Präsidentschaftswahl steht im Inselstaat bevor
Berlin/Dresden/Taipeh, 13. Januar 2024. Deutschland sollte seine Handelsbeziehungen mit Taiwan ausbauen – um die Unabhängigkeit und Demokratie in diesem Land zu stärken und um selbst unabhängiger von Zulieferungen aus China zu werden. Dafür hat China-Expertin Dr. Wan-Hsin Liu vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) mit Blick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Taiwan plädiert.
Neue Weichenstellungen im Verhältnis zu China möglich
„Deutschland und die EU sollten jetzt intensiver denn je prüfen, wie sie Taiwan strategisch als Handelspartner in ihre Diversifizierungsbemühungen einbeziehen können, um kritische Abhängigkeiten und Risiken im China-Geschäft zu verringern“, meint Wan-Hsin Liu. „Dies gilt unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahl, wäre aber umso dringlicher, falls der in Umfragen Ende 2023 führende Lai Ching-Te gewinnen würde, dem China stark misstraut. Bei einem Erfolg des Kandidaten aus der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei könnte China den Konflikt mit Taiwan durch wirtschaftlichen und politischen Druck verschärfen.“
Besonders Taiwans Elektronikindustrie ist wichtig für deutsche Wirtschaft
Falls Deutschland im Zuge seiner Diversifizierungs-Strategie jedoch die Verflechtung mit Taiwan abbauen sollte, dann „ würde sich die Gefahr für Taiwan erhöhen, von der Weltwirtschaft isoliert und noch abhängiger von China zu werden. Das könnte die über Jahrzehnte aufgebauten demokratischen und rechtsstaatlichen Institutionen Taiwans gefährden“, warnt die IfW-Forscherin. „Außerdem verlören Deutschland und die EU technologische und wirtschaftliche Potenziale des Handelspartners Taiwan, vor allem in der Elektronikindustrie.“
Sachsen will mit Blick auf TSMC-Ansiedlung enger mit Taiwan zusammenarbeiten
Derzeit geht der Trend aber eher hin zu einem Ausbau der deutsch-taiwanesischen Beziehungen. So subventioniert Deutschland die Ansiedlung einer großen Chipfabrik des taiwanesischen Mikroelektronik-Primus „TSMC“ in Dresden mit fünf Milliarden Euro. In diesem Zuge baut Sachsen über seine Hochschulen die Kooperation gen Taiwan aus. Allerdings muten diese Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit gelegentlich wie ein Eiertanz an, weil die deutschen und speziell auch die sächsischen Politiker anderseits China als wichtigen Handelspartner nicht verärgern wollen.
Deutschland spricht von „Wertegemeinschaft“, hat aber keine Botschaft in Taiwan
Aus Furcht vor China unterhält die deutsche Regierung keine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Beide Länder verbinde indes eine „Wertegemeinschaft“, heißt es dazu vom Auswärtigen Amt in Berlin. „Die deutschen Interessen werden durch das Deutsche Institut Taipei wahrgenommen.“ Taiwan sei Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner in Asien. Umgekehrt sei Deutschland für Taiwan der bedeutendste Handelspartner in der EU.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: IfW Kiel, Oiger-Archiv
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