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Streit um Elektronikschrott-Testfabrik Freiberg geht weiter

Pilotanlage am HIF zur Erfassung, Identifizierung und Detektion komplex zusammengesetzter Recyclingstoffströme. Foto: Detlev Müller für das HZDR / HIF

Pilotanlage am HIF zur Erfassung, Identifizierung und Detektion komplex zusammengesetzter Recyclingstoffströme. Foto: Detlev Müller für das HZDR / HIF

Privatinstitut UVR will Technikum nicht preisgeben und widerspricht ministerieller Kompromissformel

Freiberg/Dresden, 29. September 2023. Der Streit zwischen dem privaten Rohstoff-Forschungsinstitut „UVR-FIA“ und dem Freistaat sowie Helmholtz um die geplante Elektronikrecycling-Testfabrik „Flexiplant“ in Freiberg geht weiter: Von einer Einigung mit dem Land könne keine Rede sein, teilten UVR-Chef Henning Morgenroth und Projektleiterin Irina Bremerstein auf Oiger-Anfrage mit – und widersprachen damit gegenteiligen Darstellungen aus dem Wissenschaftsministerium.

„Flexiplant“ soll innovative Hightech-Aufbereitung für Elektronikschrott erproben

Zum Verständnis: Das UVR-FIA war nach der Wende aus einem DDR-Akademieinstitut an der Chemnitzer Straße in Freiberg hervorgegangen. Gleich nebenan siedelte sich 2011 das „Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie“ (HIF) als Tochter des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf an. Die Helmholtz-Recyclingforscher wollen nun eine 108 Millionen Euro teure „Flexiplant“ in Freiberg bauen. Dort möchten sie neue Hightech-Methoden für die Aufbereitung von Elektronikschrott erproben. Die Testfabrik soll aber in der Halle entstehen, die das UVR seit Jahren für ein Technikum mit wichtigen Ausrüstungen angemietet hat. Wenn Helmholtz diese Halle kassiere, stehe das Privatinstitut vor dem Haus, fürchten die Forscher.

Die UVR-Technikumshalle von außen. Foto: UVR-FIA GmbH

Die UVR-Technikumshalle von außen. Foto: UVR-FIA GmbH

Staatssekretär Handschuh auf Verhandlungsmission

Das Wissenschaftsministerium in Dresden hatte zuletzt auf Oiger-Anfrage berichtet, Staatssekretär Andreas Handschuh habe einen Kompromiss mit dem UVR ausgehandelt: Die Privatforschung bleibe am alten Standort, für seine wirtschaftlichen Aktivitäten würden die Stadt Freiberg und der Landkreis gemeinsam einen neuen Standort suchen.

Die Freiberger UVR-Halle von innen. Foto: UVR-FIA GmbH

Die Freiberger UVR-Halle von innen. Foto: UVR-FIA GmbH

UVR: Können unsere kommerziellen Aktivitäten nicht abtrennen

Tatsächlich aber schwelt der Streit offensichtlich weiter: Beim Gespräch mit dem Staatssekretär am 20. September 2023 habe Handschuh das UVR „erstmals über die am Vortag offiziell beschlossenen Pläne des Freistaates“ informiert, berichten Bremerstein und Morgenroth. Eine Abtrennung „wirtschaftlicher Aktivitäten“ an einen anderen Standort sei schwer vorstellbar, da das UVR nun einmal privat geführt werde und „Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Auftrag von Industriekunden aus Deutschland, Europa und dem Rest der Welt“ realisiere durch. „Unsere Tätigkeit ist deshalb per se kommerziell.“

90 % vom Umsatz hängen am Technikum

Von der installierten Versuchstechnik in der umstrittenen Akademiehalle sei das Institut essenziell abhängig: „90 % unseres Umsatzes wird mit unserer technischen Versuchsinfrastruktur in unserem Technikum realisiert. Diese Gebäude beansprucht das HZDR/ HIF.“ Der Streit dürfte also weitergehen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: UVR-FIA, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt