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„Wie die Schweden das Träumen erfanden“: Roman über die Freundschaft von Schweden und Deutschen

Umschlag von "Wie die Schweden das Träumen lernten". Abb.: Penguin-Verlag

Umschlag von „Wie die Schweden das Träumen erfanden“. Abb.: Penguin-Verlag

In seinem neuen Buch inszeniert Jonas Jonasson ein Tauziehen um deutsche Traumbetten in der schwedischen Provinz

Mit einem charmanten Kurz-Roman meldet sich der schwedische Erfolgsautor Jonas Jonasson bei seinem deutschen Publikum zurück. Diesmal spinnt er allerdings nicht die verrückten Erlebnisse des „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ weiter. Vielmehr beleuchtet er in „Wie die Schweden das Träumen erfanden“ das besondere Verhältnis von Schweden und Deutschen.

Die Geschichte: Deutscher Fabrikbau lockt, Kleinstadt startet skurrile Charme-Offensive

Wenn den Hamburger Bettenkönig Konrad Kaltenbacher etwas richtig wurmt, dann die Tatsache, dass die Menschen weltweit in seinen „Traumbetten“ schlafen – nur eben nicht im Heimatland von Ikea. Da übernimmt sein Sohn das Zepter und geht die Sache mit 100 Prozent Einsatz an: Er verspricht den Schweden einen millionenteuren Fabrikbau mit Hunderten Arbeitsplätzen und will mit seinen Töchtern auch nach Skandinavien umziehen, um sein Engagement zu unterstreichen.

Daraufhin entbrennt ein Standortwettbewerb zwischen Stockholm und der Kleinstadt Halstaholm, der vor allem seitens der erfolgsverwöhnten Hauptstädter mit harten Bandagen, aber auch mit teils schon skurrilen Charme-Offensiven ausgetragen wird. So funktioniert Halstaholms frischgewählte Jung-Bürgermeisterin Julia das kommunale Schwimmbad in eine deutsche Bierstube um, ruft in der Stadtbibliothek deutsche Wochen aus, stampft eine deutsche Schule im Ort aus dem Boden. Der einzige Kreisverkehr der Stadt wird als „Angela-Merkel-Rondell“ getauft. Und als Kaltenbacher schließlich in Halstaholm zur Besichtigung eintrifft, funkt es auch noch zwischen ihm und der dynamischen Bürgermeisterin. Doch aber die Stockholmer von der Konkurrenz erfahren, entspinnt sich ein hartes Intrigen-Stadl…

Fazit: Amüsantes Plädoyer für die schwedisch-deutsche Freundschaft

Was ein wenig klingt wie die schwedische Provinz-Variante von „House of Cards“, ist vor allem eines: eine ambivalente, aber doch innige Liebeserklärung. Jonas Jonasson spielt hier mit Eigen- und Fremdbildern, mit der besonderen Beziehung, die nunmehr seit Dekaden Deutsche und Schweden ungeachtet mancher Vorurteile in gegenseitiger Sympathie verbindet. Das ist gefällig geschrieben, liest sich in einem Zuge durch und hätte gerne auch noch weitergesponnen werden könnten.

Schade nur, dass sich der Autor diesmal – zumindest in der deutschen Übersetzung – ins Lager der Sprachfaulen mit ihren vagen Freihaltezeichen schlägt. Gerade in einem belletristischen Werk sind Lesehemmer wie „Amateurpolitiker*innen“ ein besonderes Ärgernis.

Abgesehen davon ist Jonasson eine nette und amüsante Humoreske gelungen. „In diesen schweren Zeiten“, so erklärt Jonasson selbst, „wollte ich etwas Hoffnungsvolles schreiben, über die Freundschaft – nämlich über die Freundschaft zwischen den Schweden und den Deutschen, die ich so sehr liebe“.

Kurzüberblick:

  • Autor: Jonas Jonasson
  • Titel: „Wie die Schweden das Träumen erfanden“
  • Schwedischer Originaltitel: „Det rådiga kommunalrådet“
  • Genre: Roman, Humoreske
  • Übersetzerin: Astrid Arz
  • Preis und Umfang Papierausgabe: 160 Seiten, 22 Euro, ISBN: 978-3-570-10541-2
  • Preis eBuch: 17 Euro, ISBN: 978-3-641-31800-0
  • Eine Leseprobe gibt es hier

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

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