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Dresdner Ceti-Forscher planen 2. Zentrum für taktiles Internet

Moderne Professoren müssen etwas Alleinunterhalter-Blut in den Adern haben: Ceti-Professor Frank Fitzek von der TU Dresden zum Beispiel. Foto: Heiko Weckbrodt

Moderne Professoren müssen etwas Alleinunterhalter-Blut in den Adern haben: Ceti-Professor Frank Fitzek von der TU Dresden zum Beispiel. Foto: Heiko Weckbrodt

Steht eine Renaissance der Analogcomputer an?

Dresden, 17. April 2024. Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, Roboterschulen und das Internet der Fähigkeiten sind noch stark verbesserungsfähig – davon ist Professor Frank Fitzek von der Technischen Universität Dresden (TUD) überzeugt. Deshalb wollen sich er und seine Kollegen demnächst um neue Fördermillionen bewerben, denn die Zuschüsse für das Dresdner „Zentrum für taktiles Internet mit Mensch-Maschine-Interaktion“ (Ceti) auslaufen. Das hat Fitzek auf Oiger-Anfrage bestätigt. „Nach Ceti 1 kommt Ceti 2“, verspricht der beredsame Professor, der für seine show-trächtigen Auftritte und seine farbigen Sportschuhe bekannt ist. „Wir werden das nochmal rocken.“

Dieser Mimik-Roboter demonstriert einen anderen Forschungsschwerpunkt im Ceti: Kann eine elaborierte Mimik die Akzeptanz für Roboter im Alltag verbessern - oder erreicht an damit das Gegenteil? Foto: Heiko Weckbrodt

Mimik-Roboter im Ceti 1. Foto: Heiko Weckbrodt

Vision: Fähigkeiten von Menschen in der „Cloud“ ablegen – und dann aus der Ferne wieder herunterladen

Das Ceti ist eines der Exzellenzzentren mit Sonderförderung an der Dresdner Uni. Die Teams um Prof. Fitzek haben sich eine „Demokratisierung der Fähigkeiten“, eine mittlere Revolution des Fernlernens und eben der intuitiven Vernetzung von Mensch und Roboter verschrieben. Auf dem Weg dahin entwickeln sich Technologien, mit denen sich die besonderen Fähigkeiten von Köchen, Musikern und anderen menschlichen Meistern ihrer Fächer zunächst auf Roboter übertragen, im „Internet der Fähigkeiten“ – ähnlich wie heute Bilder oder Texte in einer Rechnerwolke („Cloud“) – speichern und schließlich wieder auf andere Menschen transferieren lassen. Möglich wäre dies beispielsweise, indem die Cloud die gewünschte Fertigkeit auf Roboter, Exoskelette oder andere Geräte herunterlädt und damit dann Lehrlinge, Studenten und andere Wissbegierige aus der Ferne anlernt – bis in alle Bewegungsabläufe hinein.

Chef hält Schwerpunkte für „Ceti 2“-Bewerbung noch geheim

Gerade dieser letzte Schritt des „Zurückprägens“ ist aber immer noch Zukunftsmusik und könnte ein zentrales Thema für die nächsten Jahre sein. Mit Angaben über die Forschungsschwerpunkte für das avisierte Ceti 2 hält sich Fitzek zwar noch zurück, will sich mit Blick auf konkurrierende Bewerber um Exzellenzgelder noch nicht in die Karten schauen lassen.

„Digitale“ zogen einst an Analogcomputern vorbei – doch Gehirn arbeitet weiter analog

Ein Fokus würde aber wohl auf Analogcomputern liegen, die für manche Aufgaben den heute üblichen Digitalrechnern überlegen sind – und ohnehin näher an der Datenverarbeitung im menschlichen Gehirn sind. Solche Analogrechner gab es früher schon einmal und gelegentlich auch heute noch zum Beispiel für Militärzwecke. Sie wurden aber fast vollständig durch die schiere Leistungskraft der Digitaltechnik überflügelt. Zeitweise hatte auch das Exzellenz-Elektronikzentrum Cfaed von Fitzeks Kollegen Gerhard Fettweis auch analoge Zukunftspfade ausgelotet, aber diese Projekte dann nicht groß weiterverfolgt. Dennoch betont Fitzek auf Oiger-Anfrage mit Blick auf das geplante Ceti 2: „Wir machen derzeit viel in alternativen Computing Bereich“, und: „Analog kommt zurück, ja.“

Mensch und Maschine arbeiten in der Ceti-Bar in Dresden eng zusammen: Der Barmann lernt den Roboter an, der wird vorerst noch per Datenbrille von einem Menschen ferngesteuert. Foto: Heiko Weckbrodt

Mensch und Maschine arbeiten in der Ceti-Bar in Dresden eng zusammen: Der Barmann lernt den Roboter an, der wird vorerst noch per Datenbrille von einem Menschen ferngesteuert. Foto (bearbeitet, freigestellt: Heiko Weckbrodt

Ministerpräsident setzt Fitzek gern als Gäste-Verzauberer ein

Fest steht, dass die Förderung für das Ceti 1 Ende 2025 ausläuft. „Ceti 2 würde 2026 anlaufen, wenn wir nochmal gewännen“, erklärt Fitzek. Auf Rückhalt vom Land kann er wohl zählen. „Wir werden Sie weiter unterstützen“, hat der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erst kürzlich versprochen, als er gemeinsam mit dem Professor eine Roboter-Bar am Ceti Dresden eröffnete. Allein schon solche Vorzeigeprojekte wie auch der eloquente Ceti-Chef seien für die Investoren-Werbung und hochtechnologische Auswirkung des Freistaats viel wert: „Wann immer wir Gäste aus den USA oder anderen Ländern haben, schicken wir sie zu Herrn Fitzek – und er verzaubert sie dann“, erklärte Kretschmer mit einem Augenzwinkern.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: F. Fitzek, Ceti/TUD, MP Kretschmer, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt