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IDTechEx: Elektrolaster-Markt wächst um 15 % pro Jahr

Bisher verkaufen sich Lkw-Stromer eher schleppend, doch Analysten rechnen mit „Wendepunkt“

Cambridge, 1. März 2024. Der Markt für elektrische Lastkraftwagen wird in den kommenden zwei Dekaden um etwa 15 Prozent pro Jahr wachsen und 2044 ein Umsatzvolumen von 207 Milliarden Dollar (189 Milliarden Euro) erreichen. Das hat das britische Marktforschungs-Unternehmen „IDTechEx“ aus Cambridge eingeschätzt.

Flottenbetreiber wollen 30 % Elektroquote bei neuen Lkw

„Elektro-Lkw stehen vor einem bedeutenden Wendepunkt, da große Flotten sich verpflichtet haben, bis 2030 mindestens 30% ihrer neuen schweren Lkw-Käufe auf emissionsfreie Fahrzeuge umzustellen, einschließlich elektrischer Modelle“, heißt es in der Analyse „Electric and Fuel Cell Trucks 2024-2044: Markets, Technologies, and Forecasts“. Trotz der anfänglichen Mehrkosten und Herausforderungen wie begrenzte Ladestationen stünden „Elektro-Lkw kurz vor einem Boom in ihrer Akzeptanz“, prognostizieren die Analysten. Die Zukunft hänge von Innovationen in Batterietechnologie, dem Ausbau von Lade- und Wasserstoffbetankungsinfrastruktur sowie der Akzeptanz von Brennstoffzellen-Lkw ab.

Elektro-Laster lassen sich nur in homöopathischen Mengen verkaufen

Bisher allerdings bleibt der Elektrolaster-Anteil in den meisten Ländern niedrig. Abgesehen von China, Deutschland und den Niederlanden liegen die kumulierten Verkaufszahlen für Elektro-Lkw im mittleren und schweren Segment in den meisten Ländern bei einigen Hundert. In ganz Europa wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 etwas über 6000 Elektro-Lkw verkauft. In China dominieren Elektro-Lkw mit Steckerladegeräten, aber ihr Marktanteil nimmt seit 2020 ab. In den USA signalisieren verbesserte Modelle und Infrastrukturerweiterungen einen stärkeren Elektrifizierungsschub im Jahr 2023. Zehn Bundesstaaten haben bereits das kalifornische „Advanced Clean Trucks“-Gesetz unterzeichnet, das Hersteller verpflichtet, bis 2035 einen steigenden Anteil elektrisch betriebener Lastwagen zu verkaufen. IDTechEx prognostiziert, dass emissionsfreie Lastwagen bis 2030 13% der Verkäufe im mittleren und schweren Lkw-Segment in den USA ausmachen werden.

Treiber in der EU sind vor allem Deutschland und die Niederlande

In der EU stiegen die Neuzulassungen von Elektro-Lkw in den ersten drei Quartalen 2023 beeindruckend um 321,7% auf 3.918 Einheiten. Deutschland und die Niederlande trieben dieses Wachstum maßgeblich an und machten 65% der Elektro-Lkw-Verkäufe in der EU aus. Elektro-Lkw repräsentieren nun 1,5% des Marktes, ein signifikanter Fortschritt gegenüber dem Vorjahr (0,4%). Volvo Trucks ist derzeit Marktführer bei batterieelektrischen Lkw-Verkäufen in Europa.

Branchenverbände fordern klaren Fahrplan vom Bund

Auch der Bundesverband deutscher Spediteure geht davon aus, dass „der Marktanteil zuverlässiger und effizienter batterieelektrischer leichter und schwerer Nutzfahrzeuge in den nächsten Jahren stetig anwachsen“ wird. Dafür müsse die Bundesregierung aber unter anderem einen verlässlichen Fahrplan für den Aufbau einer geeigneten Lade-Infrastruktur für Laster vorlegen und die Stromkosten in den Griff bekommen, forderte der Verband schon 2022 in einer gemeinsamen Grundsatz-Stellungnahme der unmittelbar involvierten Branchenverbände.

Infrastruktur für Elektro-Lkw machte 2023 große, aber unzureichende Fortschritte

Elektro-Lkw sind bisher weitgehend auf das Aufladen außerhalb der Betriebszeiten angewiesen, hauptsächlich an privaten oder halbprivaten Ladestationen und oft über Nacht. Es gibt weltweite Bemühungen, das Schnell- oder Ultra-Schnellladen zu skalieren, um sowohl regionale als auch Langstreckenoperationen technisch und wirtschaftlich machbar zu machen. Die Kommerzialisierung von Ladestationen mit einer Leistung von einem Megawatt (MW) erfordert erhebliche Investitionen, da Stationen mit solch hohem Leistungsbedarf erhebliche Kosten für Installation und Netzwerkausbau verursachen. Alternative Lösungen umfassen die Installation stationärer Speicher und die Integration lokaler erneuerbarer Kapazitäten, kombiniert mit intelligentem Laden, um sowohl die Infrastrukturkosten im Zusammenhang mit dem Netzanschluss als auch die Beschaffungskosten für Strom zu reduzieren.

Bisher kaum Brennstoffzellen-Lkw auf dem Markt

Die Anzahl der verkauften wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Elektro-Lkw (FCETs) lässt sich laut IDTechEx immer noch an den Fingern abzählen. Aber diese Zahl dürfte 2024 wachsen, da Unternehmen wie Nikola, Toyota, Honda, Daimler, Volvo und Hyundai ihre Pläne zur Entwicklung von Brennstoffzellen-Lkw ausweiten. Die Partnerschaft zwischen Daimler und Volvo (Cellcentric) scheint eine Art Absicherung zu sein, um alle Möglichkeiten abzudecken, falls erhebliche staatliche Fördermittel für Wasserstoffproduktion und Infrastruktur Brennstoffzellen-Lkw mittelfristig rentabel machen. IDTechEx glaubt, dass fundamentale Probleme mit Effizienz und Produktion von grünem Wasserstoff Hindernisse für die breite Akzeptanz von Brennstoffzellen-Lastern bleiben werden.

Autor: KI Oiger-News

Quellen: IDTechEx, Bundesverband Spedition und Logistik

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt