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X-Fab will Chipdesign-Firma M-Mos aus Hongkong kaufen

Die Lithografie-Abteilung im X-Fab-Chipwerk in Dresden. Foto: X-Fab

Die Lithografie-Abteilung im X-Fab-Chipwerk in Dresden. Foto: X-Fab

Belgisch-ostdeutsche Foundry möchte sich chinesische Transistor-Expertise sichern

Erfurt/Tessenderlo, 21. Februar 2023. X-Fab will die chinesische Chip-Schmiede „M-Mos“ aus Hongkong für 22,5 Millionen Euro kaufen. Das hat das Mikroelektronik-Unternehmen heute in Tessenderlo angekündigt. Der belgisch-ostdeutsche Halbleiter-Auftragsfertiger will sich damit die Expertise der Chinesen in der Mikrotransistor-Architektur sichern.

Rudi De Winter. Foto: X-Fab

Rudi De Winter. Foto: X-Fab

X-Fab war bisher Auftragsfertiger für die Chinesen

„Ich bin davon überzeugt, dass das Prozess- und Produktdesign-Know-how, aber auch das Markt-Know-how von M-MOS dazu beitragen werden, die Geschäftsentwicklung von diskreten Bauelementen bei X-Fab in Zukunft zu beschleunigen“, betonte X-Fab-Chef Rudi De Winter. Er verwies zudem auf bereits existierende Geschäftsbeziehungen zu den Chinesen, für die die malayische Fabrik von „X-Fab“ in Kuching bereits Aufträge realisiert hatte.

Übernahmekandidat hat keine eigenen Fabriken

Die „M-Mos Semiconductor“ wurde 2004 gegründet und ist ein Mikroelektronik-Unternehmen ohne eigene Fabriken. Solche „Fabless Companies“ lassen ihre Chipentwürfe von Foundries wie eben X-Fab bauen und verkaufen die Bauelemente und Schaltkreise dann unter eigenem Namen. M-Mos ist dabei vor allem auf kundenspezifische Elektronik für die allgemeine Industrie, den Automobilbau und Konsumgüter spezialisiert, wobei dabei Architekturen mit Metalloxid-Feldeffekttransistoren (Mosfet) zum Einsatz kommen. Im Jahr 2022 kam M-Mos auf 32 Millionen Dollar (29,2 Millionen Euro) Umsatz, ist also eine eher kleine Chipdesign-Schmiede. Zum Vergleich: Wenn der Deal genehmigt wird, geht M-Mos in einem Mutterunternehmen mit etwa 20 mal soviel Umsatz auf.

Aus Chipfabriken des DDR-Mikroelektronik-Kombinats entstanden

Die X-Fab entstand aus den Chipfabriken des DDR-Mikroelektronik-Kombinats in Erfurt, hat aber belgische Eigentümer und ist mittlerweile ein international produzierendes Unternehmen. Spezialisiert ist die Foundry auf die Auftragsproduktion von Automobilelektronik, gemischt digital-analogen Schaltkreisen, Spezial-Bauelementen und mikroelektromechanischen Systemen (Mems). Die X-Fab hatte unter anderem auch die ehemalige Dresdner Forschungsfabrik der DDR-Chipdesignschmiede ZMD übernommen und seither ausgebaut. In Dresden etabliert das Unternehmen zudem auch eine Fertigungslinie für Galliumnitrid-basierte Chips. Mit 4200 Beschäftigten und 740 Millionen Millionen Dollar Jahresumsatz gehört die X-Fab im internationalen Maßstab zwar zu den eher kleinen Foundries, aber zu den wenigen europäischen Akteuren in der internationalen Top20.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: X-Fab, M-Mos, Oiger-Archiv, wikipedia, hktdc.com

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt