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„Scio“ übernimmt Dresdner Chipwerk-Automatisierer „Fabmatics“

Mit maßgeschneiderten Robotern wie diesem "Hero" hat Fabmatics bereits zahlreiche Chipfabriken nachträglich hochautomatisiert. Nun gehört das Dresdner Unternehmen zum Scio-Konzern. Foto Fabmatics

Mit maßgeschneiderten Robotern wie diesem „Hero“ hat Fabmatics bereits zahlreiche Chipfabriken nachträglich hochautomatisiert. Nun gehört das Dresdner Unternehmen zum Scio-Konzern. Foto Fabmatics

Pfälzer stärken ihre Reinraum-Geschäfte, Sachsen hoffen auf Kapitalrückhalt für Wachstum

Dresden/Frankenthal, 5. November 2023. Der Frankenthaler Automatisierung-Konzern „Scio“ kauft „Fabmatics“ aus Dresden. Die Pfälzer wollen damit ihre Marktposition in der Chipfabrik-Automatisierung stärken. Die Fabmatics-Chefs wiederum wollen laut eigenem Bekunden der Dresdner Firma bessere Wachstums-Chancen in der Regie einer kapitalstarken neuen Muttergesellschaft eröffnen. Das geht aus Mitteilungen von Fabmatics und Scio Automation hervor. Die Übernahme muss allerdings erst noch von den staatlichen Wettbewerbshütern genehmigt werden.

Bisher HAP-Chef: Steffen Pollack. Foto: Fabmatics

Steffen Pollack. Foto: Fabmatics

Starker Automatisierer in der Halbleiterindustrie

„Wir gründeten unser Unternehmen 1991 in der turbulente Nachwendezeit, um unsere Zukunft selbst zu gestalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen“, erklärte Fabmatics-Mitgründer Steffen Pollack. „Seitdem haben wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fabmatics zu einem starken Player und Spezialisten in der Automatisierung der Halbleiterindustrie entwickelt.“ Nun sei es Zeit für den nächsten Entwicklungsschritt. Den können oder wollen die Dresdner jedoch nicht allein gehen, sondern durch einen Verkauf an ein anderes Automatisierungsunternehmen.

„Tragende Portfolio-Säule“

Durch den Zukauf stärkte die Scio ihr Geschäftsfeld in der Reinraum-Automatisierung und ihre weltweite Marktpräsenz, hieß es von den Pfälzern. So übernimmt Scio mit dem Dresdner Unternehmen gleichzeitig auch deren US-Tochter in Utica. Fabmatics werde helfen, das Reinraum-Logistik-Segment der Scio „zu einer tragenden Portfolio-Säule“ weiterzuentwickeln können, hofft Scio-Automation-Chef Michael Goepfarth.

HAP und Ortner Dresden, die inzwischen zur Fabmatics verschmolzen sind, haben auch InfineonChipwerke mit Robotern und anderer technik nachautomatisiert. Foto: Infineon/ Fabmatics

HAP und Ortner Dresden, die 2015/16 zur Fabmatics verschmolzen sind, haben unter anderem die Infineon-Chipwerke in Dresden nachautomatisiert. Foto: Infineon/ Fabmatics

Fabmatics geht auf Fusion zweiter Nachwende-Gründungen zurück

Die „Fabmatics“ hat ihre Wurzeln in zwei Nachwende-Entwicklungen in Sachsen: Zum Einen gründeten Steffen Pollack, Lothar Andritzke und Manfred Jähnert 1991 die „Handhabungs-, Automatisierungs- und Präzisionstechnik GmbH“ in Dresden. 2015 übernahm HAP die „Roth & Rau – Ortner GmbH“, die 1998 in Dresden als Tochter der österreichischen Firma „Ortner“ gegründet worden war. Bereits 2014 hatten die HAP-Gründer bereits eine Minderheits-Beteiligung am Unternehmen an die „Süd Beteiligungen GmbH und den „Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen“ verkauft. Ab 2016 firmierte das Konglomerat unter dem neuen gemeinsamen Firmennamen „Fabmatics“. Spezialisiert ist das Dresdner Unternehmen vor allem auf die Nachautomatisierung älterer Chipwerke, die mit 200 Millimeter großen Wafern arbeiten, aber auch von Fabriken aus anderen Technologiebranchen. Im Fokus stehen dabei Roboter und Belade- und Transportsysteme. Zu den Kunden zählten und zählen unter anderem Siemens, Infineon, Zeiss sowie Solarfirmen. Seit einiger Zeit engagiert sich das Unternehmen auch verstärkt auf den amerikanischen Märkten. Inzwischen beschäftigt Fabmatics rund 300 Menschen und erwirtschaftet jährlich rund 45 Millionen Euro Umsatz.

Scio-Konzern umfasst zehn Töchter

Die Scio-Gruppe wiederum auf die Automatisierung von Industriebetrieben spezialisiert. Der Pfälzer Konzern beschäftigt in zehn Tochterunternehmen reichlich 1100 Menschen an über 30 Standorten in acht Ländern. Die Töchter agieren dabei weitgehend selbstständig. Die Scio-Dachgesellschaft entstand 2019 durch den Zusammenschluss der Vescon-Gruppe und der „Schiller Automatisierungstechnik“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Fabmatics, Scio, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt