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3D-Druck aus Materialmix: Heteromerge Dresden liefert erste Prototypen aus

Die Farbschichten in diesem beispielhaften Mikromodell der Dresdner Frauenkirche stehen für die verschiedenen Kunststoffe, die der Multimaterial-3D-Druckkopf von Heteromerge verarbeiten kann. Visualisierung: Jan Weskot (Konsultaner) für Heteromerge

Die Farbschichten in diesem beispielhaften Mikromodell der Dresdner Frauenkirche stehen für die verschiedenen Kunststoffe, die der Multimaterial-3D-Druckkopf von Heteromerge verarbeiten kann. Visualisierung: Jan Weskot (Konsultaner) für Heteromerge

Mini-Teleobjektiv fürs Smartphone im Blick: TU-Ausgründung sammelt frisches Kapital ein

Dresden, 6. November 2023. „Heteromerge“ Dresden hat die ersten Prototypen seiner Multimaterial-3D-Drucker an Kunden ausgeliefert. 2024 wollen die Gründer die neuartigen „Merge One“-Druckköpfe für den Aufbau von Mikrostrukturen aus verschiedenen Werkstoffen dann auch in Serie fertigen. Dafür haben sie inzwischen auch frisches Kapital in einer Finanzierungsrunde eingesammelt. Das hat die Dresdner Uni-Ausgründung mitgeteilt.

Internationale Pilotkunden bekommen erste Geräte für Mikrostrukturen

„Wir konnten erste internationale Pilotkunden mit unserer Druckkopftechnologie beliefern“, berichtete Mitgründer und Firmenchef Robert Kirchner. Damit werde es möglich, „hocheffiziente Strukturen im Mikrometerbereich mit extrem präziser Positionierung der einzeln Materialbereiche im Nanometerbereich zueinander“ zu erzeugen – auch direkt auf Halbleiter-Scheiben (Wafern), die in Chipfabriken in weiteren Prozessschritten verarbeitet werden. „Neben der Markteinführung der ersten Generation bereiten wir bereits die nächste Generation unseres Druckkopfes vor.“

Ausgründung aus Dresdner Elektronikforschungs-Zentrum Cfaed

Heteromerge ist im Januar 2023 als Ausgründung aus dem Zentrum für fortgeschrittene Elektronik Cfaed der TU Dresden entstanden. Die Spezialität des jungen Unternehmens ist ein besonderes 3D-Druck-Verfahren: die sogenannte „Zwei-Photonen-Polymerisation“ (2PP) aus rasch wechselbaren Kunststoffen. Dabei setzen die Dresdner ein spezielles Multiphotonen-Mikroskop als 3D-Druckkopf ein. Dieser Kopf hängt in flüssigem Kunststoff und kann dann schichtweise mit ultravioletten Strahlen (UV) das Material in der gewünschten Form aushärten. Um eine neue Kunststoffart – zum Beispiel für die nächste Linsenebene – einzusetzen, wird die alte Flüssigkeit automatisch abgesaugt und durch anderen Flüssigkunststoff aus einer neu eingesteckten anderen Kassette ersetzt – und der Druckprozess kann weitergehen.

Die mit den 3D-Druckköpfen von Heteromerge erzeugten Mikrostrukturen (hier beispielhaft die Frauenkirche Dresden) im Größenvergleich. Abb.: Jan Weskot (Konsultaner) für Heteromerge

Die mit den 3D-Druckköpfen von Heteromerge erzeugten Mikrostrukturen (hier beispielhaft die Frauenkirche Dresden) im Größenvergleich. Abb.: Jan Weskot (Konsultaner) für Heteromerge

Mikrolinsen für Handys und schmerzarme Nadeln herstellbar

Die Uni-Ausgründung will vorerst keine kompletten 3D-Drucker, sondern Aufrüst-Köpfe für existierende Anlagen herstellen. Als Einsatzfelder sehen die Dresdner unter anderem die Produktion von Mikrolinsen für Smartphones und ähnliche Kleinst-Optiken, von besonders patientenschonenden medizinischen Mikronadeln, Laseroptiken und dergleichen mehr. Denkbar wäre, damit zum Beispiel echte Miniatur-Teleobjektive in Handys zu integrieren.

Zum siebenköpfigen Team gehören die Gründer Robert Kirchner, Jörg Knorr und Josua Zscheile. Das Unternehmen zieht derzeit schrittweise von seinem Heimatinstitut Cfaed an der Helmholtzstraße in das Technologiezentrum Dresden-Süd an der Gostritzer Straße um.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Auskünfte R. Kirchner, Heteromerge, Mikrosystemtechnik-Kongress 2023 in Dresden, Oiger-Archiv, Northdata

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt