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Globalfoundries schließt Chipkontaktier-Linie in Dresden

Globalfoundries Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Globalfoundries Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Anlagen kommen nach Porto, weil Amkor dort eine Fabrik für Chip-Endmontage auszubauen

Dresden/Porto, 17. Februar 2023. Der US-amerikanische Chip-Auftragsfertiger Globalfoundries (GF) schließt seine Endkontaktier-Abteilung (Bump and Sort Facility) in Dresden und verlagert sie nach Porto. Dort soll sie zwar im GF-Eigentum bleiben, aber in eine größere europäische Test- und Endmontage-Fabrik von „Amkor Technology“ integriert werden. Das haben GF und Amkor nun mitgeteilt.

Wettbewerbsfähige Lieferkette bis hin zum „Backend“ soll in Europa entstehen

Die beiden Unternehmen bezeichnen diese Entscheidung als großen Fortschritt für Europa. „Diese strategische Partnerschaft mit GF wird eine wettbewerbsfähige Lieferkette für fortschrittliche Halbleiterverpackungen in Europa etablieren und verbessern, um das Angebot in Asien zu ergänzen“, meint beispielsweise Amkor-Manager Kevin Engel. Globalfoundries bemühe sich bereits seit geraumer Zeit um ein stärkeres „europäisches Fertigungsökosystem, um lokale und globale Kunden zu unterstützen, insbesondere in den Automobilmärkten“, ergänzte GF-Manager Mike Hogan. „Diese Partnerschaft mit Amkor in Portugal wird dringend benötigte Dienstleistungen innerhalb der EU bereitstellen und die amerikanisch-europäische Halbleiterlieferkette erweitern.“

Chip-Endmontage derzeit fast nur noch in Asien

Hintergrund: In der Chipproduktion gilt traditionell eine Unterteilung in „Frontend“ und „Backend“ – auch wenn die Grenzen inzwischen wieder verschwimmen. Dabei sind die „Frontend“-Fabriken für die Kernprozesse wie Belichtung, Metallisierung und die gesamte Strukturerzeugung im Reinraum zuständig. Solche Chipfabriken gibt es vor allem in den USA, in Asien und in Europa. Im früher sehr personalintensiven „Backend“ hingegen werden die Siliziumscheiben (Wafer) getestet, in einzelne Chips zersägt, diese mit Kontakten nach außen sowie mit Gehäusen versehen. Dieses Backend ist über Jahrzehnte hinweg nach Asien „abgewandert“, in Europa gibt es kaum noch Kapazitäten dafür.

Backend-Linie entstand noch zu AMD-Zeiten

Eine der Ausnahmen ist die – allerdings eher kleine – „Bump and Sort Faciliy“, die in der Dresdner GF-Chipfabrik eingerichtet wurde, als diese noch AMD gehörte. Dabei handelt es sich um eine Abteilung, die die bereits mit Chips bestückten Wafer testet und dort dann kleine Kontaktierkügelchen aus Zink und Silber aufbringt. Das Unternehmen wollte sich damit die Option offenhalten, ausgewählten Kunden mit eigenen Montagelinien bereits vorpräparierte Wafer liefern zu können. Und diese Abteilung packt GF nun zusammen und verlagert sie in die Backend-Fabrik, die Amkor in Porto ausbauen will.

GF-Manager verhandeln mit Betriebsrat

Insofern kann diese Entwicklung durchaus positive Effekte für Europas Mikroelektronik haben. Denn schon lange fordern Experten, eine große europäische Chip-Endmontage aufzubauen. Für den Standort Dresden allerdings ist dieser Schritt ein Verlust für die regionale Wertschöpfungskette. Zudem bleibt abzuwarten, was mit den Menschen geschieht, die bisher in der Backend-Abteilung von GF Dresden arbeiten. Man sei dazu in Gesprächen mit dem Betriebsrat, teilte eine Standort-Sprecherin mit. „Das bestehende Gebäude in Dresden kann gegebenenfalls umgenutzt werden, um möglicherweise zusätzliche Kapazitäten für die Waferfertigung in Fab 1 zu schaffen“, ergänzte sie.

Amkor-Wurzeln in Korea

Amkor entstand 1968 in Südkorea unter dem Namen „Anam Industrial“. Aus den bescheidenen Anfängen mit einer Handvoll Maschinen, die hauchdünne Drähte vom Chip zu den Gehäuse-Kontaktbeinchen legen konnten („Bonding“) ist heute ein großer Konzern für Backend-Technologien mit Hauptsitz in Tempe in Arizona in den USA entstanden. Das Unternehmen beschäftigt inzwischen über 30.000 Menschen in acht Ländern. In Europa arbeitet Amkor unter anderem mit GF, Infineon und ST Micro zusammen.

Nanium ist auf Chipkontaktierung und andere Backened-Technologien spezialisiert. Abb.: Nanium

Nanium war auf Chipkontaktierung und andere Backend-Technologien spezialisiert. Archivfoto: Nanium

Fab in Porto gehörte ursprünglich zu Qimonda – mit engen Verbindungen nach Dresden

Das Werk in Porto hatte übrigens auch schon früher besondere Verbindungen nach Dresden: Ursprünglich gehörte es der Infineon-Tochter „Qimonda“ – der Speicherchiphersteller schickte in der Aufbauphase regelmäßig Ingenieure aus Dresden nach Portugal, um deren Expertise nach Porto zu transferieren. Nach der Qimonda-Pleite rettete der portugiesische Staat die Backend-Fabrik und half, sie unter der Regie des 2010 geschmiedeten Unternehmens „Nanium“ weiterzuführen. Nanium wiederum gründete bald darauf auch eine Niederlassung in Dresden. 2017 übernahm dann Amkor die Fabrik und das ganze Unternehmen Nanium.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Globalfoundries, Amkor

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt