Standort in Porto wächst, auch dank wiederbelebter Kooperationen mit Sachsens Chipfabriken
Porto/Dresden/München, 8. April 2024. Parallel zur Chip-Kernproduktion („Frontend“) wächst in Europa nun auch die lange vernachlässigte Chip-Endmontage wieder. Erst vergangenes Jahr hatte Globalfoundries Dresden seine Backend-Ausrüstungen zu „Amkor“ ins portugiesische Porto verlagert und langfristige Endmontage-Verträge mit dem Auftragsfertiger vereinbart. Nun geht Infineon ähnliche Wege und baut seine Partnerschaft mit Porto weiter aus. Amkor wird eigens dafür seine Backend-Kapazitäten in Portugal ausbauen und Infineon zudem einen eigenen Reinraum vor Ort zu Verfügung stellen. Das geht aus Mitteilungen von Infineon und Amkor hervor.
Portugal stärkt eigenes Halbleiter-Ökosystem
„Infineon und Amkor steigern gemeinsam die geografische Resilienz und Versorgungssicherheit für unsere Kunden“, erklärte Infineon-Backend-Vizepräsident Alexander Gorski. „Gemeinsam stärken wir die Bedeutung von Europa als Standort für die Halbleiterfertigung. Infineon betreibt in Porto bereits seit 20 Jahren erfolgreich ein großes Service-Center mit mehr als 600 Mitarbeitenden. Mit dem gemeinsamen Produktionszentrum werden wir nun mehr denn je ein fester Bestandteil des hervorragenden Halbleiter-Ökosystems in Portugal.“
Europäer wollen Teil der Chip-Endmontage aus Asien zurückholen
Einige Hintergründe: Einerseits hatten westliche Mikroelektronik-Konzerne in den vergangenen Jahrzehnten die – damals noch stark manuell geprägte – Chip-Endmontage immer mehr nach Asien ausgelagert. Dazu gehören beispielsweise das Zerteilen der fertig prozessierten Chip-Scheiben in einzelne Schaltkreise, die Kontaktierung für den Einbau in komplexe Elektronik-Module und Endkontrolle-Tests. Inzwischen hat sich Europa jedoch vorgenommen, in der weltweiten Halbleiterindustrie wieder eine größere Rolle zu spielen und dabei möglichst komplette Wertschöpfungsketten wieder aufzubauen. In diesem Zuge sind die Ansiedlungen und Ausbauten von Frontend-Chipfabriken etwa von Intel, TSMC und Infineon zu sehen.
Wachstumskern Porto wurde einst von Qimonda Dresden aufgepäppelt
Dazu gehören anderseits aber auch ehrgeizige Versuche, in Portugal ein Backend-Industriezentrum von globaler Bedeutung aufzubauen. Ein Wachstumskristall dafür waren unter anderem die Endmontage-Kapazitäten, die die Infineon-Speicherchiptochter „Qimonda“ seinerzeit vor allem von Dresden aus in Porto aufgebaut hatte. Nach der Qimonda-Pleite hatte diese Fabrik wechselnde Besitzer, auch gab es staatliche Interventionen zum Erhalt – und inzwischen hat das US-Unternehmen „Amkor“ aus Tempe in Arizona diese Kapazitäten übernommen, modernisiert und ausgebaut. Und zu diesem Ausbaukurs gehören einerseits weltweite Fabrikneubauten, beispielsweise in Vietnam, aber eben auch die Partnerschaften mit Infineon und Globalfoundries in Deutschland.
Tests und Endmontage für Auto- und Industrie-Elektronik
„Wir investieren kontinuierlich in unseren Produktionsstandort in Porto, um unsere Kapazitäten zu erweitern und unser Portfolio für fortschrittliche Packaging- und Testtechnologien auszubauen“, betonte Amkor-Chef Giel Rutten. „Diese Zusammenarbeit ist ein weiterer Meilenstein für beide Unternehmen, um die Lieferkette für fortschrittliche Produkte für Anwendungen im Bereich Automotive und Industrie zu verbessern.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Amkor, Infineon, Oiger-Archiv, vietnam-oiger.de
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