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Görlitz soll Zentrum der Wasserstoff-Forschung werden

Der klassische Weg, Wasserstoff zu erzeugen, ist die Zerlegung von Wasser in Wasser- und Sauertoff. Hier zu sehen ist eine vom Fraunhofer-Institut ISE nachgebaute Wasserelektrolyse-Messzelle (Nachbau) aus transparentem Kunststoff. In Görlitz soll nun ein Labor für Wasserstofftechnologien auf dem Siemens-Campus entstehen. Foto: Fraunhofer ISE

Der klassische Weg, Wasserstoff zu erzeugen, ist die Zerlegung von Wasser in Wasser- und Sauerstoff. Dabei muss Energie zugeführt werden. Hier zu sehen ist eine vom Fraunhofer-Institut ISE nachgebaute Wasserelektrolyse-Messzelle (Nachbau) aus transparentem Kunststoff. In Görlitz soll nun ein Labor für Wasserstofftechnologien auf dem Siemens-Campus entstehen. Foto: Fraunhofer ISE

Fraunhofer, Siemens und Sachsen schließen „Zukunftspakt“ für die Lausitz

Görlitz, 15. Juli 2019. Um der Lausitz nach dem Kohleausstieg und dem schrumpfenden Kraftwerksbau eine neue Perspektive zu geben, wollen Fraunhofer, Siemens und die sächsische Landesregierung Görlitz langfristig zu einem „Kompetenzzentrum für Wasserstofftechnologien“ machen. Das sieht eine Absichtserklärung hervor, die die drei Vertragspartner heute unterzeichnet haben.

Partner investieren 30 Millionen

Konkret sollen auf dem Siemens-Werksgelände in Görlitz ein Labor für Wasserstoffforschung, ein „Innovationscampus“ und ein Firmen-Ausbrüter („Start-Up-Accelerator“) entstehen.

Im neuen Labor möchten die Ingenieure beispielsweise erforschen, wie sich Wasserstoff als Energieträger und chemischer Stoff am besten erzeugen, speichern und nutzen lässt. Wasserstoff-Autos gelten einerseits als weiter vieldiskutierte Alternative zum Elektroauto. Anderseits ist das Element auch eine interessante Alternative zu „schmutigeren“ Reduktionsmitteln zum Beispiel in der Stahlindustrie.

Sachsen, Siemens und Fraunhofer wollen in die gemeinsamen Projekte zunächst 30 Millionen Euro investieren. Dadurch sollen in den nächsten fünf Jahren etwa 100 neue Arbeitsplätze entstehen.

Siemens will kohlenstofffreie Industrieprozesse in Görlitz entwickeln

Außerdem hat Siemens versprochen, seine Forschung- und Entwicklungsaktivitäten für „dekarbonisierte Industrieprozesse“ in Görlitz auszubauen. „Dabei werden die Siemens-Forscher untersuchen, wie Wasserstofftechnologien den CO2-Ausstoß in energieintensiven Industrien verringern können“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung der drei Partner.

Als praktisches Beispiel hat Siemens angekündigt, den Görlitzer Standort bis 2025 zu einer CO2-neutralen Fabrik umzubauen.

Hintergrund Kohleausstieg

Hintergrund: Laut dem Kompromiss der „Kohlekommission“ soll die Lausitz bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen. Die sächsische Regierung will daher neue Unternehmen und Forschungsinstitute in die Region locken.

Die vier Forschungsthemen der CASUS-Aufbauphase: Umwelt- und Klimaforschung, Materie unter extremen Bedingungen, autonomes Fahren und Sytembiologie. Bild: Juniks / HZDR

Die vier Forschungsthemen der CASUS-Aufbauphase: Umwelt- und Klimaforschung, Materie unter extremen Bedingungen, autonomes Fahren und Sytembiologie. Bild: Juniks / HZDR

Helmholtz plant Forschungszentrum Casus

Unter anderem wollen die Helmholtz-Gemeinschaft und weitere Partner in der Lausitz ein neues Zentrum für supercomputergestützte Forschung namens „Casus“ einrichten. Die Wissenschaftler haben Görlitz als Standort ausgewählt, um Kooperationen mit Polen zu erleichtern. Auch der Wunsch sächsischer Politiker nach neuen Industrien für die Lausitz dürfte dabei eine Rolle gespielt haben.

Turbinennachfrage schwächelt: Siemens-Chef Kaser versprach Alternative

Anderseits wollte Konzern-Chef Joe Kaeser noch 2017 das Siemens-Dampfturbinenwerk dicht machen, weil die klassische Kraftwerkssparte schwächelt. Auslöser dafür waren auch Energiewende und Kohleausstieg auf dem Heimatmarkt Deutschland.

Siemens-Chef Joe Kaser. Foto: Siemens

Siemens-Chef Joe Kaser. Foto: Siemens

Proteste der Siemens-Arbeiter hatten Kaeser dann aber so beeindruckt, dass er versprach, nach Alternativen zu suchen. Derzeit beschäftigt Siemens im Werk Görlitz für Industrie-Dampfturbinen rund 800 Mitarbeiter.

MP Kretschmer freut sich

Nun ist ein konkretes Umstrukturierungs-Paket für Görlitz geschnürt.

„Heute ist ein guter Tag für Görlitz und die Lausitz“, betonte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). „Die Vereinbarung mit Siemens und Fraunhofer ist ein Meilenstein für die zukunftsfähige Entwicklung des Siemens-Standortes in Görlitz und die Lausitz als Innovationsregion.“

Ähnlich äußerte sich der Siemens-Boss: „Mit diesem Zukunftspakt lösen wir unser Versprechen ein, den Strukturwandel der Lausitz aktiv mit zu gestalten“, erklärte Joe Kaeser.

Autor: hw

Quellen: SSK, Siemens

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt