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Japans Chipfabriken stecken Erdbeben diesmal besser weg

Das Fraunhofer-Photonikinstitut IPMS zeigt zur Dresdner Wissenschaftsnacht auch einen Wafer mit neuartigen ferroelektrischen Speicherchips. Daraus wollen Elektroniker künstliche Nervenzellen und Synapsen konstruieren. Derartige neuromorphe Netze sollen künftig mit besonders niedrigem Energieverbrauch Datenfluten nach Mustern durchforsten, autonom fahrende Autos und Künstliche Intelligenzen hardware-seitig unterstützen. Foto (bearbeitet, freigestellt): Heiko Weckbrodt

Foto (bearbeitet, freigestellt): Heiko Weckbrodt

Trendforce: Auswirkungen auf weltweite Lieferketten bleiben wohl kontrollierbar

Ishikawa/Taipeh, 2. Januar 2024. Die jüngsten Erdbeben in der Präfektur Ishikawa in Japan werden diesmal wohl nur wenig Auswirkungen auf den globalen Chip-Nachschub haben. Das hat das taiwanesische Marktforschungs-Unternehmen „Trendforce“ aus Taipeh nach einer Analyse der betroffenen Fabriken eingeschätzt.

Mehrere Fabriken für Inspektionen gestoppt

Demnach gibt es zwar mehrere Produktions-Stopps von Mikroelektronik-Werken in der erdbeben-geschüttelten Region. Doch diese Fabriken werden die Fertigung von Siliziumscheiben (Wafer), Schaltkreisen und Mehrschicht-Keramikkondensatoren (MLCC) voraussichtlich bald wieder starten. „Vorläufige Inspektionen deuten darauf hin, dass an den Anlagen keine nennenswerten Schäden entstanden sind“, berichten die Trendforce-Analysten. „Das deutet darauf hin, dass die Auswirkungen beherrschbar sind.“

Beben wohl innerhalb der seismischen Toleranzen der Anlagen

Dafür gebe es mehrere Gründe: Einerseits haben die meisten Halbleiter Fabriken in der betroffenen Präfektur „nur“ Erdbeben der Stufe 4 bis 5 abbekommen – und dies bewegt sich laut Trendforce sich „innerhalb der strukturellen Toleranz dieser Anlagen“. Zudem befinde sich die Halbleiterindustrie gerade in einer Nebensaison und in einem Abschwung. Zudem gebe es recht große Lagerbestände an Komponenten für die Mikroelektronik. All dies spreche dafür, dass die jüngsten Erdbeben keine ernsten Störungen in den globalen Lieferketten auslösen werden.

Hersteller von Wafern, Kondensatoren und Schaltkreisen betroffen

Konkret befinden sich im Erdbeben-Gebiet unter anderem Fabriken der MLCC-Hersteller „Taiyo Yuden“, Murata und TDK, Wafer-Werke von „Shin-Etsu“ und „Globalwafers“ sowie Chipfabriken von „Toshiba“ und „TPSCo“. Die betroffenen Unternehmen haben einen Teil dieser Werke derzeit gestoppt, um sie mit Blick auf möglichen Beben-Schäden zu inspizieren. Die endgültigen Ergebnisse stehen zwar noch aus, aber ernste Probleme sind aber wohl eher nicht zu erwarten. Das Niigata-Werk von „Taiyo Yuden“ beispielsweise sei sogar für seismische Aktivitäten bis zur Stufe 7 ausgelegt, berichtet Trendforce. Dort gebe es anscheinend keine Schäden an der Ausrüstung.

Erdbeben waren mehrfach Auslöser für globale Zuliefer-Störungen

Bei früheren Naturkatastrophen in Japan war die Bilanz der Halbleiterindustrie weit problematischer ausgefallen. So war es beispielsweise nach den Erdbeben im Jahr 2016 und auch schon im Jahr 2011 zu weltweiten Zulieferproblemen gekommen, insbesondere bei Autoherstellern in Europa und in den USA, die monatelang vergebens auf ihre bestellten Chips warten mussten.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Trendforce, Oiger-Archiv, elektroniknet.de, Süddeutsche

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt