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Meyer Burger will Solarmodulfabrik Freiberg schließen

Ein letzter prüfender Blick, bevor die Serienproduktion in der neuen Solarmodul-Fabrik von Meyer Burger in Freiberg startet. Foto: Meyer Burger

Die Archivaufnahme zeigt die Solarmodul-Fabrik von Meyer Burger in Freiberg. Foto: Meyer Burger

Schweizer drohen mit Verlagerung gen USA, wenn Deutschland keine Subventionen zahlt

Freiberg/Thun, 17. Januar 2024. „Meyer Burger“ aus Thun will seine Modulfabrik im sächsischen Freiberg mit 500 Beschäftigten Anfang April 2024 schließen, wenn Deutschland nicht bald Subventionen für die Schweizer Solarfirma zahlt. Das geht aus einer heute verbreiteten Mitteilung des Unternehmen hervor. „Für den Fall ausbleibender Massnahmen der Politik zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen sollen auf diese Weise die derzeitigen, unhaltbaren Verluste abgestellt werden“, hieß es von Meyer Burger.

Solarzell-Fabrik in Bitterfeld-Wolfen vorerst noch für Belieferung des neuen US-Werkes gebraucht

Das Unternehmen will demnach Solarmodule künftig nur noch in den USA herstellen, weil dort Subventionen fließen. In Deutschland wollen die Schweizer vorerst die Solarzell-Produktion in Bitterfeld-Wolfen fortführen, um die US-Modulfabrikation in Goodyear in der Hochfahrphase zu beliefern. Wie es mit dem Standort in Sachsen-Anhalt auf längere Sicht weitergeht, ist noch unklar: Meyer Burger versucht sich Kapital zu beschaffen, um neue Zell- und Modulwerke in den USA zu bauen. Dann wären die US-Standorte womöglich nicht mehr auf Bitterfeld-Wolfen angewiesen. „Der Maschinenbau und die F&E-Standorte in der Schweiz und in Deutschland wären von diesen Massnahmen nicht betroffen“, versicherte das Unternehmen derweil.

Der sächsische Umwelt- und Energieminister Wolfram Günther (links) und "Meyer Burger"-Chef Gunter Erfurt zeigen im Werk Freiberg Proben der neuen, hocheffizienten Heterojunction“-Solarzellen. Foto: Heiko Weckbrodt

Der sächsische Umwelt- und Energieminister Wolfram Günther (links) und „Meyer Burger“-Chef Gunter Erfurt bei der Reaktivierung des Werkes Freiberg vor drei Jahren. Foto: Heiko Weckbrodt

Schweizer verweisen auf Verluste

Das Unternehmen verweist auf die roten Zahlen, die es derzeit schreibt: Das Jahr 2023 habe mit einem Verlust vor Steuern von 126 Millionen Franken geendet. Verantwortlich dafür seien vor allem „Marktverzerrungen“. „Ein starker Anstieg der chinesischen Produktionsüberkapazitäten sowie von Indien und den USA verhängte Handelsbeschränkungen führten im vergangenen Jahr zu einem erheblichen Überangebot und einer beispiellosen Verzerrung auf dem europäischen Solarmarkt“, betonten die Manager. Dadurch sei die Solarmodul-Produktion in Deutschland unlukrativ. Zudem locken die Amerikaner die Schweizer mit Subventionen: „„In den USA können wir – bedingt durch die dortige Industriepolitik – unsere führende Technologieposition voll ausnutzen“, argumentierte „Meyer Burger“-Chef Gunter Erfurt.

USA blocken im Handelskrieg gegen Module der Chinesen – die fluten seither Europa

Eine andere Sichtweise: Die chinesischen Hersteller von Solarzellen und -modulen arbeiten immer effizienter und bieten ihre Photovoltaik daher viel billiger als die Europäer an – auch ohne staatliche Subventionen. Üblich sind in China allenfalls – letztlich staatlich organisierte – günstige Kredite. Die US-Regierung treibt aber derweil in ihrem Handelskrieg mit China voran und blockt chinesisches Solarmodul-Lieferungen ab. Dies hat dazu geführt, dass die Chinesen diese Module unter anderem nach Europa umgeleitet haben und damit dort die Preise weiter drücken.

Renaissance von Protektionismus und Subventionswettlauf

Derweil versucht die Biden-Administration zudem, die eigene Wirtschaft durch protektionistische Maßnahmen und hohe Subventionen – beispielsweise den „Inflation Reduction Act“ (IRA), den „Chips Act“ und weitere Hilfspakete – aufzupäppeln. All dies macht den Produktions-Standort Deutschland für Unternehmen wie Meyer Burger im internationalen Vergleich unattraktiver. Hinzu kommen die hohen Energiepreise und weiteren Kostensteigerungen sowie die hohe Bürokratie-Belastung von Unternehmen in Deutschland.

Meyer Burger droht schon seit Monaten mit Abwanderung

Deshalb drängen gerade die Schweizer schon länger auf deutsche Subventionsprogramme für die Solarindustrie ähnlich wie es sie bereits für die Mikroelektronik in Deutschland gibt – und drohen schon seit Monaten mit Abwanderung.

In USA muss Meyer Burger nur wenig aus eigener Tasche investieren

Nun wollen die Eidgenossen ihre Drohung wahr machen. „Der Schwerpunkt liegt derzeit auf dem Wachstum im hochattraktiven US-Markt, der eine hohe Profitabilität ermöglicht“, kündigte Erfurt an. „Gemeinsam mit Partnern könnten wir unsere Position dort erheblich verbessern, ohne eigene grössere Investitionen tätigen zu müssen.“ Zugleich drängt der Konzernchef weiter auf staatliche Zuschüsse: Die Entscheidung zur Schliessung unserer Modulproduktion in Deutschland, die vor weniger als drei Jahren in Betrieb genommen wurde, würden wir gerne vermeiden. Solange der Gesetzgeber trotz seiner Ankündigungen keinen fairen Wettbewerb herstellt, bereiten wir die Umstrukturierung in Deutschland vor.“

Modulfabrik Freiberg erst vor 3 Jahren reaktiviert

Hintergrund: Meyer Burger hatte sich jahrelang nur als Anlagenbauer für Solarproduzenten betätigt und unter anderem die chinesischen Modul- und Zellfabriken lange Zeit mit modernen Ausrüstungen beliefert. Dann änderten die Schweizer ihr Geschäftsmodell und produzierten fortan mit ihren Maschinen auch selbst Solarzellen und -module. In diesem Zuge reaktivierten sie unter anderem eine ehemalige Solarworld-Fabrik in Freiberg – unter großen Beifall der sächsischen Politiker.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Meyer Burger, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt