Ceti-Exzellenzforscher wollen in Hightech-Gastro erproben, wie sich menschliche Kulturfertigkeiten auf Maschinen prägen lassen
Dresden, 15. April 2024. Ein scharfer Salat vom stählernen Maitre gefällig?, heißt es ab sofort im Barkhausen-Bau der Technischen Universität Dresden (TUD). Denn damit sie das Zusammenspiel zwischen Mensch und Roboter im Alltag auch in Zukunft erforschen können, ohne zu verhungern, haben Dresdner Ceti-Ingenieure um Prof. Frank Fitzek heute auf dem Unicampus eine Roboter-Bar eröffnet.
Sachsens MP ist begeistert
Dort bringen sie den künstlichen Kollegen bei, Caesar-Salate und andere Leckerbissen zuzubereiten. Und ganz „nebenbei“ erforscht das „Exzellenz-Centrum für taktiles Internet“ (Ceti) am Bar-Tresen, wie sich menschliche Fertigkeiten – wie eben beispielsweise kulinarisches Können – dauerhaft auf Maschinen übertragen lassen. Und das Konzept kommt auch bei Politikern an: „Wie cool ist das denn?“, rief der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), als ihn der eloquente E-Professor durch das Roboter-Restaurant führte – und versprach auch gleich: „Wir werden Sie weiter unterstützen!“
Ceti-Bareröffnung (Video: hw):
Reallabor für ein neues „Internet der Fähigkeiten“
Gedacht ist die Bar natürlich nicht wirklich als superteures Nerd-Gaudi, sondern als „innovatives Reallabor“, klärte TUD-Rektorin Ursula Staudinger. Denn die Forscherinnen und Forscher vom Exzellenzzentrum wollen dort an einem neuen „Internet der Fertigkeiten“ knüpfen, das nach und neben dem „Internet der Ding“ wachsen soll: Wie lässt sich zum Beispiel das gefühlvolle Spiel eines gefeierten Pianisten einer Maschine beibringen? Wie lernt ein Roboter, genau die richtige Menge Chili auf die bestellte Delikatesse zu träufeln oder zu entscheiden, wann ein Steak „medium“ ist? „Und das ist erst eine Zwischenstation, nicht das Ende der Reise“, betont Professor Fitzek, als er seine neue Roboter-Bar vorstellt. Denn perspektivisch soll das „Internet der Fähigkeiten“ wie ein Klon-Werkzeug oder eine Berufsausbildungs-Rechnerwolke funktionieren. Die Idee: Was der menschliche Meister, der Maitre, einmal der Maschine beigebracht hat, kann die dann über Datenhandschuhe, VR-Brillen und Exoskelette dann auch wieder Lehrlingen, Studenten und anderen Lernwilligen als meisterliche Fähigkeit beibiegen.
Bar soll auch ein Firmen-Ausbrüter sein
Außerdem sind Ceti und Ceti-Bar auch als Anlaufstelle für junge Unternehmen und andere Akteure der sächsische Robotik-Szene gedacht. So demonstrierte heute beispielsweise Thomas Schulz vom „Robot Valley Saxony“ eine Etage unter der Bar einen robotischen Barista, der für seine Gäste Kaffeespezialitäten zubereitet. „Wir wollen damit Unternehmen zeigen, wie sich Roboter bei ihnen rasch einsetzen und anlernen lassen“, erklärt er. Zudem hat das Ceti und das benachbarte 5G-Labor bereits mehrere Ausgründungen auf den Weg gebracht, weitere sollen folgen. „Hier in der Bar sind natürlich auch alle Start-ups willkommen, die Robotik in der Küche einsetzen wollen“, betont Fitzek.
Barroboter sollen bald auch breiteres Publikum bewirten
Und Rektorin Staudinger verbindet weitere Hoffnungen mit der Bar: Sie sieht darin ein Beispiel für überzeugende Wissenschaftskommunikation, als Beitrag gegen „wachsende Wissenschafts-Skepsis“. Und wenn die Roboter-Barmänner beziehungsweise -frauen erst richtig angelernt sind, sollen sie auch ein breiteres Publikum bewirten. „Wir wollen die Bar in absehbarer Zeit in den regulären Betrieb auf dem Campus überführen“, verspricht sie.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vor-Ort-Besuch, Ceti, TUD, Oiger-Archiv
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