Monate: März 2022

Die Gas- und Ölindustrie spielt eine zentrale Rolle für die russische Wirtschaft. Hier das Gasverarbeitungswerk Amur vom Gazprom. Foto: Gazprom (Pressefoto)

Gleichzeitiger Ausstieg aus Kernkraft, Kohle und Gas nicht möglich

Dresdner Energiewirtschaftsforscher Möst: Womöglich muss Deutschland den Kohleausstieg strecken Dresden, 31. März 2022. Der gleichzeitige Ausstieg aus Kernkraft, Kohle und Strom wird nicht möglich sein, wenn Deutschland keine großflächigen kritischen Stromausfälle („Blackouts“) provozieren will. Das hat Prof. Dominik Möst von der TU Dresden mit Blick auf die aktuelle Debatte um das russische Erdgas eingeschätzt. Womöglich werde den deutschen Politikern nichts anderes übrig bleiben, als den vollständigen Kohleausstieg hinauszuschieben, erklärte der Energiewirtschaftler während eines Online-Vortrages „Versorgungssicherheit Strom in Deutschland: So sicher wie nie oder droht ein Blackout?“ am Ifo-Institut Dresden.

Begehrter Akku-Rohstoff: Lithium. Foto: Fraunhofer-FEP

Ein Hauch für Lithium für mehr Akku-Kraft

Fraunhofer Dresden beschichtet Elektroden im Vakuum mit hauchdünnen Verbundmaterialien Dresden, 31. März 2022. Um trotz stark steigender Akku-Nachfrage aus dem Automobilbau und anderen Industrien den deutschen Lithium-Verbrauch zu zügeln, haben Fraunhofer-Forscher aus Dresden ein neues materialsparendes Verfahren entwickelt. Dabei dampfen sie in Vakuumkammern nur wenige Mikrometer (Tausendstel Millimeter – dünne Lithiumschichten auf die Akku-Elektroden auf, statt vergleichsweise dicke Lithiumfolien aufzuwalzen. Das hat das „Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik“ (FEP) in Dresden mitgeteilt, das diese Prozedur gemeinsam mit den Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) in Dresden und weiteren Partnern im Projekt „Nextbatt“ entwickelt hat.

Sensoren und KIs sollen durch "Vorausschauende Wartung" dafür sorgen, dass Straßenbahnen in Sachsen künftig seltener ausfallen und Wartungskosten sparen. Foto: DVB

Industrie 4.0 für Sachsens Straßenbahnen

Vorausschauende Überwachung durch Sensoren soll Ausfallquote und Kosten der Verkehrsbetriebe senken Dresden/Leipzig, 30. März 2022. Moderne „Industrie 4.0“-Technologien sollen in Dresden und Leipzig künftig dafür sorgen, dass die Straßenbahnen seltener ausfallen, drohende Gleisschäden prophylaktisch behoben werden können und die Wartungskosten für die Verkehrsbetriebe spürbar sinken. Das geht aus einer Ankündigung der Technischen Universität Dresden (TUD) hervor.

Die neue BIP-Prognose für Deutschland und den Euro-Raum. Grafik: Sachverständigenrat

Stimmung in der Wirtschaft „massiv verschlechtert“

Russischer Krieg und Rubelstreit, Ökonomen korrigieren Wachstumspronose auf 1,8 % herunter Berlin/Dresden, 30. März 2022. Führende Ökonomen haben die Wachstumsprognosen für Deutschland und Europa herunterkorrigiert – der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und dessen indirekte Folgen bremsen die Corona-Erholung der Wirtschaft stark aus. Der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ rechnet für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur noch mit 1,8 Prozent Zuwachs. Derweil meldet das Ifo-Institut in Dresden, dass auch das ostdeutsche Geschäftsklima drastisch eingebrochen sei.

Die Visualisierung zeigt den Eingangsbereich der geplanten Intel-Doppelfabrik in Magdeburg. Grafik: Intel

Intel hat sich in Magdeburg Platz für acht Chipfabriken gesichert

Europa wird wieder „Leading Edge“: Chips der 18-Angstrom-Klasse geplant Magdeburg/Dresden, 30. März 2021. Intel will seine neue Intel-Fabrik in Magdeburg für Chips der Strukturklasse 18 Angstrom auslegen, was etwa 1,8 Nanometern entspricht. Das hat Harald Gossner während der digitalen Konferenz „Mikroelektronik-Forschung in Deutschland: von den Grundlagen zur Anwendung“ in Dresden mitgeteilt – er ist leitender Hauptingenieur bei Intel. Für Zulieferungen an die europäische Automobilindustrie wird das US-Halbleiterkonzern in Magdeburg voraussichtlich auch 3- bis 5-Nanometer-Technologien einsetzen.

Durch die Kombination von Glaspulver und Graphit können elektrisch leitfähige und selbstheizende Mikroreaktoren oder Tiegel für die Chemie- und Pharmaindustrie realisiert werden. Foto: Fraunhofer-IKTS

Keramikexperten bringen Glas das Leuchten und Heizen bei

Dresdner Fraunhofer-Ingenieure biegen einem alten Material mit keramischen Technologien neue Tricks bei Dresden, 29. März 2022. Glasschmuck, der im Dunkeln romantisch nachleuchtet, Trinkgläser, die den Tee darinnen ganz ohne irgendwelche Heizgeräte automatisch warm halten, oder Glastische, die ansiedlungsfreudige Viren und Bakterien selbstständig eliminieren – all dies scheint unserer Alltagserfahrung völlig zu widersprechen, was Glas kann. Und doch ist das inzwischen in greifbare Nähe gerückt. Um solche funktionalisierten und präzisionsgeformten Gläser zu erzeugen, haben Forschungsteams vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden ihre Erfahrungen mit keramischen Verfahren auf die Glasfertigung übertragen.

„Carbon Clouds“-Gründer Marko Dietz mustert seine Entengrütze. Foto: Heiko Weckbrodt

Rettet Entengrütze das Klima?

Carbon Clouds züchtet in Dresden Protein- und Phosphorquellen mit Industrieabwasser und Abwärme, um CO2 zu binden Dresden, 29. März 2022. Marko Dietz hat ambitionierte Ziele: Mit Entengrütze, Enthusiasmus und Keramikreiben will er das Klima retten – oder zumindest einen Beitrag dazu leisten. Wobei er seine Entengrütze lieber gehoben als „Wasserlinse“ bezeichnet oder noch vornehmer auf Latein als „Lemna“. Die züchtet er am alten Kraftwerk Mitte in Dresden in übereinandergestapelten gewärmten Abwasserschalen und leitet das omnipräsente Kohlendioxid hinzu – als Wachstumsturbo und damit das Treibhausgas nicht mehr die Stadtluft belastet. Dann trocknet er die entstandene Biomasse mit Hilfe von Industrieabwärme. Die will er letztlich als Protein-, Phosphor– und Omega-3-Quelle an Düngerhersteller, Bauern und Proteintrunk-Hersteller verticken. Auch ein leckerer Tee lasse sich daraus kochen, wirbt Dietz.

Das Ilmenauer "ForLab NSME" arbeitet an neuromorpher Elektronik auch jenseits der Von-Neumann-Architektur. Hier im Bild ist das Kryo-Analytiklabor an der TU Ilmenau zu sehen. Foto: André Wirsig für das Forlab NSME

Deutsche Antwort auf Mikroelektronik-Großforschung in Belgien und Frankreich

Forschungsfabrik-Lenker: Können nun auf europäischem Spielfeld besser mitspielen Dresden/Berlin, 29. März 2022. Durch die „Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland“ (FMD) und die zwölf vorgeschalteten Chiptechnologie-Forschungslabore (Forlabs) hat Deutschland nun auch ein virtuelles Mikroelektronik-Großforschungszentrum geschaffen, das sich mit dem Imec in Belgien, dem Cea-Leti in Frankreich messen kann. Das hat FMD-Lenker Prof. Albert Heuberger während der digitalen Konferenz „Mikroelektronik-Forschung in Deutschland: von den Grundlagen zur Anwendung“ in Dresden eingeschätzt. „Damit können wir auf dem europäischen Spielfeld nun besser mitspielen – auch im Rahmen des EU-Chip-Acts“, schätzte Heuberger ein, der in Personalunion das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen und den FMD-Lenkungskreis leitet.

Rammen von links nach rechts in Siebenlehn die Spaten für die neue Cyberport-Halle in die Erde: Großschirmas Bürgermeister Volkmar Schreiter (FDP), Logistikzentrum-Chef Steffen Köhler, Burda-Chef Martin Weiss, Burda-Managerin Aliz Tepfenhart, Landrat Matthias Damm (CDU), Cyberport-Projektleiter Christoph Knoch-Weber und Wirtschafts-Staatssekretärin Ines Fröhlich. Foto: David Pinzer für Cyberport-Burda

Cyberport Dresden baut Versandzentrum in Siebenlehn aus

Zweite Halle verdoppelt Logistikkapazität für den Online-Computerhändler Siebenlehn/Dresden, 28. März 2022. Als Antwort auf die wachsende Kunden-Nachfrage baut der Internet-Computerhändler „Cyberport“ aus Dresden sein Logistik- und Versandzentrum im mittelsächsischen Siebenlehn für 15,8 Millionen Euro aus. Das hat die Cyberport-Mutter „Hubert Burda Media“ heute anlässlich des offiziell ersten Spatenstichs mitgeteilt. Binnen eines Jahres soll demnach in Siebenlehn eine 8.200 Quadratmeter große Halle entstehen und die Lager- und Versandkapazitäten vor Ort verdoppeln.

Prototyp einer gedruckten Festkörper-Akkuzelle. Foto: Blackstone

Blackstone baut 3D-Druck-Pilotanlage für Festkörper-Akkus in Sachsen

Schweizer wollen natriumbasierte Energiespeicher 2025 marktreif haben Döbeln/Baar, 28. März 2022. Das Schweizer Unternehmen „Blackstone Resources“ will künftig im sächsischen Döbel nicht nur 3D-gedruckte Lithium-Akkus herstellen, sondern auch eine Pilotproduktion von Natrium-Festkörper-Akkus per 3D-Drucker starten. Das geht aus einer Mitteilung des im schweizerzischen Baar ansässigen Batterieunternehmens hervor. Blackstone will die neuen Festkörper-Akkus demnach zunächst in einem Elektrobus der Berliner Firma Eurabus testen und sie ab 2025 auf dem freien Markt verkaufen.

Prof. Dr. Thomas von Unwerth (r.) und Laborleiter Vladimir Buday inspizieren im Im Brennstoffzellenlabor an der TU Chemnitz eine additiv produzierte Membran. Foto: Ronald Bartel für die TUC

Turbo für Brennstoffzellen

Bund gibt zehn Millionen Euro für zwei H2-Tech-Forschungsprojekte – ein Viertel fließt zur TU Chemnitz Chemnitz, 28. März 2022. Um Autos und Laster künftig mit besseren Brennstoffzellen anzutreiben, rücken das Verkehrs- und Wirtschaftsministerium des Bundes rund zehn Millionen Euro für zwei Forschungsprojekte heraus, die sich auf diese Wasserstoff-Technologien konzentrieren. Ein Viertel der Summe bekommt der Chemnitzer Lehrstuhl für alternative Fahrzeugantriebe von Professor Thomas von Unwerth. Das hat die Technische Universität Chemnitz (TUC) mitgeteilt.

Eine universelle Sensorplattform mit Globalfoundries-Chips kann durch Sensoren, Funkchips und andere Technik zu einem komplexen elektronischen System erweitert werden. Foto: Fraunhofer-EAS

Sachsen sehen Sensoren als Innovationstreiber

Futursax richtet Innovationsforum in Zwickau aus Zwickau, 27. März 2022. Auf die besondere Rolle der Sensor für Autos, Konsumgüter, Bearbeitungsmaschinen und ganz generell für die Industrie 4.0 und das Internet der Dinge (IoT) will das sächsische Forum „Futuresax“ bei einem Innovationsforum hinweisen. Am 31. März 2022 stellen Forscher und Wirtschaftsvertreter im alten Gasometer Zwickau über Sensorik made in Saxony, Sensorsysteme in der unternehmerischen Praxis und den „ganzheitlichen Einsatz von Sensortechnologien“ diskutieren. Das hat das Wirtschaftsministerium in Dresden angekündigt.

Blick auf die Annenkirche in Annaberg-Buchholz. Foto: Heiko Weckbrodt

Annaberg-Buchholz wird akademisch

Fachhochschule Dresden organisiert Studiengänge in der Bergbaustadt Annaberg-Buchholz, 26. März 2022. Das obere Erzgebirge profiliert sich als Hochschulstandort: Ab dem Herbst 2022 können junge Menschen die berufsbegleitenden Bachelor-Studiengänge „Sozialpädagogik- & Management“ und „Pflege- & Gesundheitsmanagement“ in Annaberg-Buchholz belegen. Das hat die Stadtverwaltung der traditionsreichen Bergbaukommune mitgeteilt.

Mit solchen Pendelverpackungen lassen sich Kartons und Luftpolster in Größenordnungen sparen. Foto: Deltec Electronics

Deltec sieht Pendelverpackungen als sparsame Öko-Alternative

Dresdner Elektronik-Foundry: Ersatz für klassische Einmalverpackungen zahlt sich schon ab 2. Lieferung aus Dresden, 25. März 2022. Um die Umwelt zu entlasten und Kosten zu sparen, testet der Dresdner Elektronik-Auftragsfertiger „Deltec“ sogenannte Pendelverpackungen: Das sind spezielle Transportbehälter, die Einmalverpackungen ersetzen, ständig zwischen Hersteller und Abnehmer hin- und herpendeln – und dabei fest in die Produktionsprozesse an beiden Enden integriert sind. Bei einem Versuch mit einem langjährigen Kunden habe man damit erhebliche Ersparnisse und ökologische Fortschritte erzielt, heiß es in einer Zwischenbilanz, die Deltec heute gezogen hat.

Strombetriebene Wärmepumpen - hier ein Vaillant-Modell - könnten die Heizungs-Umwelt-Bilanz von Eigenheimen verbessern. Sie sind aber auch nicht ganz billig. Foto: Vaillant

Großwärmepumpen für die Fernwärme, bidirektionale E-Autos als Groß-Akku

Dresden plant mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung in einzelnen Quartieren Modellprojekte für die Energiewende Dresden, 25. Februar 2022. Forscher und Wirtschaftspolitiker in Dresden wollen in Modell-Wohnquartieren neue komplexe Konzepte für die Energiewende erproben. Das hat im Oiger-Gespräch Robert Franke angekündigt, der in Dresden die kommunale Wirtschaftsförderung leitet. Geplant sind unter anderem Pilotprojekte mit gepufferten Schnelllade-Säulen, die Nutzung von Elektroauto-Akkus als Großspeicher und neue Fernwärmekonzepten. Dabei setzten die Initiatoren erst mal nicht auf große stadtweite Lösungen, betont Franke. „Wir planen vor allem Modellprojekte in ausgewählten Quartieren.“ Unterstützen will er solche Pilotvorhaben auch mit Geld aus seinem Innovationsfonds.