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Sauerbrey wird Direktor im Casus Görlitz

Prof. Roland Sauerbrey, wissenschaftlicher Direktor des HZDR. Foto: André Wirsig für das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf

Prof. Roland Sauerbrey war bis April 2020 wissenschaftlicher Direktor des HZDR. Foto: André Wirsig für das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf

Ex-HZDR-Chefwissenschaftler will nach dem Ruhestand „sein Baby“ aufpäppeln

Görlitz/Dresden. Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) reaktiviert seinen früheren Wissenschaftsdirektor nach nur wenigen Monaten im Ruhestand: Prof. Roland Sauerbrey ist ab sofort provisorischer Direktor des neuen Zentrums für datenintensive Systemforschung „Casus“ in Görlitz, das sich noch im Aufbau befindet. Das haben das Casus und das HZDR heute überraschend mitgeteilt. Eine Findungskommission der Casus-Geldgeber und -Partner habe die Ernennung Sauerbreys einstimmig befürwortet. Zur Entscheiderriege gehören Vertreter aus dem Bundesforschungsministerium, dem sächsischen Wissenschaftsministerium, der Helmholtz-Gemeinschaft, des Dresdner Max-Planck-Genetikinstituts MPI-CBG, der TU Dresden und der Uni Wroclaw (Breslau).

Physiker Bussmann bleibt Abteilungsleiter

Der bisherige Gründungsbeauftragte Dr. Michael Bussmann werde das „Center for Advanced Systems Understanding“ (Casus) aber weiter wissenschaftlich leiten und bleibe auch HZDR-Abteilungsleiter für das Casus, informierten HZDR-Sprecher Simon Schmitt und Casus-Sprecherin Luise Träger. Prof. Sauerbrey wolle sich hingegen mehr auf organisatorische Fragen konzentrieren, einen dauerhaften Direktor für das Casus suchen sowie neue Projekte und Experten rekrutieren. Zudem wollen die Fördergeld-Geber im kommenden Jahr überprüfen, was mit ihren elf Millionen Euro Gründungszuschüssen geschehen ist. Auf diese Evaluierung soll der in diesen Dingen erfahrene Ex-HZDR-Direktor das Zentrum vorbereiten.

Sauerbrey hatte zuvor Rossendorf in die Helmholtz-Liga geführt

Die Ernennung kommt insofern etwas überraschend, da zunächst der Supercomputer-Experte und Physiker Michael Bussmann als Casus-Chef gehandelt wurde. Zudem war Sauerbrey, der das HZDR von 2006 bis 2020 als wissenschaftlicher Direktor in eine neue Forschungsliga geführt hatte, erst im April 2020 in den Ruhestand gegangen. Allerdings ist es auch kein Geheimnis, dass er das „Casus“ immer als „sein Baby“ betrachtet hatte. Zudem war er betrübt, dass das neue Zentrum bis zu seinem Abschied noch nicht voll betriebsbereit war. Das will er nun offensichtlich nachholen.

Mehrere Projekte mit Polen in Planung

Der deutsch-polnische Fokus ist ihm dabei besonders wichtig. „Derzeit sind mehrere Projekte mit den polnischen Partnern in Planung“, berichtete Sauerbrey. Auch der interdisziplinäre Ansatz reize ihn: „Wissenschaftler aus verschiedenen Teilgebieten forschen hier zusammen mit einem gemeinsamen Ziel.“ Derzeit sind am CASUS zehn Physiker, Informationstechnologen, Biologen und andere Wissenschaftler aus den USA, aus Indien und Deutschland tätig. Bis Jahresende kommen weitere hinzu. Sie alle versuchen, durch die Analyse großer Datenfluten komplexe Systeme wie Klima, autonomes Fahren oder Materie besser zu verstehen.

Impulse durch Lage in Lausitz und Grenznähe erwartet

Dass das Casus in Görlitz und nicht am Mutterstandort Dresden entstanden ist, liegt an der Lage der Stadt in der Lausitz und der Nähe zu Polen. Dadurch könnten sich interessante internationale Kooperationen ergeben. Außerdem wollen Sachsens Politiker für die eher strukturschwache Lausitz neue Perspektiven eröffnen, wenn die Kohlewirtschaft endet und womöglich weitere Betriebe schrumpfen oder ganz schließen. Und die EU wiederum wünscht sich länderübergreifende Kooperationsprojekte. All dies könnte nach Oiger-Einschätzung den Zugriff auf Fördergelder erleichtern.

Direktor: Wir dürfen Forschung nicht nur in Großstädten ballen

Sauerbrey selbst meint zur Standortfrage: „Wir dürfen Forschung nicht nur in den Ballungszentren wie München oder Berlin ansiedeln, sondern müssen auch in andere Regionen gehen. Görlitz ist nicht weit vom exzellenten Forschungsstandort Dresden entfernt und aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zu Polen ideal für dieses Vorhaben.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: Casus, HZDR, Oiger-Archiv

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt