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Berufewandel in der Chipfabrik: Datenanalysten und KI-Experten zunehmend gefragt

Die Visualisierung soll zeigen, wie sehr die neue Bosch-Chipfabrik in Dresden auf "Industrie 4.0"-Konzepte setzt. Foto/Visualisierung: Bosch

Statt „Operators“ wie früher sind in europäischen Chipfabriken heute vor allem Ingenieure und andere Spezialisten gefragt.07 Foto/Visualisierung: Bosch

Europas neue dezentrale Chipakademie soll Ausbildung von halber Million Mikroelektroniker organisieren

Berlin/Dresden/Brüssel, 7. März 2024. Die Zeiten, in denen Tausende „Operators“ genannte Facharbeiter die Maschinen in Chipfabriken bedient und bestückt haben, sind vorbei: Heute sucht die Mikroelektronik-Branche in Europa vor allem nach Datenanalysten, Software- und Prozess-Ingenieure sowie Wartungstechniker. Zunehmend gefragt sind in den mittlerweile hochautomatisierten Halbleiter-Werken zudem auch Experten für Künstliche Intelligenz (KI), Maschinelles Lernen (ML), Systemarchitekturen und Designer für Schaltkreise, die sowohl analoge wie auch digitale Signale verarbeiten können. Das geht aus dem Abschlussbericht des EU-Projektes „Microelectronics Training, Industry and Skills“ (Metis) hervor, auf den der Halbleiter-Branchenverband „Semi“ in Berlin hingewiesen hat.

Semi fordert stärkere Vernetzung von Chipfabriken und Unis

Angesichts der erheblichen Fachkräfte-Lücken, die sich in der europäischen Mikroelektronik auftun, plädiert der Semi-Verband nun für ein Aufholprogramm. Unter anderem soll sich die Halbleiter-Industrie besser in die Ausbildungsprozesse für Chipexperten einbringen und neue Image-Kampagnen starten, um den Ruf der Branche unter Europas Jugend zu verbessern. Außerdem müssten Unternehmen und Unis mehr Ausbildungsnetzwerke knüpfen. Der Semi-Verband schätzt, dass die Halbleiter-Unternehmen in Europa in der kommenden Dekade mindestens eine halbe Million neue Mikroelektronik-Experten brauchen wird.

„European Chips Skills Academy“ beerbt das „Metis“-Projekt

Um diesen immensen Bedarf zu decken, ist als Nachfolger des Metis-Verbundes im Oktober 2023 eine „European Chips Skills Academy“ entstanden. Dabei handelt es sich um einen virtuellen Verbund von Universitäten, Unternehmen und anderen Einrichtungen, die derartige Fachkräfte ausbilden – seien es nun Akademiker, Ingenieure, Techniker oder Mikrotechnologen.

Fachkräftebedarf in Sachsen besonders hoch

Mit dabei sind auch Vertreter aus Sachsen wie Infineon, Fabmatics, DAS und andere. „Als Nachfolgeprojekt des Metis-Projekts wird die European Chips Skills (ECS) Academy ein industrielles Hochschulnetz aufbauen, das Stipendien, Ausbildungsplätze, Zugang zu Laboreinrichtungen, berufliche Schulungen und Online-Kurse anbietet“, heißt es dazu vom Branchenverband „Silicon Saxony“ aus Dresden. Der geht davon aus, dass Mikroelektronik. Softwareschmieden und verwandte Branchen allein in Sachsen bis zum Jahr 2030 mindestens 25.000 neue Beschäftigte brauchen werden – wobei in dieser Schätzung der Fachkräfte-Sog durch die neuen Fabriken von TSMC und Infineon in Dresden noch gar nicht voll eingerechnet ist. Im Freistaat entstehen daher gerade eine neue Chip-Akademie und ein neues landesweites Ausbildungszentrum für Chip-Azubis.

Autor: hw

Quellen: Semi, Silicon Saxony, Oiger-Archiv

Wuselten früher Tausende Operator-Facharbeiter durch Chipfabriken, sind nach einem starken Robotisierungs-Schub in Europa heute eher Datenanalysten und KI-Spezialisten in den hochautomatisierten Reinräumen gefragt.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt