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Infineon will fünfmal soviele Azubis wie bisher in Dresden ausbilden

Blick in ein Wafer-Labor bei Infineon Dresden. Angesichts der eigenen Ausbaupläne will das Unternehmen nun auch mehr Fachkräfte selbst ausbilden. Foto: Infineon

Blick in ein Wafer-Labor bei Infineon Dresden. Angesichts der eigenen Ausbaupläne will das Unternehmen nun auch mehr Fachkräfte selbst ausbilden. Foto: Infineon

Ausbaupläne lösen neue Ausbildungsoffensive beim Chip-Hersteller aus

Dresden, 22. Mai 2023. Angesichts steigender Chip-Nachfrage und der eigenen Ausbaupläne startet Infineon in Sachsen seine Ausbildungskapazitäten in Sachsen fast verfünffachen: Statt bisher 130 angehende Mikrotechnologen und andere Fachkräfte will der Halbleiterhersteller künftig rund 600 Azubis in Dresden ausbilden, also fast fünf mal soviele wie derzeit. Das hat Standort-Sprecher Christoph Schumacher auf Oiger-Anfrage mitgeteilt. „Von dieser Ausbildungsoffensive versprechen wir uns viel“, sagt er. Binnen zwei Jahren, also bereits 2025, wolle das Unternehmen die neue Lehrstärke erreicht haben.

Sprecher: Eigene Mikroelektronik ist an Sachsens Schulen kaum ein Thema

Ein wesentlicher Auslöser für diese Offensive war die Konzern-Entscheidung, in Dresden für fünf Milliarden Euro eine vierte Chipfabrik zu bauen. Die soll ab 2026 einerseits Leistungs-Halbleiter für Wärmepumpen, Elektroautos und andere Energiewende-Projekte herstellen, anderseits Mixed-Signal-Chips, die sowohl digitale wie auch analoge Signale verarbeiten können. Im Endausbau sollen in der neuen Fabrik rund 1000 neue Arbeitsplätze entstehen. Um die dafür benötigten Mikrotechnologen, Mechatroniker und anderen Facharbeiter zu gewinnen, will Infineon gemeinsam mit weiteren Partnern an Schulen in Dresden und ganz Sachsen dafür die Werbetrommel rühren. „Wir müssen dafür sorgen, dass die sächsische Mikroelektronik gerade auch in Sachsen bekannter wird“, meint Schumacher. „An vielen Schulen ist die Mikroelektronik überhaupt kein Thema, obwohl diese Industrie so wichtig für den Freistaat ist.“

Infineon will sich auch bei den Nachbarn umschauen

Andererseits wollen die Nachwuchs- und Fachkräfte-Akquisiteure nach Polen und Tschechien ausschwärmen, um junge Menschen für eine Hochtechnologie-Karriere in Dresden zu begeistern. Geplant ist unter anderem die Kooperation mit einer Berufsschulen in Usti.

Akademiker werden weltweit akquiriert – Facharbeiter eher regional

Zum Hintergrund: Jüngere Einstellungswellen der sächsischen Halbleiterindustrie galten oft Anlagen-Ingenieuren, Informatikern oder anderen Akademikern, um beispielsweise neue Entwicklungskapazitäten auszubauen oder Automatisierungskonzepte zu realisieren. Hier suchen die Talentefahnder meist weltweit nach Kandidaten. Zwar ist auch das neue Fabrikmodul Nr. 4 in Dresden ist als hochautomatisiertes Chipwerk konzipiert. Aber dennoch werden dort zunächst eher Facharbeiter als Akademiker gebraucht. Und die ziehen erfahrungsgemäß eher selten aus dem Ausland zu. Vielmehr kommen Bewerber für solche Stellen meist aus der Region beziehungsweise dem Inland.

Auch neue überbetriebliche Azubi-Schmiede für gesamte Mikroelektronik-Branche geplant

Infineon ist im Übrigen nicht das einzige Halbleiter-Unternehmen, das in den nächsten Jahren einen deutlich steigenden Fachkräfte-Bedarf signalisiert hat. Daher ist unter anderem jenseits der Ausbildungsoffensiven in den einzelnen Unternehmen auch eine neue überbetriebliche Azubi-Schmiede für Sachsens Mikroelektronik geplant (Der Oiger berichtete exklusiv). Dieses „Sächsische Ausbildungszentrum für Mikrotechnologien“ (SAM) soll bis zu 1000 Mikrotechnologen, Mechatroniker und andere Facharbeiter pro Jahr ausbilden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Infineon, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt