Verkehrsmuseum bekommt Archiv zum DDR-Projekt „152“
Dresden, 5. Dezember 2023. Genau 65 Jahre nach dem Premierenflug des ersten zivilen deutschen Strahlflugzeugs, der „152“, erfährt dessen Generalkonstrukteur Brunolf Baade nun eine besondere, posthume Ehrung: Die Elbe-Flugzeugwerke (EFW) haben gemeinsam mit den Konstrukteurs-Töchtern Angelica Sauer und Alexandra Baade sowie Vertretern aus Luftfahrt und Politik eine Brunolf-Baade-Gedenktafel und einen Prof.-Baade-Weg auf dem Werkgelände eingeweiht. Das hat das Luftfahrtunternehmen mitgeteilt.
Auch unveröffentlichte Unterlagen im Archiv abgelegt
Außerdem hat Finanzchef Kai Mielenz angekündigt, das EFW-Luftfahrtarchiv an das Verkehrsmuseum Dresden übergeben zu wollen. Das Archiv enthalte zahlreiche Originaldokumente zur „Baade 152“, technische Zeichnungen, Hand-Kolorationen und bisher nicht veröffentlichte Unterlagen.
„Fehlende Puzzlestücke der deutschen Luftfahrtgeschichte“
„Nach langen Jahren unter Verschluss können diese Dokumente nun fachgerecht ausgewertet, fehlende Puzzlestücke der deutschen Luftfahrtgeschichte ermittelt und aufbereitet werden“, betonte EFW-Sprecherin Anke Lemke. „Dies wird der breiten Öffentlichkeit im Rahmen künftiger Ausstellungen des Verkehrsmuseums Dresden zugutekommen.“
Gescheitertes Prestige-Projekt von SED-Chef Ulbricht
Der Verkehrs-Jet „152“ war in den 1950ern das Prestige-Projekt der damals gerade erst gegründeten DDR-Flugzeugindustrie – und von SED-Chef Walter Ulbricht höchstpersönlich. Die Konstruktion übernahmen ein Team ehemaliger Junkers-Ingenieure, die nach dem Krieg zunächst für die Sowjetunion arbeiten mussten und dann nach Ostdeutschland zurückgekehrt waren. Die „152“ war als ziviles Strahlflugzeug für 40 Passagiere konzipiert. In der endgültigen Version sollte es in Pirna entwickelte und gebaute Triebwerke bekommen. Der Erstflug war am 4. Dezember 1958. Bald darauf stürzte jedoch der Prototyp ab. Wenig später stampften die DDR-Wirtschaftslenker ihr ambitioniertes Luftfahrt-Programm ein. Übrig blieben unter anderem die Flugzeugwerke Dresden, die in der Folge vor allem Militärflugzeuge warteten, sowie ein Leichtbau-Institut, das unter anderem Bobs für den DDR-Sport entwickelte.
Heute bauen die EFW vor allem Passagier-Flugzeuge von Airbus und anderen Herstellern in Frachter um, stellen aber auch Flugzeug-Komponenten her. Aus dem Leichtbau-Institut entstand nach der Wende das private Prüfzentrum „Materialforschung und Anwendungstechnik GmbH“ (IMA). Und als ein Ableger der Flugzeugwerft entstand nach der Wende auch die Flugzeuggalvanik Dresden.
Autor: hw
Quellen: EFW, Oiger-Archiv
Zum Weiterlesen:
Die „152“: Der Jet, an dem sich die DDR verhob
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