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Fachkräftemangel trifft Ostdeutschland besonders

Der demografische Wandel und politische Sonderwünsche belasten die Rentensysteme und andere Sozialversicherungen zunehmend. Visualisierung: Dall-E

Der demografische Wandel wirkt in Ostdeutschland bereits stärker Visualisierung: Dall-E

Demografischer Wandel wirkt stärker

Dresden, 26. März 2024. Ostdeutsche Unternehmen bekommen Fachkräftemangel stärker zu fühlen als Betriebe in anderen Teilen Deutschlands. Das geht aus Konjunkturumfragen des Ifo-Instituts unter 9000 deutschen Firmen in ganz Deutschland hervor – darunter waren 1700 ostdeutsche Betriebe.

42 % der ostdeutschen Betriebe durch Personalmangel ausgebremst

Dabei gaben 42,1 Prozent der ostdeutschen Unternehmen im ersten Quartal 2024 an, dass ihre Geschäfte durch fehlendes Fachpersonal beeinträchtigt sind, teilte Ifo Dresden mit. Für ganz Deutschland lag der Wert bei 36,3 Prozent. Besonders deutlich war der Unterschied in der Industrie. Dort lag der Anteil der vom Fachkräftemangel beeinträchtigten Unternehmen in Ostdeutschland im ersten Quartal 2024 mehr als 16 Prozentpunkte über dem gesamtdeutschen Schnitt.

Der Fachkräftemangel in allen deutschen Unternehmen (hellgrüne Linie) und speziell in Ostdeutschland (dunkelgrün) im Vergleich. Grafik: Ifo Dresden

Der Fachkräftemangel in allen deutschen Unternehmen (hellgrüne Linie) und speziell in Ostdeutschland (dunkelgrün) im Vergleich. Grafik: Ifo Dresden

Vor allem zwei Gründe: Mehr Nachfrage und stärkere Überalterung

Für den Unterschied sind vor allem zwei Effekte verantwortlich, schätzen die Ifo-Ökonomen ein: „Die befragten Unternehmen äußerten sich im Osten sowohl bezüglich ihrer Geschäftslage als auch ihrer Erwartungen zuversichtlicher als im bundesweiten Vergleich. Die stärkere Konjunktur führt zu einer höheren Nachfrage nach Arbeitskräften“, erklären die Forscher.

Außerdem gehe das Arbeitsangebot in Ostdeutschland schneller zurück als andernorts: „Der demografische Wandel auf den Arbeitsmärkten im Osten macht sich bereits seit Jahren deutlich stärker bemerkbar“, erläuterte Ernst Glöckner von Ifo Dresden. Dieser Effekt hatte schon nach der Wende eingesetzt, als viele junge Menschen angesichts der katastrophalen Job-Aussichten im Osten wegzogen. Neben diesem direkten Mangel an Fachkräften kam hinzu, dass dadurch über eine Dekade lang die Geburtenraten in Ostdeutschland sehr niedrig waren – mit Langzeit-Folgen für die Altersstruktur. Insofern haben die Ostdeutschen den demografischen Wandel, der inzwischen auch die alte Bundesrepublik erreicht hat, schon seit Jahren zu spüren bekommen.

Gerade auch in Sachsen wächst deshalb die Sorge, dass ein Teil der Wachstumsimpulse zum Beispiel in der Chipindustrie durch Personalmangel verpuffen könnte.

Anstand zwischen Ost und West wächst

Im Übrigen habe sich der Abstand zwischen den ostdeutschen und den bundesweiten in den vergangenen Jahren vergrößert, betonen derweil auch die Ifo-Forscher. Mit Blick auf die Gesamtwirtschaft erreichten beide Gruppen den Höchststand im dritten Quartal 2022, als bundesweit wie auch im Osten etwa die Hälfte der Unternehmen angab, unter Engpässen an qualifizierten Arbeitskräften zu leiden. Seitdem ist der Anteil der Betroffenen unter den befragten ostdeutschen Unternehmen weniger stark zurückgegangen als der bundesweite Vergleichswert. All dies dürfte die wirtschaftliche und soziale Angleichung zwischen Ost und West weiter ausbremsen.

Autor: Oiger

Quelle: Ifo Dresden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt