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Ostdeutscher Maschinenbau tritt auf der Stelle

Mitteldeutsche Industriebetriebe beschäftigen 1 Million Menschen im ländlichen Raum. Doch die Infrastruktur dort ist immer noch unterentwickelt, kritisiert der VDMA Ost. Foto: VDMA Ost

Foto: VDMA Ost

Sächsische Industrie macht 7 % weniger Umsatz, Ifo korrigiert Wachstumsprognose herunter

Leipzig/Kamenz/München, 26. Januar 2024. Der ostdeutsche Maschinen- und Anlagenbau tritt auf der Stelle. Das hat der Branchenverband „VDMA Ost“ in Leipzig eingeschätzt. Demnach prägen schwache Kundennachfrage und mäßig ausgelastete Kapazitäten die Geschäftslage. In einer Umfrage unter 350 Maschinenbauern bewerteten 38 Prozent ihre aktuelle Gesamtsituation als negativ. Die jüngsten Wirtschaftsberichte der sächsischen Landesstatistiker und neue Ifo-Prognosen zeichnen ebenfalls ein düsteres Bild.

VDMA Ost sieht „kein Licht am Ende des Tunnels“

„Der Abwärtstrend des zweiten und dritten Quartals 2023 scheint vorerst gestoppt. Dennoch sehen wir kein Licht am Ende des Tunnels“, betonte „VDMA Ost“-Geschäftsführer Oliver Köhn. „Die Auftragslage ist nach wie vor kritisch. Und auch die Rahmenbedingungen deuten nicht auf eine schnelle Trendwende hin. Dementsprechend getrübt und sorgenvoll ist die Stimmung.“

Verband: Internationale Konflikte und Zick-Zack-Kurs der Bundesregierung bilden gefährlichen Mix

Die Gründe für die schlechte Wirtschaftslage seien international wie auch in Deutschland zu suchen: „Die schwache Weltwirtschaft, die geopolitischen Krisenherde, Deutschlands Haushaltskrise und der Zick-Zack-Kurs der Bundesregierung sind ein gefährlicher Mix an Problemen“, meint Oliver Köhn. „Daher sinkt die Bereitschaft, in neue Maschinen und Anlagen zu investieren. Die Maschinenbau-Kunden zögern ihre Kaufentscheidungen hinaus, vergeben insgesamt weniger neue Aufträge und verschieben oder stornieren bereits eingeplante Projekte.“

Oliver Köhn ist Geschäftsführer des VDMA Ost. Foto: VDMA

Oliver Köhn ist Geschäftsführer des VDMA Ost. Foto: VDMA

Noch sei gar nicht abzuschätzen, wie sich die wirtschaftliche Lage weiterentwickele: „Wir stecken derzeit in einer ernstzunehmenden Absatzkrise“, erklärte der Verbands-Chef. „Die geopolitischen Risiken lassen sich kaum abschätzen. Niemand kann sagen, welchen Weg die USA künftig einschlagen werden und wie sich die Kriege in der Ukraine und in Israel oder der Taiwan-Konflikt entwickeln.“

Weniger statt mehr Bürokratie gefordert

Anderseits erwarten die Maschinenbauer auch von der Bundesampel eine bessere Arbeit: „Eine beständige und sachgerechte Politik ist Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit und den wirtschaftlichen Erfolg. Dazu gehört auch, insbesondere die mittelständische Industrie zu entlasten, beispielsweise Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Berichtspflichten zu reduzieren.“ Tatsächlich aber geht die politische Marschrichtung in Berlin und Brüssel genau in die entgegen gesetzte Richtung: Lieferkettengesetz, CO2-Zölle, ausgeweitete Nachhaltigkeitsberichtsplichten, neue Regulierungen für den KI-Einsatz, Digital Services Act und dergleichen mehr verdichten den Auflagen-Dschungel für die Wirtschaft.

Starke Rückgänge in Sachsens Chemieindustrie und Metallbranche

Die Einschätzungen der Maschinenbau-Betriebe in der Verbandsumfrage decken sich im Übrigen auch mit den jüngsten Wirtschaftsberichten der sächsischen Landesstatistiker aus Kamenz. Demnach schrumpften die Auftragseingänge in der sächsischen Industrie im dritten Quartal 2023 preisbereinigt um reichlich neun Prozent zurück – und damit sogar etwas stärker als bundesweit (-8 Prozent). Der Gesamtumsatz sank um rund sieben Prozent (Deutschland: -2 Prozent). „Besonders groß waren die Rückgänge unter anderem in der Herstellung von chemischen Erzeugnissen sowie der Metallerzeugung und -bearbeitung“, berichten die Landesstatistiker. Im Auslandsgeschäft seien die Umsätze um ein Zehntel abgesackt.

Prof. Timo Wollmershäuser. Foto: Ifo

Prof. Timo Wollmershäuser. Foto: Ifo

Ifo geht von nur noch 0,7 % BIP-Wachstum für 2024 aus

Auch deutschlandweit sieht das Ifo-Institut vorerst keine Aufwärtssignale in der Wirtschaft. Die Münchner Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2024 daher nun herunterkorrigiert, von 0,9 Prozent, die sie noch Mitte Dezember vorhergesagt hatten, auf nun nur noch 0,7 Prozent. „Mit dem nun im Haushaltsausschuss vereinbarten Bundeshaushalt wurden nach unserer Schätzung zusätzliche Einsparungen in Höhe von knapp 19 Milliarden Euro beschlossen“, erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Unternehmen und Haushalte werden mehr belastet oder weniger entlastet, und die Staatsausgaben werden gekürzt.“ Diese Folgen der geplatzten Schuldenpolitik der Bundesampel kommen insofern zu hohen Energiepreisen, Fachkräfte-Mangel und anderen dämpfenden Faktoren noch hinzu.

Autor: Oiger-News

Quellen: VDMA Ost, Statist. LA Kamenz, Ifo München, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt