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Freiberg produziert 55.000 Liter Synthese-Benzin im Dauerbetrieb

Arbeiter verladen das Synthesebenzin in Freiberg. Foto: Tubaf / Bergakademie Freiberg

Arbeiter verladen das Synthesebenzin in Freiberg. Foto: Tubaf / Bergakademie Freiberg

Als Ausgangsstoff dient Methanol aus der Papierindustrie

Freiberg, 2. Februar 2024. Die Produktion von „grünem“ Synthese-Kraftstoffen funktioniert auch in größeren Mengen und im Dauerbetrieb. Diesen Nachweis haben Forscher in Sachsen nun laut eigenen Angaben an einer Großversuchsanlage erbracht: Nach einer ersten Tranche von 15.000 Litern Anfang 2023 haben sie vom Oktober bis Dezember 2023 im Dauerbetrieb weitere 55.000 Liter Benzin aus Biomethanol, einem Nebenprodukt der Papierindustrie, erzeugt. Das hat heute die federführende Bergakademie Freiberg mitgeteilt.

Forscher wollen damit CO2-Ausstoß im Vergleich zu fossilen Verbrennern zehnteln

Mit der Anlage wollen die Freiberger Forscher und ihre Partner aus der Industrie im praxisnahen Betrieb testen, in welchen Qualitäten und Mengen sich synthetische Kraftstoffe für Autos, Schiffe und Flugzeuge über längere Zeiträume aus Abfällen anderer Industriezweige herstellen lassen. Ziel sei es, „mit Hilfe einer Kohlenstoff-Kreislaufführung eine bis zu 90-prozentige CO2-Einsparung“ zu erreichen, hieß es von der Bergakademie. Insgesamt möchte das Konsortium „Demonstrating a Circular Carbon Economy in Transport along the Value Chain“ (Decartrans) bis 2026 rund 380.000 Liter „grünes“ Benzin in Freiberg produzieren.

15 Millionen Euro vom Bund

Die Firma „Cac Engineering“ aus Chemnitz hatte die Großversuchsanlage für synthetisches Benzin 2009 als bundesweit erste und größte ihrer Art an der TU Bergakademie Freiberg errichtet. Weitere Partner sind die FEV Europe GmbH, Lother GmbH, Coryton Advanced Fuels Deutschland GmbH und Forschungszentrum Jülich GmbH. Das Bundesverkehrsministerium fördert das Vorhaben mit knapp 15 Millionen Euro.

E-Fuels sollen Laster, Flugzeuge und Schiffe etwas umweltfreundlicher antreiben

Die Idee dahinter ist, neben elektrischen und wasserstoff-basierten Lösungen eine weitere Alternative zu fossilen Energieträgern zu etablieren. Dafür kommen eben elektrisch aus Methanol oder Elektrolyse-Wasserstoff synthetisierte Kraftstoffe wie E-Diesel, E-Benzin und E-Kerosin in Frage. Zwar sind solche „E-Fuels“ noch immer spürbar teurer als klassische fossile Kraftstoffe und gar nicht in ausreichenden Mengen verfügbar, um Millionen Autos damit anzutreiben. Aber die Synthese-Kosten sinken langsam, während eben immer mehr Synthese-Anlagen wie die in Freiberg peu à peu signifikante Mengen liefern. Und absehbar ist, dass zumindest für schwere Fernstrecken-Laster und auch für Flugzeuge in naher Zukunft akku-elektrische Lösungen nicht genug Leistung und Reichweite bieten werden. Von daher kommen in diesen Sektoren vor allem Wasserstoff und E-Fuels als umweltfreundlichere Alternativen zu fossilen Brennstoffen durchaus in Frage.

Das in Freiberg hergestellte Synthese-Benzin ist vorerst auch nicht für den Masseneinsatz gedacht. Die Bergakademie will es vielmehr den Projektpartnern für Kraftstoffuntersuchungen sowie umfangreiche Kfz-Tests zur Verfügung stellen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TU Bergakademie Freiberg, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt