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Sachsens Hightech-Wirtschaft wächst auf 76.100 Beschäftigte

Eine Scheibe (Wafer) mit winzigen organischen Infrarot-Spektrometern. Foto:- Senorics Dresden

Eine Scheibe (Wafer) mit winzigen organischen Infrarot-Spektrometern. Foto: Senorics Dresden

Silicon Saxony: Softwareschmieden legen besonders dynamisch zu

Dresden, 21. Juni 2023. Das Hochtechnologie-Dreieck Dresden – Chemnitz – Freiberg wächst angesichts von Milliarden-Investitionen, Neuansiedlungen und Instituts-Ausgründungen weiter: Im Jahr 2022 beschäftigten die Mikroelektronik, Software-Industrie und verwandte Branchen in Sachsen rund 76.100 Menschen und damit etwa vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das geht aus neuen Statistiken hervor, die der Hightech-Branchenverband „Silicon Saxony“ heute in Dresden vorgestellt hat. Noch nicht eingerechnet sind hier die Personalaufstockungen, die durch die jüngsten Großinvestitionen von Infineon und anderen Chipunternehmen zu erwarten sind.

Dirk Röhrborn ist im Vorstand von "Silicon Saxony" und leitet das Software-Unternehmen "Communardo" in Dresden. Foto: Bitkom

Dirk Röhrborn. Foto: Bitkom

Derzeit spürt die sächsische Halbleiterbranche einigen Rückenwind: Das europäische Chipgesetz und die „wichtigen Projekte von gemeinsamem europäischen Interesse“ (Ipcei) in der Mikroelektronik sorgen für Aufbruchstimmung und neue Großinvestitionen in der Branche. Und das gilt ganz besonders für den größte Halbleiter-Produktionsstandort in Europa, eben den Raum Dresden. „Die Stimmung ist trotz Herausforderungen sehr positiv“, meint daher „Silicon Saxony“-Präsident Dirk Röhrborn. „Es liegt nun an der deutschen und europäischen Wirtschaft, die Investitionsdynamik der Halbleiterindustrie zu nutzen, um sich mit wettbewerbsfähigen Produkten im internationalen Wettbewerb zu positionieren.“

Frank Bösenberg. Foto: Tommy Halfter für Silicon Saxony

Frank Bösenberg. Foto: Tommy Halfter für Silicon Saxony

„Branche wächst solide“

„Die Branche wächst solide und kontinuierlich“, erklärt Verbandschef Frank Bösenberg zum „Silicon Saxony Day“, den laut Verbandsangaben über 600 Industrievertreter, Branchenexperten und Wissenschaftler aus 20 Ländern besuchen. Bis 2030 werde das Cluster auf 100.000 Beschäftigte wachsen. Besonders dynamisch entwickele sich die Software-Branche im „Silicon Saxony“: Die legte zuletzt um 7,6 Prozent auf reichlich 35.000 Beschäftigte zu.

Programmieren und entwickeln im Ambiente einer ehemaligen Maschinenfabrik - und wer will, darf auch von zu Hause aus arbeiten: Das Sofware-Entwicklungszentrum SID von VW nach dem Umzug in die Universellen Werke Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Beispiel für die Entwicklung in der sächsischen Software-Branche: Das Entwicklungszentrum SID von VW in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Bis 2030 braucht Hochtechnologie-Branche fast 24.000 mehr Fachkräfte

Allerdings ist noch offen, wie die sächsische Hochtechnologie-Wirtschaft die knapp 24.000 Fachkräfte, die sie gegen Ende der Dekade brauchen wird, akquirieren soll. Angesichts der demografischen Entwicklung in Sachsen wird dies nicht aus eigener Kraft beziehungsweise natürliche Verjüngung der Belegschaften möglich sein. Da in Ostdeutschland die Frauen-Erwerbsquote schon recht hoch ist, ist dieses Reservoir auch schon zu großen Teilen erschöpft. Daher will die Branche nun stärker als bisher selbst ausbilden. Auch ein großes Berufsausbildungszentrum speziell für Mikroelektronik, Solarindustrie und ähnliche Fabriken ist geplant.

Ohne Einwanderung ist Problem kaum zu lösen

Parallel dazu rührt Silicon Saxony die Werbetrommel für einen stärkeren Zuzug von Fachkräften. Dabei kommen den Sachsen zwar durchaus zugute, dass sie mit attraktiven Hightech-Jobs und echten Herausforderungen für internationale Talente winken kann. Im Fachkräftewettbewerb der Bundesländer spielen diese Punkte auch eine wichtige Rolle, wie das Ifo-Institut erst kürzlich am Beispiel Thüringen hingewiesen hatten. Von daher wird es wohl demnächst auch ein hartes Ringen zwischen den geplanten Intel-Chipfabriken in Magdeburg und dem Silicon Saxony um einheimische Fachkräfte wie auch internationale Talente geben.

Dennoch wird aber dürfte der bisherige und erwartbare Zuzug per Fachkräfte-Einwanderungsgesetz und andere Kanäle wohl kaum ausreichen. Mittlerweile plädiert Bösenberg dafür, sich nicht unbedingt auf eine „qualifizierte Zuwanderung“ zu versteifen, sondern es mit einer zumindest „motivierten Zuwanderung“ zu versuchen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Silicon Saxony, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt