“ leitet. Wichtig sei es daher, den Kunden und Partnern klar zu machen, „dass für alle genannten Risiken bereits etablierte Lösungen existieren“.

KI-Kongress in Chemnitz mit Praxisbeispielen

Neben den Diskussionen um Ethik und Datenschutz wollen die Experten auf dem Kongress in Chemnitz auch viele Praxisbeispiele vorstellen – für den Einsatz von KI in Schulen, bei musikalischen Kompositionen, in kleinen Industriebetrieben oder in der Medizin. Zu den Referenten und Ausstellern gehören Wirtschaftspolitiker, Unternehmer, Astrophysiker und Mediziner ebenso wie KI-Forscher und Künstler. Mit dabei sind beispielsweise Unternehmen wie Elevait, Coderitter, Systema, Appsfactory, Dualis, t2k, NTT Data, das Amazon-Entwicklungszentrum Dresden, der universitäre KI-Verbund „ScaDS.AI“, das entstehende „Deutsche Zentrum für Astrophysik“, der „Smart Systems Hub“ Dresden, die Unis Dresden, Chemnitz und Freiberg, aber auch die Musikhochschule Dresden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SSK, SMJus, Oiger-Archiv, KI-Kongress Tagungsprogramm

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt