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„Sachsen-Kälte“ baut in Dresden für knapp 10 Millionen Euro aus

Das klassische blaue Logo von Sachsen-Kälte. Foto: Heiko Weckbrodt

Das klassische blaue Logo von Sachsen-Kälte. Foto: Heiko Weckbrodt

Chefs sind überzeugt: „Was TSMC hier investiert, kommt zehnfach zurück“

Dresden, 3. April 2024. Der Chipwerk-Ausrüster „Sachsen-Kälte“ baut in Dresden für rund 9,5 Millionen Euro eine neue Fabrik für Klima- und Kälte-Spezialanlagen im Dresden Norden. Das haben die Geschäftsführer Tilo Neumann und Jörg Hoheit angekündigt. Der Neubau in der Nähe des Flughafens Dresden-Klotzsche sowie der Chipwerke von Bosch, Globalfoundries und TSMC soll Mitte 2024 fertig sein und mehr Platz für Aufträge aus der Halbleiterindustrie schaffen.

Sachsenkälte-Chef Tilo Neumann im Technikum Dresden-Übigau mit ökologisch verbesserter Spezialtechnik für Chipfabriken. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsenkälte-Chef Tilo Neumann im Technikum Dresden-Übigau mit ökologisch verbesserter Spezialtechnik für Chipfabriken. Foto: Heiko Weckbrodt

Hoffnung auf Aufträge von den Taiwanesen

Neumann und Hoheit hoffen dabei konkret auf Impulse durch die Ansiedlung des taiwanesischen Mikroelektronik-Auftragsfertigers „TSMC“ in Dresden. Auch deshalb ist ein Teil des neuen Gebäudes als Testzentrum für TSMC-Ausrüstungen reserviert. Der Komplex wird außerdem Werkstätten für die Reparatur von Kälteanlagen, ein Regallager, Büros und ein „Service-Center grüne Technologie der Zukunft“ beherbergen.

Auch dafür braucht das Kälteinstitut ILK Dresden eine neue Versuchshalle: Mit Flüssigeisanlagen wie in diesem Modell - nur eben größer - will das ILK Dresden Tagebauseen in der Lausitz anzapfen, um mit der gewonnenen thermischen Energie dann die Lausitz zu heizen. Foto: Heiko Weckbrodt

Demoanlage einer Flüssigeisanlage im Kälteinstitut ILK Dresden. Die ILK-Ingenieure sehen darin einen wichtigen Energiespeicher. Daneben verfolgen sie die Idee, Tagebauseen in der Lausitz anzapfen, um mit der gewonnenen thermischen Energie dann die Lausitz zu heizen. Foto: Heiko Weckbrodt

Sonne-Eis-Anlage soll Öko-Anspruch demonstrieren

Zudem hat der Neubau einige Besonderheiten, mit denen Neumann und Hoheit die starke Orientierung von Sachsen-Kälte auf nachhaltige Innovationen demonstrieren wollen. Dazu gehören eine 100-Kilowatt-Solaranlage von „Heckert Solar“ aus Chemnitz und eine Sonne-Eis-Anlage („Flo Ice“), die Sachsen-Kälte gemeinsam mit dem privaten „Institut für Luft- und Kältetechnik“ (ILK) in Dresden entwickelt hat: Das Aggregat gewinnt aus Sonnenenergie und Wasser, das in einen besonderen Aggregatzustand gebracht wird, pumpfähiges Flüssigeis, das sich wiederum besonders effizient als Energiespeicher und zur Energiegewinnung nutzen lässt.

Gehört zu den Gründern von Sachsen-Kälte: Jörg Hoheit. Foto: Heiko Weckbrodt

Gehört zu den Gründern von Sachsen-Kälte: Jörg Hoheit. Foto: Heiko Weckbrodt

Trio gründete eigene Firma aus dem VEB Kühlanlagenbau Dresden aus

Die Kooperation von Sachsen-Kälte und ILK hat übrigens Wurzeln, die bis in die DDR zurückreichen, beide gehörten zum traditionsreichen Kühlanlagenbau in Sachsen und schließlich zum Kombinat Ilka Luft- und Kältetechnik. Mitte 1990 gründeten dann drei Mitarbeiter des ehemaligen VEB Kühlanlagenbau Dresden mit Wilfried Neumann als Geschäftsführer, Jörg Hoheit als Montageleiter und Claus Schieschke als Vertriebsleiter das privatwirtschaftliche Unternehmen „Sachsen-Kälte“ in einem Wohnhaus an der Leipziger Straße.

Zu den Kunden gehören Bundeskanzleramt und Porsche – zunehmend aber auch Chipfabriken

Anders als der VEB produzierten sie zwar keine eigenen Kältemaschinen mehr, entwarfen und installierten aber Komplettlösungen mit zugekaufter Kälte- und Klimatechnik. Zu den größeren Projekten gehörten Aufträge für das „Spreewaldhotel“, den sächsischen Landtag und das Bundeskanzleramt, aber auch für Ikea, Porsche und VW. In der Folgejahren häuften sich zudem die Aufträge aus der Halbleiterindustrie in Sachsen und darüber hinaus. Inzwischen agiert Sachsen-Kälte in diesem Sektor längst europaweit, hat beispielsweise eigens für die Aufträge der Intel-Chipwerke aus Leixlip eine eigene Niederlassung in Irland gegründet. „Unternehmen wie Sachsen-Kälte brauchen einfach die Internationalität“, schätzte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) mit Blick auf Kundenkreis und Fachkräfte-Gewinnung bei einem Firmenbesuch ein.

Das grüne Öko-Logo von Sachsen-Kälte. Foto: Heiko Weckbrodt

Das grüne Öko-Logo von Sachsen-Kälte. Foto: Heiko Weckbrodt

2010 verlagerte sich der Hauptsitz des Unternehmen in ein neues Firmengebäude an der Marie-Curie-Straße. Dort spezialisierte sich Sachsen-Kälte weiter auf den besonderen Bedarf der Mikroelektronik-Branche, baute ein Reparatur-Zentrum auf und fokussierte sich auf vergleichsweise umweltfreundliche und energiesparende Kälte- und Klimatechnik.

Der Fabrikneubau von Sachsen-Kälte im Dresdner Norden soll Mitte 2024 bezugsbereit sein. Foto: Heiko Weckbrodt

Der Fabrikneubau von Sachsen-Kälte im Dresdner Norden soll Mitte 2024 bezugsbereit sein. Foto: Heiko Weckbrodt

10 % Wachstum pro Jahr erwartet

Inzwischen reicht aber auch der Platz im Areal des ehemaligen Transformatorenwerkes TUR in Dresden-Übigau nicht mehr aus. Deshalb organisierten die Wirtschaftsförderer für „Sachsen-Kälte“ ein 8500 Quadratmeter großes Grundstück in Dresden-Klotzsche, in der Nähe der Großkunden aus der Halbleiterindustrie also. Neu- und Altbau sollen künftig parallel betrieben werden. 2023 setzte der Betrieb rund 7,8 Millionen Euro um. Angesichts des Aufschwungs in der sächsischen Halbleiterindustrie rechnet auch die Führungsriege von „Sachsen-Kälte“ für ihr Unternehmen mit Wachstumsraten um die zehn Prozent pro Jahr. Ähnlich stark soll auch die derzeit 40-köpfige Belegschaft in den nächsten Jahren wachsen.

Starke Impulse für kleine und mittlere Chipfabrik-Zulieferer erwartet

Gerade durch die jüngsten Investitionsentscheidungen von TSMC, Infineon & Co. sieht Tilo Neumann, der Sohn des Sachsen-Kälte-Gründers, starke Impulse auch für die kleinen und mittelständischen Zulieferer im Umfeld nahen. Und mit Blick auf die kontroversen Subventions-Debatten zeigt er sich überzeugt: „Was TSMC jetzt hier investiert, das kommt zehnfach zurück.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Besuch, Auskünfte Sachsen-Kälte, ILK, Oiger-Archiv, VHKK

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt