0-Prozent-Prognose – „Es fehlen Milliardeninvestitionen“
Köln/München, 8. Mai 2024. „Fast alle wachsen, nur Deutschland nicht“ lautet die Quintessenz für die neue Konjunkturprognose aus dem „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW) in Köln: Während beispielsweise das chinesische Bruttoinlandprodukt (BIP) in diesem Jahr um 4,5 Prozent zulegen dürfte, die USA immerhin noch auf zwei Prozent und der Euro-Raum auf durchschnittlich 0,75 Prozent Wachstum können dürften, wird die deutsche Wirtschaft weiter stagnieren.
„Im Standortwettbewerb verliert Deutschland den Anschluss – es fehlen Milliardeninvestitionen“, meinen die IW-Forscher. Derweil berichtet das Ifo-Institut von einem sich verschärfenden Auftragsmangel in der Industrie.
Hohe Kosten, Baukrise, Nachfrageschwäche für Maschinen und Bürokratie kommen zusammen
Gründe für die Stagnation in Deutschland sehen die Kölner Ökonomen unter anderem in den hohen Energie- und Lohnkosten in der Bundesrepublik, der weiter schwachen globalen Nachfrage für deutsche Maschinen, der Krise in der hiesigen Bauwirtschaft, hohen Steuern, zuviel Bürokratie und in „fehlenden Investitionsimpulsen aus der Politik“.
Privater Konsum stützt die Nachfrage – doch reicht nicht aus
Nur der private Binnen-Konsum sei wegen der inzwischen sinkenden Inflation wieder etwas angesprungen und sorge für eine gewisse Nachfrage. „Für einen echten Aufschwung reicht das nicht aus,“ warnt allerdings IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. „Neben dem Konsum müssen die Investitionen endlich in die Gänge kommen. Hier haben sich mittlerweile gewaltige Lücken aufgebaut.“ Dazu brauche es einen angebotspolitischen Anschub, der die Standortbedingungen verbessere. „Wenn sich nichts ändert, verschleudern wir auch weiterhin unser Potenzial“, betont der Ökonom.
Andere Ökonomen verweisen auch auf Personalmangel und Digitalisierungs-Rückstände
Andere Wirtschaftsforschungsinstitute hatten zuletzt auch immer wieder auf weitere Bremsfaktoren für die deutsche Volkswirtschaft hingewiesen. Dazu gehören der Fachkräftemangel sowie Digitalisierungs- und Infrastruktur-Rückstände in der Bundesrepublik.
Ifo: Auftragsmangel verschärft sich
Unterdessen hat sich der Auftragsmangel in Deutschland laut Ifo-Institut weiter verschärft. Dies sei ein Hemmnis für die Konjunktur, warnen die Münchner Forscher. In ihren Umfragen berichteten im April 39,5 Prozent der Industriefirmen von fehlenden Aufträgen, nach 36,9 Prozent im Januar. Im Dienstleistungssektor stieg der Anteil von 32,1 auf 32,4 Prozent. „Der Mangel an Aufträgen hemmt die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland“, schätzt Ifo-Forscher Klaus Wohlrabe ein. „Kaum eine Branche bleibt verschont.“
Energiehungrige Branchen besonders betroffen
Und auch hier kommen wieder die hohen deutschen Energiepreise ins Spiel: In der Industrie sind laut Ifo München die energieintensiven Branchen besonders betroffen: Im Papiergewerbe liege der Anteil bei 53,9 Prozent, in der Metallerzeugung und -bearbeitung bei 50,6 Prozent und in der Chemischen Industrie 46,6 Prozent.
Bei den Dienstleistern haben vor allem die Personalagenturen (63,9 Prozent) zu wenig Aufträge. „Die generell schwache wirtschaftliche Entwicklung senkt die Nachfrage nach Leiharbeitern“, erklärt Wohlrabe. In der Gastronomie klagen 36,9 Prozent über fehlende Gäste. In der Veranstaltungsbranche liegt der Anteil bei 45,5 Prozent. „Gerade kleinere Anbieter, abseits von den Großereignissen, könnten mehr Veranstaltungen stemmen“, sagt Wohlrabe. „Der Logistikbranche fehlen vor allem die Transportaufträge aus der Industrie.“
Autor: hw
Quellen: IW Köln, Oiger-Archiv, Wikipedia
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