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Totlebendige Katze Q lockt Mädchen in die Quantenwelt

Die App "Katze Q" soll Mädchen für eine Quantenkarriere begeistern. Foto: qt.mat

Die App „Katze Q“ soll Mädchen für eine Quantenkarriere begeistern. Foto: qt.mat

Forscher wollen mit Rätsel-App Schülerinnen für ein Physikstudium begeistern

Dresden/Würzburg, 12. Oktober 2021. Um junge Menschen für die wundersame Welt der Quantenmechaniker zu begeistern, schicken Physiker und Software-Entwickler die „Katze Q“ in die Spur: In der gleichnamigen Gratis-App für Android-Telefone und iPhones können die Spielerinnen und Spieler gemeinsam mit der gleichermaßen toten wie lebendigen Katze des Physikers Erwin Schrödinger (1887-1961) über 20 Rätsel lösen, um das Haustier am Ende aus einer über 80 Jahre alten Kiste zu befreien.

Professor Matthias Vojta ist Sprecher des Clusters „ct.qmat - Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ in Dresden. Foto: Amac Garbe

Professor Matthias Vojta ist Sprecher des Clusters „ct.qmat – Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ in Dresden. Foto: Amac Garbe

Spielspaß steht im Vordergrund

„Im Vordergrund steht der Spielspaß“, betonte der Dresdner TU-Professor Matthias Vojta vom Exzellenzclusters „Ct.qmat“, das die App-Entwicklung angeschoben hatte. „Wir wollen aber auch Hintergründe vermitteln und wie spannend die Quantenphysik ist.“

Weibliches Potenzial der Quantenphysik erschließen

Ähnlich argumentiert Prof. Ralph Claessen von der Uni Würzburg, die gemeinsam mit der TU Dresden am „Ct.qmat“-Zentrum beteiligt ist: „Wir entwickeln die Materialien für die Quantencomputer, die Quantensensoren und andere Hochtechnologien des 21. Jahrhunderts“, erklärte er. „Weltweit werden dafür Riesensummen investiert.“ Und es sei absehbar, dass auch Deutschland in naher Zukunft sehr viele Expertinnen und Experten für Quantentechnologien brauchen werde. „Wir wollen dafür das weibliche Potenzial in der Quantenphysik besser ausschöpfen.“

Katzen funktionieren immer

Von daher ist es auch kein Zufall, dass sich die App-Macher für ein berühmtes Gedankenexperiment von Erwin Schrödingers aus dem Jahr 1935 – in dem eine Katze gleichermaßen lebt wie tot ist, bis sich ihr Schicksal durch den Blick in die Experimentalbox entscheidet– als zentrales Motto im Abenteuerspiel entschieden haben: „Cat Content funktioniert immer“, brachte es der junge App-Entwickler Philipp Stollenmayer lapidar auf den Punkt. Anders ausgedrückt: Mit Katzenbildern fängt man junge Quantenphysikerinnen in spe – wobei die Forscher als Kernzielgruppe Mädchen im Alter zwischen elf und 15 Jahren auserkoren haben.

Ub der App "Katze Q" sollen junge Spielerinnen die gleichnamige Katze befreien, die noch unentschlossen ist, ob sie lebt oder tot ist. Bildschirmfoto: qt.mat

Ub der App „Katze Q“ sollen junge Spielerinnen die gleichnamige Katze befreien, die noch unentschlossen ist, ob sie lebt oder tot ist. Bildschirmfoto: qt.mat

Die Story: 20 Rätsel stehen zwischen Schrödingers Katze und der Freiheit

Das schlägt sich in der Geschichte der App nieder: Anna, die Urenkelin von Erwin Schrödinger, findet auf dem Dachboden ihres Ur-Opas, schnappt sie sich und stellt sie vor die nächste Haustür. Die Spielerin kann nun der Katze helfen, aus der verrückten Quantenwelt zu entkommen. In einem Rätsel zum Beispiel muss sie die Regler eines Küchenherdes so bedienen, dass sich zwei quantenverschränkte Katzen anschauen. Als Belohnung gibt es Hintergrundinfos über die Quantenverschränkung, die Albert Einstein einst als „spukhafte Fernwirkung“ bezeichnete: Solcherart verschränke Teilchen oder Objekte können ihre Zustände selbst über immense Entfernungen augenblicklich abstimmen, als ob die Lichtgeschwindigkeit als universelles Tempolimit für sie nicht gelten würde.

Besonders erfolgreiche Spielerinnen können sich zudem eine Bonus-App freischalten, über die sie ihre individuellen Fragen an die Quantenwelt vorbringen können. Die Physikerinnen und Physiker vom „Ct.qmat“ sammeln diese Fragen und wollen sie ab 2022 monatlich auf einem eigenen Youtube-Kanal beantworten.

Auch Schrödingers Nachfahren sind angetan

Obzwar erst ab dem 13. Oktober 2021 offiziell verfügbar, hat eine Fachjury die „Katze Q“ schon jetzt für den „Deutschen Kindersoftwarepreis Tommi 2021“ nominiert. Und auch den echten Erben Schrödingers außerhalb der Quantenwelt gefällt das Spiel: Sein Großvater hätte sich über die App zweifellos sehr gefreut, ist Schrödingers Enkel Leonhard Braunizer überzeugt, der in Kanada lebt. „Mein Großvater hatte zwar in Wirklichkeit gar keine Katze, aber er war sehr tierlieb, er hatte Hunde.“ Und Schrödingers Urenkelin Anna Braunizer, die Namenspatin für die Anna im Spiel war, gefällt die App ebenfalls: „Es ist sehr interessant, mit mir selbst im Spiel zu interagieren.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TUD, Uni Würzburg, qt.mat, Auskünfte App-Entwickler und Schrödinger-Familie, Oiger-Archiv

Kurzüberblick:

  • Name: „Katze Q“
  • Sprachen: Deutsch und Englisch
  • Genre: Adventure / Escape room game
  • Spielzeit: ca. 1,5 h
  • Altersgruppe: ab 11 Jahre
  • Plattformen: iOS und Android
  • Preis: gratis
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt