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Kosmos statt Kohle in der Lausitz

Diese künstlerische Darstellung zeigt den Helikopter "Ingenuity" bei einem Flug über den Mars. Im Hintergrund ist der Rover "Perseverance" zu sehen. Illustration: NASA/JPL-Caltech

Diese künstlerische Darstellung zeigt den Helikopter „Ingenuity“ bei einem Flug über den Mars. Im Hintergrund ist der Rover „Perseverance“ zu sehen. Illustration: NASA/JPL-Caltech

Bergakademie schlägt Großforschungszentrum „Eris“ für Mars- und Mond-Ressourcen vor

Freiberg/Chemnitz/Dresden, 8. Mai 2021. Kosmische Perspektiven will die Bergakademie Freiberg den sächsischen Tagebaurevieren nach dem Braunkohle-Ausstieg eröffnen: Die montane Uni schlägt vor, in der Lausitz ein europäisches Großforschungszentrum für Weltraumressourcen einzurichten, das die Besiedelung von Mond und Mars durch die Menschheit vorbereitet. Das hat Bergakademie bekannt gegeben. Das Zentrum soll die englische Bezeichnung „European Research Institute for Space Resources“ tragen und sich „Eris“ abkürzen – so wie die griechische Göttin der Zwietracht.

Die Visualisierung zeigt, wie eine mit 3D-Druckern erzeugte Mondbasis etwa aussehen könnte. Abb.: Foster

Die Visualisierung zeigt, wie eine mit 3D-Druckern erzeugte Mondbasis etwa aussehen könnte. Abb.: Foster

Von Mars-Produktion lernen heißt siegen lernen

Die Forscher und Forscherinnen wollen dort „auf der Grundlage der terrestrischen Rohstoffkompetenz in Verbindung mit Partnern aus der Raumfahrt die wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen für die Errichtung bemannter Stationen auf erdnahen Himmelskörpern wie Mond und Mars entwickeln“, teilte die Uni mit. „Erwartet wird, dass mit der Entwicklung von Konzepten, die den anspruchsvollen Bedingungen auf Mond und Mars gerecht werden, auch innovative Lösungen für gegenwärtige Herausforderungen auf der Erde generiert werden“, betonen die Antragsteller. Motto: Wer der Versorgung von Stationen auf dem unwirtlichen Mars sichern kann, stellt auch auf unserem Planeten eine umweltfreundliche und ressourcenschonenden Versorgung der Menschen durch „künstlich-intelligente Produktionssysteme“ auf die Beine. Solche Vorarbeit dürfte auch den US-Entrepreneur Elon Musk freuen: Der Chef von Tesla, SpaceX und anderen Unternehmen sieht die Besiedelung unseres Nachbarplaneten Mars als eines seiner wichtigsten Lebensziele.

Das Großforschungszentrum für Zukunftsenergien soll interdisziplinäre Grundlagenforschung zu Energiefragen von heute und morgen in mehreren Schwerpunkt-Quartieren betreiben. Inkubatoren sollen den Transfer in die Praxis unterstützen. Grafik: Professur Medieninformatik/Stefanie Müller

Das Großforschungszentrum für Zukunftsenergien soll interdisziplinäre Grundlagenforschung zu Energiefragen von heute und morgen in mehreren Schwerpunkt-Quartieren betreiben. Inkubatoren sollen den Transfer in die Praxis unterstützen. Grafik: Professur Medieninformatik/Stefanie Müller

Weitere Vorschläge in der Pipeline

Als Plan B will sich die Bergakademie an alternativen Großforschungszentren beteiligen, die andere Forschungseinrichtungen nun dem Bund und dem Freistaat Sachsen vorgeschlagen haben. Dazu gehören ein „Großforschungszentrum für Zukunftsenergien“ (GFZ ZE) unter Federführung der TU Chemnitz, an dem sich neben Freiberg auch die TU Dresden einklinken will. Außerdem möchten die Freiberger auch bei der Zukunftsfabrik „We2t-Transfer“ für neue Wasser-, Energie- und Ernährungstechnologien mitmachen, die Fraunhofer als Vorschlag beim Bund eingereicht hat.

Wie eine Kontrolleinheit, bei der viele Leiterbahnen einer Hauptplatine zusammenfließen, soll die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) als zentraler Vermittler für Halbleiter-Entwicklungsprojekte agieren. Visualisierung: FMD

Visualisierung: FMD

Auch andere Vorschläge im Wettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ für zwei neue Großforschungszentren im sächsischen Kohleausstiegs-Regionen waren bereits bekannt geworden. So wollen das Fraunhofer-Institut Enas aus Chemnitz und die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) aus Berlin bei Görlitz ein Nanoelektronik-Großforschungszentrum etablieren.

Wettbewerb soll Kohleausstieg erleichtern

Der Bund und der Freistaat Sachsen haben versprochen, je ein Großforschungszentrum in den Braunkohle-Regionen bei Leipzig und in der sächsischen Lausitz mit insgesamt 3000 Arbeitsplätzen zu finanzieren, um dort den Kohleausstieg zu erleichtern. Dafür wollen sie gemeinsam 170 Millionen Euro pro Zentrum und Jahr herausrücken. Die Gewinner-Ideenskizzen wird das Bundesforschungsministerium voraussichtlich im Spätherbst 2021 bekannt geben.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Bergakademie TU Freiberg, Oiger-Archiv

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt