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Zukunftsenergie-Großforschungszentrum für Lausitz vorgeschlagen

Links ist ein Hochtemperatur-Stapel von Sunfire Dresden zu sehen, der für die Elektrolyse und den Brennstoffzellen-Betrieb genutzt werden kann. In der Flasche rechts ist eCrude zu sehen - künstlich erzeugter Kraftstoff. Foto: Heiko Weckbrodt

Links ist ein Hochtemperatur-Stapel von Sunfire Dresden zu sehen, der für die Elektrolyse und den Brennstoffzellen-Betrieb genutzt werden kann. In der Flasche rechts ist elektrisch synthetisierter Blue Crude zu sehen – künstlich erzeugter Kraftstoff. Foto: Heiko Weckbrodt

Unis Chemnitz, Dresden und Freiberg wollen Fokus auf Wasserstoff, Synthie-Treibstoffe, Solar- und Windenergie lenken

Chemnitz/Dresden/Freiberg, 2. Mai 2021. Die Unis Chemnitz, Dresden und Freiberg haben vorgeschlagen, in der Lausitz ein Großforschungszentrum für Zukunftsenergien (GFZ ZE) einzurichten. Dieses Zentrum soll die Transformation der Braunkohlereviere zu einer Region unterstützen, die beispielhafte Innovationen für erneuerbare Energien, umweltfreundlich erzeugte Energieträger wie Wasserstoff und Synthese-Öl sowie deren Transport und Einsatz in der Industrie hervorbringt. Eine entsprechende Ideenskizze haben Prof. Thomas von Unwerth aus Chemnitz, Prof. Antonio Hurtado aus Dresden und Prof. Hartmut Krause aus Freiberg nun beim Bundesforschungsministerium eingereicht.

Prof. Dr. Thomas von Unwerth (r.) und Laborleiter Vladimir Buday inspizieren im Brennstoffzellenlabor an der TU Chemnitz eine additiv produzierte Membran. Foto: Ronald Bartel für die TUC

Prof. Dr. Thomas von Unwerth (r.) und Laborleiter Vladimir Buday inspizieren im Brennstoffzellenlabor an der TU Chemnitz eine additiv produzierte Membran. Foto: Ronald Bartel für die TUC

Von der Grundlagenforschung bis zum Industrieeinsatz

Schwerpunkte dieses Zentrums sollen die Bereitstellung, der Transport, die Speicherung und die Anwendung von umweltfreundlich gewonnener Energie sein. Im Fokus sollen Windkraft, Sonnenstrom und Wasserkraft stehen, aber auch die ökologische Erzeugung von Synthese-Ölen und Kraftstoffen („Blue Crude“ beziehungsweise „eFuel“ genannt) sowie von Wasserstoff für die Stahl- und Chemieindustrie und für Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Zudem ist ein Inkubator für Firmenausgründungen vorgeschlagen. „Wesentliche Pfeiler der visionären Mission der Allianz der Universitäten sind Forschungsquartiere, die von der interdisziplinären Grundlagenforschung bis zur praxisnahen Anwendung die Entwicklung sowie den Transfer neuer Energietechnologien in die Industrie bewerkstelligen“, teilte die Uni Chemnitz mit. „Frühzeitig sollen möglichst viele Facetten neuer möglicher Energiesysteme beleuchtet werden“, betonte Prof. Thomas von Unwerth vom Chemnitzer Institut für Automobilforschung. „Durch den Einbezug rechtlicher, wirtschaftlicher, human- und sozialwissenschaftlicher, politischer, natur- und ingenieurwissenschaftlicher sowie philosophischer und mathematischer Aspekte können wir zu ganz neuen, umfassenderen Forschungserkenntnissen zu nachhaltigen Energiesystemen gelangen.“

 Das Großforschungszentrum für Zukunftsenergien soll interdisziplinäre Grundlagenforschung zu Energiefragen von heute und morgen in mehreren Schwerpunkt-Quartieren betreiben. Inkubatoren sollen den Transfer in die Praxis unterstützen. Grafik: Professur Medieninformatik/Stefanie Müller

Das Großforschungszentrum für Zukunftsenergien soll interdisziplinäre Grundlagenforschung zu Energiefragen von heute und morgen in mehreren Schwerpunkt-Quartieren betreiben. Inkubatoren sollen den Transfer in die Praxis unterstützen. Grafik: Professur Medieninformatik/Stefanie Müller

Bund und Freistaat haben 170 Millionen Euro pro Jahr und Zentrum versprochen

Das Trio Unwerth, Hurtado und Krause konkurriert hier mit anderen Forschern, die sich mit anderen Ideenskizzen ebenfalls um Gelder aus dem Programm „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ beworben haben. Für dieses Programm hatten Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) themenoffen um Vorschläge für zwei Großforschungszentren gebeten, um der sächsischen Lausitz und dem mitteldeutschen Revier bei Leipzig nach dem Kohleausstieg neue Perspektiven zu geben. Bund und Land haben dafür 170 Millionen Euro pro Jahr und Zentrum sowie insgesamt bis zu 3000 neue Arbeitsplätze versprochen.

Nanoelektronik ist eine der Alternativen

Noch sind nicht alle eingereichten Vorschläge bekannt. Bereits durchgesickert war aber beispielsweise, dass Prof. Harald Kuhn vom Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme (ENAS) in Chemnitz mit weiteren Projektpartnern für ein großes Nanoelektronik-Forschungszentrum im Görlitzer Raum plädiert.

Zentren sollen spätestens 2023 starten

Eine Perspektivkommission wird nun gemeinsam mit den Geldgebern aus den eingereichten Vorschlägen drei Ideenskizzen pro Region auswählen. Diese Finalisten bekommen dann für eine sechsmonatige Phase eine halbe Million Euro, um ihre Skizzen zu detaillierten Konzepten auszuarbeiten. Zum Schluss wählen Bund, Freistaat und Experten dann die beiden Siegerkonzepte aus. Die sollen dann bis 2023 in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier realisiert.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TUC, BMBF, Oiger-Archiv

Zum Weiterlesen:

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Handwerker fordern Sonderwirtschaftszone Lausitz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt