Weiterer Anstieg ist aber wenig wahrscheinlich
Wiesbaden, 2. Januar 2024. Noch nie seit der Wiedervereinigung haben so viele Menschen in Deutschland für Geld gearbeitet: 45,9 Millionen Menschen waren im Jahr 2023 in der Bundesrepublik erwerbstätig – dies ist ein neuer Höchststand, betonen die Bundesstatistiker in Wiesbaden.
Corona hatte jahrelangen Zuwachs bereits ausgebremst
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) stieg die Zahl der durchschnittliche Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahr um 333.000 Menschen. Dies entspricht einem Zuwachs um 0,7 Prozent. Damit setzt Deutschland einen jahrelangen Trend fort, der nur durch Corona zeitweise unterbrochen worden war. „Im Jahr 2020 hatte die Corona-Krise den zuvor über 14 Jahre anhaltenden Anstieg der Erwerbstätigenzahl beendet und zu einem Rückgang um 361.000 Personen geführt“, erinnert Destatis.
Zuwanderung hat demografischen Wandel ein Stück weit ausgeglichen
„Eine Ursache für die Beschäftigungszunahme im Jahr 2023 war die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte“, schätzen die Bundesstatistiker ein. „Hinzu kam eine gesteigerte Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung. Diese beiden Wachstumsimpulse überwogen die dämpfenden Effekte des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt, der mittelfristig zu einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter führen dürfte.“
Prognose: 2035 fehlen mindestens 7 Millionen Arbeitskräfte
Wirtschaftsforscher – darunter das Ifo Dresden – gehen allerdings davon aus, dass mit weiteren Zuwächsen kaum noch zu rechnen ist. Schuld daran sind der demografische Wandel, der Fachkräftemangel, aber auch der Abschwung der deutschen Wirtschaft. Zu erwarten ist daher wohl, dass die derzeitige Erwerbstätigen-Zahl eine Zeitlang wie ein Plateau gehalten wird. Danach könnte es zu einem spürbaren kontinuierlichen Rückgang kommen, wenn den Politikern und Unternehmern nicht noch etwas Schlaues einfällt. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg geht davon aus, dass der deutschen Wirtschaft im Jahr 2035 rund 7,2 Millionen Arbeitskräfte weniger als bisher zur Verfügung stehen werden. Dieser Arbeitskräftemangel dürfte sich demnach wohl zu einem wichtigen zentrale Entwicklungshemmnis für Deutschland herauskristallisieren und auch den finanziellen Spielraum künftiger Bundesregierungen weiter einschränken.
Arbeitskräfte-Schwund schlägt im Osten früher und stärker durch
In Ostdeutschland schlägt der demografische Wandel und konkret vor allem die Entvölkerung von Dörfern und Kleinstädten schon länger durch. Hier rechnet Ifo Dresden mit einem Rückgang des Arbeitskräfte-Reservoirs bis Mitte der kommenden Dekade um 20 Prozent.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Destatis, IAB, Ifo Dresden, Oiger-Archiv
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.