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Zulieferer spüren Aufschwung in Sachsens Mikroelektronik

Zunehmend in Chipwerken gefragt: Luftzerlegungsanlagen. Foto: Air Liquide

Zunehmend in Chipwerken gefragt: Luftzerlegungsanlagen. Foto: Air Liquide

Spezialgas-Spezialist „Air Liquide Electronics“ meldet größten Einzelauftrag der Firmengeschichte

Ottendorf-Okrilla/Dresden, 25. Januar 2024. Der Aufschwung in der sächsischen Mikroelektronik beschert auch dem Industriegas-Anbieter „Air Liquide Electronics“ kräftige Impulse: Das in Ottendorf-Okrilla bei Dresden angesiedelte Unternehmen vermeldet rekordverdächtige Auftragsbestände und baut daher seine Kapazitäten sowie die Belegschaft aus.

Wolfgang Steiner ist Geschäftsführer von Air Liquide Electronics. Foto: ALE

Wolfgang Steiner ist Geschäftsführer von Air Liquide Electronics. Foto: ALE

„Meilenstein“ für den Halbleiterstandort Sachsen

Die jüngsten Investitionsankündigungen von TSMC, Infineon und weiteren Halbleiter-Unternehmen im Raum Dresden sieht Geschäftsführer Wolfgang Steiner „als weiteren Meilenstein“ für den Halbleiterstandort Sachsen. „Wir verfolgen die Entwicklungen rund um TSMC sehr genau“, betont er. „Mit der Ansiedlung entsteht ein weiteres starkes Standbein der europäischen Halbleiterindustrie hier im Silicon Saxony. Die Wirtschaftskraft und Bedeutung der Region werden weiter gestärkt.“

Große Stickstoff-Erzeuger geordert

Und davon profitiert eben auch „Air Liquide Electronics“: „Wir konnten an den Auftragsrekord 2022 anknüpfen und den bisher größten Einzelvertrag in der Geschichte von Air Liquide Electronics abschließen“, berichtet Steiner. „Es geht dabei um zwei Großanlagen zur Stickstofferzeugung mitsamt Backup-Versorgung für einen regionalen Halbleiterproduzenten.“ Um welche Chipfabrik es sich dabei handelt und welchen Wertumfang die Order hat, wollte „Air Liquide Electronics“ nicht mitteilen. Zu vermuten ist aber, dass die Bestellung von Infineon ausgegangen ist, die in Dresden derzeit ihre vierte Fab bauen und dafür fünf Milliarden Euro investiert.

Immer mehr Chipfabriken wollen Luftzerleger, um selbst Gase zu gewinnen

Im Zuge der wachsenden Diskussionen um Lieferketten-Störungen und mehr Resilienz wächst auch der Wunsch der sächsischen Halbleiter-Werke, sich ein Stück weit beim Industriegas-Nachschub unabhängiger von externen langen Lieferwegen zu machen: „Vermehrt angefragt wurden Tank-Farm-Projekte, die zum Auf- und Ausbau der Fertigungskapazitäten von Halbleitern in Dresden benötigt werden“, berichtet „Air Liquide Electronics“. „Dabei handelt es sich um sogenannte On-Site-Luftzerlegungsanlagen kombiniert mit Gastanks. Im Ergebnis können die gewünschten Gase durch physikalische Verfahren direkt am Kundenstandort gewonnen und bereitgestellt werden.“

Air Liquide baut Standort Ottendorf-Okrilla aus

Angesichts der guten Auftragslage erweitert der Industriegas-Anbieter auch seine Kapazitäten in Ottendorf-Okrilla: Das Unternehmen hat dort 500 Quadratmeter Nutzfläche in Lager umgewidmet. Auch habe man das Transportvolumen für „die letzte Meile” bis zum Kunden mehr als verdoppelt. Zudem heuerte „Air Liquide Electronics“ neue Techniker, Ingenieure und andere Mitarbeiter an. „In diesem Jahr planen wir einen weiteren Aufbau unseres Personals“, kündigt Steiner an – und will dafür weltweit nach Fachkräften fahnden. Bereits jetzt sei das Team sehr international ausgerichtet und stehe für 14 verschiedenen Nationen. Dazu zählen neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Venezuela, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Saudi-Arabien, China, Russland, Österreich, Türkei, Iran, Tunesien und Mosambique.

Vor allem auf Halbleiter- und Solarindustrie ausgerichtet

„Air Liquide Electronics“ ist eine Enkeltochter des französischen Industriegas-Konzerns „Air Liquide“. Das sächsische Unternehmen hat seinen Sitz in Ottendorf-Okrilla. Der Betrieb ist vor allem auf Industrie- und Spezialgase für Chipfabriken sowie die Solarindustrie fokussiert. Das Unternehmen liefert neben den Gasen selbst beispielsweise auch Luftzerleger, Gastanks, Elektrolyseure und andere Anlagentechnik. Insgesamt beschäftigt die Air Liquide-Gruppe rund 3.750 Menschen in Deutschland, einen Teil davon auch am Standort Ottendorf-Okrilla.

Subventionen entzünden Sonderkonjunktur in der Halbleiter-Branche

Während die deutsche Wirtschaft ansonsten schwächelt, verbreitet sich gegen diesen Trend speziell in der Halbleiterbranche Aufbruchstimmung: Der weltweite Subventionswettlauf um Chipfabrik-Ansiedlungen beschert eben auch Ausrüstern und Zulieferern wie Air Liquide zusätzliche Aufträge. Das gilt innerhalb von Deutschland ganz besonders Sachsen: Hier haben Infineon, TSMC, Globalfoundries, Bosch, X-Fab, Jenoptik und weitere Hightech-Firmen teils massive Ausbauprogramme avisiert. Hinzu kommen die neueren staatlichen Mikroelektronik-Programme in den USA, Korea, Japan, China, Indien und anderen Ländern. In der Folge hatte erst kürzlich auch der niederländische Lithografie-Primus „ASML“ starke Zuwächse vermeldet.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Air Liquide Electronics, Oiger-Archiv

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt