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Casus macht die Welt einfacher

Die Archivaufnahme der Nasa von 2017 zeigt den Tropensturm "Gaemi", der nahe Hue auf Vietnam trifft. Das Land gehört zu den Staaten in der Welt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Bessere Prognosen über den Weg solcher Stürme würden den Menschen dort schon sehr helfen. Die Forscher am neuen Casus-Institut in Görlitz wollen auch solche komplexen Wetter- und Klimaphänomene untersuchen. Foto: Nasa Goddard

Die Archivaufnahme der Nasa von 2017 zeigt den Tropensturm „Gaemi“, der nahe Hue auf Vietnam trifft. Das Land gehört zu den Staaten in der Welt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Bessere Prognosen über den Weg solcher Stürme würden den Menschen dort schon sehr helfen. Die Forscher am neuen Casus-Institut in Görlitz wollen auch solche komplexen Wetter- und Klimaphänomene untersuchen. Foto: Nasa Goddard

Rossendorfer bauen in Görlitz ein neues Institut auf, das die Gesetze im scheinbaren Chaos von Weltklima und Großstadtverkehr finden soll.

Dresden/Görlitz, 6. Februar 2020. Das Klima, der Verkehr in einer Großstadt und das Leben auf unserem Planeten haben eines gemeinsam: Sie sind derart komplex, dass kaum vorauszusagen ist, wie sie sich verhalten und verändern werden, je weiter man in die Zukunft schaut. Zuverlässige Langzeit-Prognosen scheitern oft daran, dass in diesen Systemen Tausende, manchmal sogar Millionen Faktoren, Kräfte und schlicht auch Zufälle zusammenwirken.

„Wollen Komplexität verstehen lernen“

Dennoch haben Wissenschaftler aus Sachen den Ehrgeiz, auch solche komplexen Systeme in Computersimulationen zu erfassen, um sie besser zu verstehen. Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) baut deshalb zusammen mit Partnerinstituten nun in Görlitz ein Theorieinstitut auf, das sich mit eben diesen Problemen beschäftigt: „Wir wollen Komplexität verstehen lernen“, erklärte Dr. Michael Bussmann, der Leiter dieses neuen „Center for Advanced Systems Understanding“ (Casus). „Wir wollen diese komplexen Systeme modellieren, reduzieren, um letztlich auch Voraussagen zu ermöglichen.“

Dr. Michael Bussmann leitet am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf eine Forschertruppe, die die komplexen Prozesse in Laser-Protonen-Beschleunigern für die Krebsbehandlung in Supercomputern simulieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Dr. Michael Bussmann. Foto: Heiko Weckbrodt

Interdisziplinäre Teams sollen Komplexität reduzieren

Dafür will Michael Bussmann mehrere Forscherteams aufbauen, die interdisziplinär zusammengesetzt sind: Physiker, Mathematiker, Biologen, Klimaforscher, Systemtheoretiker und Experten für maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz sollen dort zusammenarbeiten. Indem sie ihre besonderen Blickwinkel einbringen, wollen sie gemeinsam die tieferen Gesetzmäßigkeiten ergründen, die beispielsweise das Erdklima, die Geburt von Sternen oder die Entscheidungen von Roboterautos beeinflussen. Auch möchten sie Wege finden, um Supercomputer so mit Sensorsystemen zu koppeln, damit die in Echtzeit etwa Umweltdaten analysieren können.

Der Untermarkt in Görlitz: Hier mietet sich das neues Casus-Institut in der Aufbauphase ein. Foto: Sabine Wenzel für das HZDR

Der Untermarkt in Görlitz: Hier mietet sich das neues Casus-Institut in der Aufbauphase ein. Foto: Sabine Wenzel für das HZDR

Zunächst Mietlösung, später ein eigenes Neubau

Zunächst hat sich das Casus in einen Altbau am Görlitzer Untermarkt eingemietet. Später soll es einen eigenen Institutsneubau in Görliz erhalten. Eigene Computersysteme sind auch geplant. Die Forscher werden aber voraussichtlich vor allem die Supercomputer in Dresden und die richtig großen Rechnerboliden wie den „Frontier“ in den USA mitnutzen. Neben dem HZDR sind am Casus die TU Dresden, die Uni Breslau, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig und das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG).

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Interview Bussmann, HZDR, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt