News, Wirtschaft, zAufi

Sachsen spielt Schlüsselrolle in E-Strategie von VW

Auf diesen Chassis-aufbau sollen verschiedene Modelle der VW-Familie passen. Foto Volkswagen

Auf diesen Chassis-aufbau sollen verschiedene Modelle der VW-Familie passen. Foto Volkswagen

Erstes ID-Elektroauto soll im November 2019 das Werk Zwickau verlassen, Dresden wird weiter als Pionierstandort profiliert

Dresden, 19. September 2018. Sachsen wird in der Elektromobilitäts-Strategie von Volkswagen eine zentrale Rolle spielen: In Zwickau investiert der Konzern rund 1,2 Milliarden Euro, um den Standort vollständig umzurüsten und dort zuerst die Massenproduktion der neuen „I.D.“-Elektroautos auf Basis des E-Baukastensystemes MEB starten zu können. Die ersten IDs sollen die Zwickauer Fabrik im November 2019 verlassen, kündigte E-Mobilität-Vorstand Thomas Ulbrich heute in der gläsernen VW-Manufaktur Dresden an. Die Dresdner Manufaktur wird als Pionierstandort für Elektromobilität weiter profiliert und soll ebenfalls ein ID-Elektroauto produzieren. Der bisher dort produzierte E-Golf läuft dann aus.

Thomas Ulbrich ist der neue Geschftsführer von Volkswagen Sachsen und Volkswagen-Markenvorstand E-Mobilität. Foto: Volkswagen

Thomas Ulbrich ist Geschftsführer von Volkswagen Sachsen und Volkswagen-Markenvorstand E-Mobilität. Foto: Volkswagen

Zulieferketten ändern sich für E-Autos gravierend – zu Gunsten von Asien

Der Umstieg auf elektrische Fahrzeuge und die MEB-Plattform wird indes weitreichende Folgen über die Montage-Werke hinaus und für den gesamten Wirtschaftsraum um die einzelnen Standorte herum haben. So sinkt die Wertschöpfungstiefe, weil viele Bauteile wie Einspritzpumpen oder komplizierte Getriebe in E-Autos einfach nicht mehr benötigt werden. Dafür entstehen neue Zulieferketten, allerdings nicht unbedingt in Europa, sondern in vielen Fällen nach Asien.

Batteriezellen kauft VW bei Samsung und LG in Korea

Etwa 25 bis 30 Prozent der Zulieferketten verlaufen bei E-Autos anders als bei Verbrennungs-Fahrzeugen, schätzt VW-Vorstand Ulbrich. Das betrifft beispielsweise Ladetechnik, Leistungselektronik, vor allem aber Batterien. Die will der deutsche Autoriese selber konfektionieren. Die Zellen dafür hat sich VW inzwischen vertraglich bei den südkoreanischen Konzernen Samsung und LG gesichert. Um sich alternative Lieferquellen zu erschließen, baut Volkswagen zudem ein Kompetenzzentrum für eigene Batteriezellen in Salzgitter auf. Außerdem investiert der Konzern rund 100 Millionen Euro in das noch junge Unternehmen „Quantumscape“, das an neuartigen Feststoff-Batteriezellen arbeitet. Dagegen bleibt VW beim Blech. Karbon-Verbundmaterialien (CFK), wie sie BMW in seinen Elektroautos und Hybriden i3 und i7 verbaut, werden aus Kostengründen nicht so schnell in den VW-Fabriken Einzug halten, meint Ulbrich.

Visualisierungen der geplanten ID-Elektroautos von VW. Foto: VolkswagenVisualisierungen der geplanten ID-Elektroautos von VW. Foto: Volkswagen

Visualisierungen der geplanten ID-Elektroautos von VW. Foto: Volkswagen

Neben E-Umrüstung auch Kapazitäts-Erweiterung in Zwickau

Trotz dieser sich ändernden Ketten und Wertschöpfungstiefen sieht der Vorstand keine Gefahren für die knapp 10.000 VW-Arbeitsplätze in Sachsen: Die VW-Manufaktur Dresden hat derzeit 380 Mitarbeiter und erst kürzlich eine zweite Schicht gestartet – sie wird also weiter hochgefahren. Zwickau wiederum ist für überschaubare Zeit als Rückgrat der ID-Produktoffensive gedacht. Dort will der Vorstand durch Kapazitätserweiterungen dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter auch in den nächsten Jahren genug Arbeit haben: Derzeit können die 7700 Mitarbeiter in Zwickau bis zu 1350 Golfs und Passats mit Verbrennungs-Motoren fertigen. Künftig sollen es bis zu 1500 Elektroautos auf MEB-Basis sein. Und das Motorenwerk Chemnitz mit seinen 1650 Beschäftigten soll für mindestens zehn Jahre noch mit der Produktion von Verbrennungsmotoren ausgelastet werden.

Ziel: E-Auto soll kaum teurer als ein Diesel sein

Die einfachere Bauweise des MEB-Systems bringt für VW und letztlich auch die ID-Käufer indes auch einige Vorteile mit sich: Im Vergleich zu heutigen Elektroautos à la e-Golf soll die Produktion MEB-basierte ID-Fahrzeuge etwa 35 Prozent weniger kosten, verriet Ulbrich. Und perspektivisch rechnet er damit, dass diese neuen Fahrzeuge kaum teurer als Dieselautos sein werden. „Wir bauen Elektroautos für Millionen, nicht für Millionäre“, betonte der Vorstand.

Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Das MEB-System im Kurzüberblick

VW Dresden soll auch einen ID bauen

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt