Unis Dresden und Leipzig sind mit 5 Förderanträgen in der Endrunde
Dresden/Leipzig, 2. Februar 2024. Wie bringen wir einer KI bei, sich in unüberschaubaren Situationen mindestens ebenso clever wie ein Mensch anzustellen? Wie lässt sich Elektronik umweltfreundlicher herstellen und recyceln? Welche Tierarten sterben durch den Klimawandel aus? Diese und weitere Fragen wollen die Unis Dresden und Leipzig in neuen Forschungszentren klären. Mit insgesamt fünf Förderanträgen dieser Art sind die beiden Universitäten aus Sachsen nun ins Finale in der aktuellen deutschen Exzellenz-Wettbewerbsrunde gelangt. Das hat der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) heute mitgeteilt.
Minister: Außergewöhnlicher Erfolg für Sachsen
„Es ist ein außergewöhnlich großer Erfolg, dass zwei unserer Universitäten jetzt die Endrunde im Wettbewerb um Exzellenzcluster erreicht haben“, betonte der Minister. „Sachsen ist gemessen an der Gesamtauswahl durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft überdurchschnittlich in der Endrunde vertreten.“
„Zwei Vollanträge für unsere Projekte einreichen zu dürfen, markiert einen bedeutsamen Meilenstein und ist eine große Anerkennung unserer Universität für ihre herausragende Forschungsleistung“, freute sich derweil die Leipziger Uni-Rektorin Prof. Eva Inés Obergfell.
Derweil unterstrich TUD-Prorektorin Prof. Angela Rösen-Wolff, der „Fokus auf bedeutende Zukunftsfragen und innovative Forschungsfelder wie die Erforschung der Funktionen des Gehirns für Maschinelles Lernen, ressourceneffizientes Bauen und nachhaltige Hochleistungselektronik“ unterstreiche den Anspruch der TUD, „Lösungen für die drängenden Fragen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln“.
TU Dresden ist einzige ostdeutsche Exzellenz-Uni – parallel gibt’s Geld für neue Exzellenzzentren
Die Unis Dresden, Leipzig und Chemnitz hatten schon in der Vergangenheit in mehreren Runden erfolgreich Sonderfördergelder für ausgewählte Exzellenz-Forschungszentren eingeworben. Dadurch entstanden beispielsweise in Dresden das „Zentrum für fortgeschrittene Elektronik Dresden“ (Cfaed) sowie in der jüngsten Runde das Quantenphysikzentrum Ct.qmat, das „Physik des Lebens“-Zentrum und das „Center for Tactile Internet with Human-in-the-Loop“ (Ceti). Allerdings hatte letztlich nur die TU Dresden im Jahr 2019 als einzige ostdeutsche Uni den offiziellen Adelsschlag als „Exzellenzuniversität“ erhalten – wofür es ebenfalls Extrafördergelder vom Bund gibt. Die TUD ist mit rund 8300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie rund 29.000 Studierenden in 17 Fakultäten eine der größten technisch ausgerichteten Universitäten in Deutschland.
Die Projekte der TU Dresden
Dresden hat nun in der neuen Runde Anschlussgelder für Ct.qmat, „Physics of Life“ und Ceti beantragt, bemüht sich außerdem um drei neue Exzellenzzentren:
REC2: Verantwortungsvolle Elektronik im Zeitalter des Klimawandels
Elektronik bietet zahlreiche Vorteile für unser Leben, allerdings auf Kosten eines enormen Ressourcen- und Energieverbrauchs und der Erzeugung von Elektroschrott. Der REC²-Cluster schafft die wissenschaftliche Grundlage für die Elektronik der Zukunft: neue Materialplattformen, Bauteilkonzepte und integrierte Systeme, mit denen verantwortungsbewusste Elektronik auf ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich nachhaltige Weise realisiert werden kann.
BiC: Verhalten im Kontext: Berechnungen von Verhalten durch Gehirn und Maschine in komplexen und unsicheren Umgebungen
Das menschliche Gehirn steuert Verhalten in komplexen Situationen wie der Kommunikation oder dem Straßenverkehr. Trotz jahrelanger Forschung können KI-Systeme nicht ebenso effizient handeln. Das Exzellenzcluster BiC will untersuchen, ob kürzlich gefundene Gehirnmechanismen entscheidende Schlüsselprinzipien darstellen und auf maschinelles Lernen und die Entwicklung von Therapien übertragbar sind.
CARE: Klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen
Herkömmlicher Beton und Zement machen 80% der Stoffe im Bau aus und sind in der Herstellung für mehr als 8% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Das Exzellenzcluster CARE der TU Dresden und der RWTH Aachen will mit klimafreundlichen Baustoffen, Konstruktionsprinzipien und Fertigungstechnologien Wege hin zu in jeder Hinsicht nachhaltigem Bauen aufzeigen.
Die Projekte der Uni Leipzig
Und die Uni Leipzig hat folgende Forschungszentren beantragt:
Leipzig Centrum für Metabolismus (LeiCeM) – Stoffwechselgesundheit verstehen und verbessern
Das Vorhaben widmet sich dem Verständnis und der Verbesserung von Krankheiten, die aus Stoffwechselstörungen entstehen und zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Diabetes mellitus, Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. LeiCeM fokussiert auf personalisierte Therapieansätze und individuelle Stoffwechselvariationen statt auf allgemeine Risikofaktoren. Besonderes Augenmerk gilt der frühkindlichen Entwicklungen sowie genetischen Einflüssen auf lebenslange Gesundheitsrisiken. LeiCeM wird geleitet von Prof. Dr. Michael Stumvoll von der Medizinischen Fakultät. Insgesamt sind neben dem Universitätsklinikum fünf renommierte Max-Planck-, Helmholtz- und Fraunhofer-Institute sowie das Herzzentrum Leipzig beteiligt.
Atmende Natur – Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Klima und menschlichem Verhalten
Im Exzellenzclustervorhaben „Breathing Nature“ untersuchen Forschende aus den Lebens-, Wirtschafts- und Erdsystemwissenschaften die Wechselwirkungen zwischen Biodiversitätsverlust und Klimawandel, zwei der größten aktuellen Herausforderungen weltweit. Im Fokus steht auch menschliches Verhalten in diesen Umweltkrisen und die Frage nach gesellschaftlichen Lösungsansätzen. „Breathing Nature“ wird geleitet von Prof. Dr. Johannes Quaas, Fakultät für Physik und Erdsystemwissenschaften an der Universität Leipzig. Insgesamt sind fünf renommierte Forschungsinstitute, darunter Leibniz-, Max-Planck- und Helmholtz-Institute, beteiligt.
Jury entscheidet sich im Mai 2025
Die finale Entscheidung darüber, welche Cluster ab dem 1. Januar 2026 gefördert werden, trifft im Mai 2025 eine Exzellenzkommission aus Wissenschaftlern und Wissenschaftspolitikern von Bund und Ländern. Insgesamt stehen dann 539 Millionen Euro jährlich für deutschlandweit bis zu 70 Exzellenzcluster zur Verfügung. 75 Prozent der Gelder pro Exzellenzzentrum stellt der Bund bereit, 25 Prozent kommt vom jeweiligen Bundesland.
Autor: Oiger
Quellen: SMWK, Oiger-Archiv, TUD, Uni Leipzig
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